Liebe gut, alles gut (German Edition)
geistesabwesend. Alleinstehend. Er sollte eigentlich Interesse an ihr zeigen, sie vielleicht zu einem Kaffee oder einem Drink einladen. Das Problem war nur, dass er nicht im Geringsten an ihr interessiert war.
Früher, in jungen Jahren, war er ständig mit Frauen ausgegangen. Und irgendwann hatte er gemerkt, dass er zu den Männern gehörte, die sich gern häuslich niederlassen wollten. Das Problem im Moment war nur: mit wem?
Nachdem seine Tochter geboren worden war, hatte seine Exfrau aus heiterem Himmel verkündet, sie würde verschwinden. Für ihn war ihr Wunsch zu gehen damals aus dem Nichts heraus gekommen. Er war völlig überrumpelt gewesen und von heute auf morgen der alleinerziehende Vater eines Babys. Natürlich hatte er sich gefragt, ob es an ihm gelegen hatte. Es hatte eine Weile gedauert, bis er erkannt hatte, dass er seine Frau wohl nicht hätte aufhalten können – denn letztlich hatte ihre Entscheidung nichts mit ihm zu tun gehabt.
Während der vergangenen Jahre hatte er immer öfter das Gefühl verspürt, etwas zu versäumen. In Fool’s Gold lebten viele alleinstehende Frauen, und schon mehr als einmal hatte jemand versucht, ihn mit einer von ihnen zu verkuppeln. Hin und wieder ging er auch mit einer Frau aus, aber er hatte nie das Bedürfnis gehabt, sich häufiger zu verabreden. Vielleicht lag es ja an ihm – er war im Grunde einfach nicht willens, seine Tochter oder sein Herz irgendeiner Frau anzuvertrauen.
Neben seinem Wagen blieb Heidi stehen. “Vielen Dank noch einmal.”
“Gern geschehen. Sie haben ja meine Handynummer. Rufen Sie an, wenn es noch einmal Schwierigkeiten geben sollte.”
“Haben Sie denn nie Feierabend?”
“Nein.”
“Die Stadt kann sich glücklich schätzen, dass Sie hierhergezogen sind.”
Er lachte leise. “Erinnern Sie die Leute daran, wenn ich das nächste Mal mein Honorar anhebe.”
“Das mache ich. Versprochen.” Sie lächelte ihn an. “Verstehen Sie mich jetzt bitte nicht falsch, aber ich hoffe, dass ich Sie vor Weihnachten nicht noch einmal sehe. Es sei denn, Sie bringen Ihre Tochter vorbei, damit sie eine Fahrt mit der Kutsche machen kann. Wir halten an unserer Weihnachtstradition fest.”
“Es kann durchaus sein, dass wir vorbeischauen.” Er grinste. “Aber wirklich nur aus dem Grund. Wie wäre das?”
“Perfekt. Ich wünsche Ihnen eine frohe Adventszeit.”
“Ich Ihnen auch, Heidi.”
Er stieg in seinen Wagen. Als er den Motor anließ, sah er Heidi die Verandastufen hinaufgehen. In der Hoffnung, irgendeine Art von Kribbeln zu spüren oder zumindest ein gewisses Interesse an ihrem Hüftschwung, blickte Cameron ihr nach.
Nichts.
Zwanzig Minuten später bog Cameron in seine Einfahrt. Die Weihnachtsbeleuchtung, die er während des langen Thanksgiving-Wochenendes aufgehängt hatte, funkelte in der Dunkelheit. In den Fenstern zur Straße hin hingen mit Lichterketten geschmückte Kränze. Außerdem stand in jedem Fenster eine Kerze. Keine echten. Denn Kaitlyn hatte ihn darüber belehrt, dass die nicht wirklich sicher waren, vor allem nicht in der Nähe von Stoffen und Kindern. Deshalb hatten sie und Rina im Baumarkt in der Stadt batteriebetriebene Kerzen gekauft.
Wie die meisten Hausbesitzer in Fool’s Gold hatte auch Cameron ein Konto im hiesigen Baumarkt. In Anbetracht der vielen Päckchen und Tüten, mit denen seine Tochter und Rina von ihren diversen Einkaufsstreifzügen zurückgekommen waren, schwante ihm Böses, wenn er an die Rechnung dachte, die ihm bald ins Haus flattern würde. Aber er würde es verkraften. Und er freute sich über die Aufregung und weihnachtliche Vorfreude, die seine kleine Tochter ergriffen hatte.
Er parkte in der Auffahrt und schaltete den Motor aus. Noch ehe er aus dem Wagen steigen konnte, wurde die Haustür aufgerissen, und Kaitlyn lief auf die Veranda.
Wie immer bei ihrem Anblick wäre Cameron am liebsten auf die Knie gefallen vor lauter Dankbarkeit, dass es sie gab. Sicher, die ersten Jahre waren hart gewesen. Er und seine Tochter hatten herausfinden müssen, wie man eine Familie, in der es nur ein Elternteil gab, am besten managte. Aber all die Ängste, all die Sorgen waren es wert gewesen. Kaitlyn war der beste, wunderbarste Teil seines Lebens.
Er ließ seine Tasche auf dem Beifahrersitz und trat hinaus in die Dunkelheit. Schon schlang Kaitlyn ihre Arme fest um ihn, um ihn kräftig zu drücken.
“Hallo, mein Schatz”, sagte er zärtlich und strich ihr über die Wange.
Sie schaute zu ihm auf und
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