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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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natürlich an.«
    Bodmar hob den Kopf. Vor seinen müden Augen tanzten Zimmer und Menschen. »Wie sehen Sie denn aus, Kallberg?« fragte er lallend.
    »Nicht Kallberg. Ich heiße Prikow. Ingenieur Prikow aus Grusinien. Kallberg sind doch Sie, mein Lieber …«
    »Ach ja. Ich bin Kallberg. Ich – bin – Kallberg …« Bodmar lachte laut, dann bog er sich vor Lachen, seine Stimme überschlug sich, er trommelte auf die Sessellehne, und das Lachen wurde zu einem hysterischen Schrei. Dann sank er mit dem Kopf auf den Tisch, die Arme fielen seitlich herab, er schloß die Augen und schlief vor Erschöpfung ein.
    Kallberg und Heppenrath trugen ihn ins Bett.

N EUNUNDDREISSIGSTES K APITEL
    Pünktlich um 11.00 Uhr stand die Turbopropmaschine auf dem Flugplatz von Wolgograd bereit.
    Die Abfertigung von Paß und Papieren vollzog sich schnell … der Beamte warf nur einen flüchtigen Blick auf Bodmars Ausweis, verglich das Bild mit dem tatsächlichen Aussehen, nickte und sagte das berühmte »Dawai!« Reiseleiter Heppenrath regelte alles andere mit einem dumpfen Gefühl im Magen. Erst im Flugzeug ist alles vorbei. Erst wenn wir in der Luft sind, können wir tief durchatmen.
    Er schob sich neben Bodmar, der Kallbergs Koffer abgegeben hatte. Eine kleine, hübsche, pausbäckige Dolmetscherin fragte ihn gerade:
    »Haben Sie verbottene Warre eingekauft, Gospodin?«
    »Nein.« Bodmar lächelte schwach. »Ich habe mich völlig sozialistisch verhalten …«
    »Lassen Sie den Blödsinn«, zischte Heppenrath hinter ihm. »Gehen Sie weiter. Wir haben vier Frauen in der Gruppe, denen zittern die Nerven bereits an den Haarspitzen. Ich flehe Sie an … machen Sie keine Dummheit. Es trifft uns alle –«
    Bodmar nickte. Er schritt durch die Sperre und stand draußen auf dem Vorplatz der Flughalle. Seine Eleganz empfand er wie ein lächerliches Kostüm im Karneval. Kallberg hatte alles aus Deutschland mitgebracht … einen hellgrauen, leichten Sommeranzug, ein modisch gestreiftes Perlonhemd, eine geblümte Krawatte, flache Schuhe in Mokassinform und einen Hut aus fein geflochtenem Stroh.
    »Unsere Maschine –«, sagte Heppenrath und zeigte auf den silberglänzenden Riesenvogel auf dem Rollfeld. Die Gangway war herangeschoben, der Flug aufgerufen worden … in der Tür standen zwei Stewardessen und warteten auf die Gäste. »Ich wünschte, wir wären schon in der Luft …«
    »Angst?« Bodmar verzog schmerzlich das Gesicht.
    »Ich gebe es zu … ja. Verdammte Angst. Ich mache so etwas nicht noch einmal. Gehen wir …«
    Die Reisegruppe Heppenrath marschierte los, über die Betonstraße, merkwürdig still und mit eingezogenen Köpfen. Während sie über die Straße gingen, schielten sie zu Bodmar und machten Gesichter, als habe jeder von ihnen in Wolgograd einen Mord begangen. Heppenrath hatte ihnen alles erklärt, nun dröhnte ihnen bei jedem Schritt die Angst in den Ohren.
    Bodmar erreichte als erster die Gangway. Er stürmte hinauf, als jage man ihn mit Peitschen die Treppe hoch, stürzte in den Leib des Flugzeuges und warf sich in den nächsten Polstersitz. Er blickte nicht mehr zurück und zog mit einem Ruck die Gardine vor das ovale Fenster neben sich.
    Heppenrath setzte sich neben ihn … er atmete hörbar auf.
    »Noch ein paar Minuten«, flüsterte er. »Dann ist es überstanden. Spätestens in München, wenn Sie wieder auf deutschem Boden stehen, werden Sie einsehen, daß es so am besten war. Glauben Sie mir.«
    »Ich glaube Ihnen alles«, sagte Bodmar heiser und lehnte den Kopf zurück an das Nackenpolster. »Es wäre nicht das erstemal, daß man nur glauben und nicht denken soll.«
    Die luftdichten Türen schmatzten zu, die Sicherungshebel rasteten ein. Über den Bordlautsprecher begrüßte der Flugkapitän die Gäste … zuerst auf russisch, dann auf deutsch.
    Er sagte: »Ich hoffe, meine Dammen und Herren, daß Sie ein guttes Bild von der Sowjetunion mit nach Deutschland nähmenn. Ich wünsche Ihnen einen gutten Flugg –«
    Die Leuchtschrift über der Tür zur Bordküche flammte auf. Englisch, die internationale Fliegersprache.
    ›Bitte anschnallen. Nicht rauchen.‹
    Draußen donnerten die Motoren auf, ein Zittern lief durch den schimmernden Leib der Maschine. Dann rollte sie weg, hinüber zur Startbahn.
    »Gott sei Dank!« sagte Heppenrath erlöst. »Gott sei Dank!«
    Bodmar schloß die Augen. Seine Finger verkrampften sich in den Lehnen seines Sitzes. Er spürte, wie die Maschine schneller und schneller wurde, wie sie vom

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