Liebe

über solche Dinge schriebe, nicht nur Wissenschaftler bliebe. Erst jetzt habe ich begriffen, worum es geht: Jeder von uns trägt Gott in sich, doch das wird praktisch nicht offenbart. Aber in mir soll es offenbart werden, denn wenn ich über Dinge spreche, zu denen ich nur als Wissenschaftler gelangt bin, kann das sowohl für mich als auch andere gefährlich sein. Mit der Entwicklung der menschlichen Werte muss sich immer stärker der innere Kontakt zu Gott offenbaren. Der Mensch muss immer stärker spüren, dass er Gott in sich trägt. Es ist unmöglich, die Welt zu erkennen, wenn man nur die Stufen der Leiter emporsteigt — dann bricht diese zusammen. Man darf nicht nur emporsteigen, sondern muss auch von oben hinabsteigen. Je feiner die Ebene ist, zu der wir Vordringen, umso mehr geraten Logik, Erfahrungen und Analyse an die zweite Stelle. Das bedeutet, der Mensch muss sich gleichzeitig als Fleisch und physischer Körper, der von der Umwelt abhängig ist und mit ihr zusammenwirkt, und als Gott fühlen, der von der Umwelt nicht abhängig ist und nur Liebe ausstrahlt, die schöpft, schafft und entwickelt. Und dieses göttliche Teilchen müssen wir ständig in uns spüren, dann werden uns keine menschlichen Werte, wie sehr wir sie auch lieben, beherrschen.

    Vor zwei Tagen rief eine Frau an:
    „Ich hatte einen sehr seltsamen und schrecklichen Traum. Ich sah mein Kind, dessen Körper vollkommen mit Tätowierungen bedeckt war. Ein kleiner Mann, nahezu ein Zwerg, führte mein Kind an der Hand in irgendeinen Raum, und ich wusste, dass dort ein ritueller Mord stattfinden wird.“
    Ich betrachtete das Feld der Frau und sah, dass ihre Angst um den Sohn nicht unbegründet war. Das Feld des Kinds war schlecht. Die Ursache war für mich seltsam und unerwartet — Verabsolutierung von Strukturen, welche außerhalb von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft lagen. Ich hatte nicht einmal eine Bezeichnung für diese Strukturen. Wie kam man aus dieser Situation heraus? Ich schlug Folgendes vor:
    „In zwei früheren Leben hielten Sie Gott für das, was außerhalb von Materie und Raum ist. Und fast außerhalb der Zeit. Doch das war nicht Gott. Sie beteten nicht andere Götter an, sondern höchste menschliche Werte. Und das, was Sie anbeteten, war ihre Verkörperung. Beten Sie und rufen Sie morgen wieder an. Wenn das Feld Ihres Sohnes rein sein wird, habe ich Recht. Wenn Sie ständig Gott in Ihrer Seele spüren, verschwinden Verachtung, Verurteilung und jede Unzufriedenheit mit der Umwelt aus Ihrer Seele.“
    Am nächsten Tag, als sie anrief, sah ich bereits, dass alles normal war. Das hieß, ich konnte mit meinen Forschungen weiter voranschreiten.

    Mutter und Tochter bitten mich, den Vater zu retten. Die Diagnose lautet Lungenkrebs. Lungen- und Magenkrebs sind sehr schwer zu heilen, weil hier nicht nur Klagen gegenüber Nahestehenden, sondern auch dem Schicksal und der Zukunft vorliegen. Die Ursache, die zu solchen Folgen führt, ist die Liebe. Der geliebte Mensch, die Familie und die Kinder wurden zum höchsten Wert. Die damit verbundene Aggression hat der Mann weitgehend an seine Nachkommen übergeben. Ich erkläre seiner Tochter:
    „Das ganze Paket von Klagen gegenüber Nahestehenden, der Umwelt, sich selbst, dem Schicksal und Gott kann Sie und Ihre Kinder töten. Sie müssen unbedingt Ihre Weltauffassung ändern. Wie sehr auch immer die Liebe zu nächsten Verwandten und zur Umwelt gekränkt wurde, das innere Gefühl der Liebe ist unverletzlich. Die Liebe zum Nächsten schafft diese Welt, und weil das Gefühl mit dieser Welt verbunden ist, wird es auch mit der Zerstörung der Welt beträchtlich zerstört. Doch innerlich gibt es nur die Liebe zu Gott. Da Gott ewig ist, ist auch dieses Gefühl ewig. Deshalb dürfen beide Gefühle nicht miteinander verwachsen und sich nicht vereinen. Obwohl sie gegenseitig ineinander übergehen.“
    Die göttliche Liebe offenbart sich in uns umso stärker, je stärker die menschliche Liebe ist. Dann wird die menschliche Liebe zerstört, damit sie sich nicht an die göttliche Liebe kettet, und danach wird sie neu geboren.
    „Erinnern Sie sich an alle Augenblicke“, sage ich der jungen Frau, „in denen Ihr Gefühl des Vertrauens gedemütigt wurde, und durchleben Sie diese erneut unter Wahrung des Gefühls der Liebe.“
    Sie nickt und geht hinaus. Doch als sie nach einiger Zeit das Zimmer betritt, sehe ich keine besonderen Änderungen. Sie ruft den Vater im Krankenhaus an, kehrt nach einer Stunde