Liebe bringt die höchsten Zinsen
besondere Augenblicke – und für eine ganz besondere Frau."
Der Kellner brachte einen Sektkübel und stellte die Rosen ins Wasser.
Vom Eingang des Lokals her näherten sich zwei Musikanten: ein Geiger fiedelte eine Melodie mit höchster Inbrunst und der Mann mit der Ziehharmonika schmachtete dazu ein Lied von Sehnsucht und Heimweh in ein unförmiges, veraltetes Steckmikrophon am Revers seiner abgewetzten Trachtenjacke.
Bertone blickte starr vor Entsetzen auf die Musiker.
„Oh no, auch das noch. Die hab' ich wirklich nicht bestellt."
„Und ich glaubte tatsächlich, dass sei Ihre Lieblingsmusik!"
„Sie passt perfekt zu diesem sehr speziellen Restaurant, ist aber nichts für mich!"
Er griff zu seiner Brieftasche, zog einen Zehn-Euro-Schein heraus und reichte ihn dem Geiger.
„Finito di cantare permanente!"
Der Geiger missverstand die Aufforderung:
„Si, si, cantare finito. Aber für Sie noch eins, nur für Sie; nur für signora und signore."
Er strahlte Silvio verschwörerisch an. Dann erdröhnte ein Lied von wahrer Liebe und ewiger Treue.
Stefanie: „Das klingt doch wirklich ganz romantisch..."
Bertone befürchtete, ohne es auszusprechen: Mamma mia, die steht auf Kitsch.
Als Stefanie auch noch den Refrain mitsummte, stimmte er notgedrungen und lautstark mit ein: „Wahre Liebe darf nie vergeh'n, darf nie vergeh'n..."
Dann hob er sein Glas, schaute Stefanie tief in die Augen: „Signora hat recht...Cin, Cin, auf unseren Abend".
Das Essen wurde aufgetischt. Stefanie überlegte: Soll ich ihn auf seine Ehe ansprechen – und wie mache ich das? Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen. Betont beiläufig sprach sie das Thema an, das sie besonders interessierte und immer stärker beschäftigte: „Ich habe gehört, dass Sie verheiratet sind. Haben Sie Kinder?"
Für einen Augenblick herrschte betretenes Schweigen. Bertone legte sein Besteck zur Seite, blickte Stefanie ernst und mit sorgenvoller Miene an: „Verheiratet ja. leider nur auf dem Papier. Meine Frau ist todkrank, sie lebt in einem Sanatorium am Lago Maggiore."
„Oh, das tut mir leid. Darf ich fragen, was sie hat?"
Bertone zögerte: „Über persönliche Probleme habe ich noch nie gesprochen, auch nicht zu Signor Waldenberg."
Er machte eine kurze Pause, dann verriet er mit bedrückter Stimme: „Meine Frau Anna leidet an Multipler Sklerose. Bereits seit dem ersten Jahr nach unserer Hochzeit. Es wurde von Tag zu Tag schlimmer: Zusätzlich erschütterten sie immer häufiger epileptische Anfälle. Dann kam Alzheimer hinzu. Meine geliebte Anna! Sie wusste nicht mehr, wo sie war. Sie hatte keine Freude mehr am Leben."
Er trank einen Schluck Wasser.
„Ich habe meine Frau geliebt, mehr als mein eigenes Leben. Ich habe sie zu Hause gepflegt, neun Jahre lang. Am Anfang allein, dann mit einer wirklich sehr guten Krankenschwester. Ich wollte immer für sie da sein. Das war aber auf Dauer nicht möglich. Meine arme Frau! Ihre Krankheit wurde immer grausamer. Sie konnte nicht mehr alleine aufstehen; ich musste sie in ein Sanatorium bringen. Es hat mir das Herz gebrochen, aber es ging nicht anders. Sie gebrochen, aber es ging nicht anders. Sie erkante mich nicht mehr. Jetzt sind wir schon seit fünf Jahren getrennt."
Er hielt kurz inne, bevor er Stefanie mit leiser Stimme anvertraute: „Anna war meine große Liebe. Ich fühlte mich ihr verpflichtet. Deswegen kam eine Scheidung nicht in Frage." Nachdenklich fügte er hinzu: „Vielleicht ist mir die Richtige aber auch noch nicht begegnet..."
Stefanie hörte gerührt und voller Mitgefühl zu. Einen solchen Mann gab es selten; der so stark zu seiner Frau hielt und dafür jetzt schon so viele Jahre eine Ehe auf dem Papier führte.
„Und besteht Hoffnung, dass Ihre Frau irgendwann wieder am Leben teilhaben kann?"
„Die Ärzte sagen: ‚no'! Anna kann nur mit starker Medizin weiterleben."
Stefanie wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Für einen Augenblick herrschte Beklommenheit. Bertone brach das Schweigen: „Hätten Sie nicht die Frage gestellt, hätte ich nichts davon erzählt. Doch jetzt sollten wir nicht länger daran denken. Lassen Sie uns besser den Abend genießen."
Er erhob erneut sein Glas und prostete Stefanie zu. Seine Augen blickten traurig: „Glück und Traurigkeit sind Geschwister, sagen wir in Italien; im Leben
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