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Liebe in Zartbitter

Liebe in Zartbitter

Titel: Liebe in Zartbitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Dorn
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Andrés Assistent. Er teilt mir mit, dass ich zum Jaques-Delors-Eingang des Parlamentsgebäudes kommen und dort auf seinen Chef warten soll.
    Unser letzter gemeinsamer Abend.
    Schnell mache ich mich frisch und schlüpfe in das anthrazitfarbene Kostüm, in dem ich André zum ersten Mal begegnet bin und in dem ich Elena besonders ähnlich sehe.
    Elena. Fast beneide ich sie, denn sie hat ihren Hendrik. Und ich?
    Ich werde lediglich eine Erinnerung an schöne Tage in Brüssel mit nach Hause nehmen.

XXXVIII.
     
    Ich sag’s ja: Sand im Getriebe, denkt der Assistent als der Vize-Präsident ins Büro tritt, das er kaum eine Minute vorher verlassen hat.  Der greift nach einer Akte auf seinem Tisch und eilt damit hinaus.
    So geht das schon den ganzen Tag, und zu diesem Termin wird er nun endgültig zu spät kommen. Wer hätte das je von dem peniblen Politiker gedacht, dessen Pünktlichkeit unter den Angestellten sprichwörtlich geworden ist. Diese Mademoiselle aus Deutschland muss ihn völlig verwirrt haben. Oder, beinahe noch schlimmer, den Chef hat es erwischt.
    Zu gern hätte der Assistent das gewusst, denn an sich ist von Damenbekanntschaften des Parlamentariers im klatschsüchtigen Haus noch nie etwas bekannt geworden. Dabei geht de Marville langsam auf die Vierzig zu.
    Die Kleine ist nicht nur hübsch, sondern - wie er selbst miterlebt hat – unberechenbar, und damit das genaue Gegenteil seines Chefs, doch sollen sich Gegensätze ja bekanntlich anziehen.
    Was für Aussichten!? Missvergnügt vertieft sich der Assistent in einen Vorgang. Es gibt noch so viel zu erledigen für die Großkonferenz des Wirtschafts- und Währungsausschusses, da ist das letzte, was er braucht, ein grüblerischer, zerstreuter  Vorgesetzter.

XXXIX.
     
    Ohne Trubel ist das Umfeld des EU-Parlaments nicht vorstellbar. Bis in die Abendstunden halten sich hier Touristen auf, hasten Politiker und Verwaltungspersonal von einem Gebäude zum anderen. Fahren Reisebusse vor und ab.
    Mit langsamen Schritten nähere ich mich den Eingang, wo vor fünf Tagen mit einer Verwechslung begann, was mir jetzt das Herz zu brechen droht.
    Ach, André de Marville, warum bist du kein deutscher Abgeordneter, seufze ich insgeheim, dann würde es wenigstens eine winzige Chance für uns geben.
    Bevor eine vorwitzige Träne ihren Weg über meine Wange findet, wische ich sie energisch weg und mit ihr die aufsteigende Traurigkeit. Mit trübsinnigem Grübeln will ich uns das letzte Zusammensein nicht verderben.
    Auf dem Treppenansatz entdecke ich ihn und winke ihm mit einem wehmütigen Lächeln zu. Er stürzt heran.
    „Da bist du ja endlich, Lena. Schnell, schnell, wir sind spät dran!“
    Ohne eine Begrüßung packt André mein Handgelenk und zerrt mich die Stufen hinauf.
    Was soll das? Ich begreife nichts, folge ihm aber gehorsam zum Empfang. Wahrscheinlich muss er noch arbeiten und ich soll solange auf ihn warten.
    Ich versuche, mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Schließlich ist es unser letzter gemeinsamer Abend. Doch André de Marville kann wohl nun einmal nicht aus der Haut des nüchternen und pflichtbewussten Politikers heraus.
    „Hat Pierre heute nicht Spätdienst?“, fragt er den Uniformierten, der eine Gruppe Besucher abfertigt. Der tut es ganz gemütlich, denn Schlangen bilden sich um diese Zeit nicht mehr.
    „Pierre holt sich eine Tasse Kaffee“, schwatzt er munter drauflos, „er ist drauf und dran, sich krank zu melden. Die Woche hat ihn völlig geschafft.“
    Wir erfahren, dass Pierre glaubt, überarbeitet zu sein, und beginnt, an seinem Verstand zu zweifeln.
    „Da gibt es eine junge Frau, die ihn bis in seine Träume verfolgt“, macht sich der Uniformierte wichtig.
    Ich kann mir ein Kichern nicht verkneifen. Lena und Elena - im Doppelpack können wir den gewissenhaftesten Staatsbediensteten aus der Fassung bringen.
    Ich stelle mir vor, wie er an Tag der Anhörung, kurze Zeit, nachdem ich das Gebäude verlassen habe, auf Elena getroffen ist, die ihm ganz korrekt ihre Kennkarte ausgehändigt hat.
    „Da ist er ja.“
    André winkt den Sicherheitsmann zu sich heran.
    Bei meinem Anblick zuckt der zusammen.
    „Non, non, non, nicht schon wieder Sie! Sie kommen heute hier nicht herein!“, stammelt er. „Nicht ohne Ausweis!“, beharrt er entschlossen.
    „Aber Pierre“, rügt ihn André sanft. „Es muss doch noch ihre Legitimation vorliegen.“
    „Die ist seit gestern ungültig!“
    André zieht mich näher zu sich heran und legt den

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