Liebe meines Lebens
bekommen!”
“Dann bekommst du auch keine Scheidung.” Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. “Es liegt ganz bei dir. Und jetzt geh bitte, und zieh dir etwa Festliches an. Dieser Tag gehört deiner Mutter und nicht dir. Die Unterhaltung darfst du mir überlassen, aber ich erwarte, dass du die glückliche Braut mimst.”
“Und wenn nicht?”
Gregoris wurde ungeduldig. “Du wirst es ihretwegen tun.”
Zu spät wurde Olympia bewusst, was für eine wahnwitzige Idee es gewesen war, Gregoris eine Scheinehe vorzuschlagen. Daran, was sie ihrer Mutter erzählen sollte, hatte sie zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht gedacht.
“Ich habe Spyros gleich gestern angerufen”, eröffnete er ihr. “Er hat keine Fragen gestellt, sondern nur gesagt, dass er sich freut und davon überzeugt ist, dass ich dir ein guter Ehemann sein werde.”
“Wahrscheinlich hofft er, dass du mich jede Nacht grün und blau schlägst.”
Gregoris schüttelte den Kopf und lächelte amüsiert. “Spätestens wenn wir ihm sein erstes Enkelkind ankündigen, wird er merken, dass ich meine Zeit sinnvoller verbracht habe.”
Um es nicht zu einer Szene kommen zu lassen, verzichtete Olympia auf eine Erwiderung, machte auf dem Absatz kehrt und lief in ihr Zimmer, um sich umzuziehen. Ihrer Mutter zuliebe wählte sie das schönste Kleid, das sie besaß.
Gregoris hatte einen Tisch im Savoy reserviert und ein exquisites Essen bestellt. Er hielt sein Wort und ließ keine peinliche Gesprächssituation aufkommen. Er schlug ihnen vor, sofort in seine Londoner Wohnung zu ziehen. Von dort aus könne Irini sich dann in Ruhe ein neues Zuhause suchen. Die Hochzeit würde in zwei Wochen stattfinden. Leider müsse er selbst noch am selben Abend zurück nach Griechenland und würde erst zur Trauung wieder da sein.
Olympia blickte auf ihren Teller, als sie das tiefe Bedauern hörte, dass aus diesen Worten klang. Gregoris war nicht nur ein begnadeter Stratege, sondern auch der geborene Schauspieler.
Nach dem Essen brachte er sie nach Hause. Irini legte sich sofort hin, so erschöpft war sie.
“Sorg dafür, dass Irini noch vor der Hochzeit einen Spezialisten aufsucht”, bat er Olympia. “Ich hätte nie gedacht, dass ich es einmal sagen muss, aber dein Großvater ist hartherzig und verbohrt. Weiß er überhaupt, in welch erbärmlichen Verhältnissen seine Tochter lebt?”
“Es hat ihn nie interessiert.” Sie rang nervös die Hände. “Gregoris, bitte hör mir zu.” Flehentlich sah sie ihn aus ihren großen grünen Augen an. “Wie wollen wir miteinander leben, wenn wir uns so hassen?”
“Wie kommst du denn darauf? Meinst du, ich würde mit einer Frau wie dir zusammenleben wollen?”
Verwirrt blickte sie auf ihre Hände. “Aber ich dachte …”
Er lachte hart. “Ein Rest Stolz ist mir noch geblieben, Olympia. Ich werde das Bett mit dir teilen, aber nicht den Tisch.”
4. KAPITEL
Einige Stunden vor der Trauung traf Spyros Manoulis in Gregoris’ Wohnung ein. Olympia, die ihn nicht hatte kommen hören, war noch im Morgenmantel und suchte nach ihrer Mutter, als sie Stimmen aus dem Salon vernahm. Vorsichtig blickte sie um die Ecke. Tief ergriffen stand Spyros Manoulis vor Irini und hielt ihre Hände. Genauso lautlos, wie sie gekommen war, zog sich Olympia wieder zurück.
Vor einer Woche war sie beim Notar gewesen und hatte den Ehevertrag unterzeichnet. Sie hatte ihn weder durchgelesen, noch hatte sie sich vorher juristisch beraten lassen. Sie hatte ihr Ziel erreicht, die Zukunft ihrer Mutter war gesichert, und alles andere war belanglos.
Sie glaubte fest daran, Gregoris davon überzeugen zu können, dass sie nicht geldgierig war. Hatte er es endlich eingesehen, würde er bestimmt anders für sie empfinden und auf einen Sohn verzichten. Schließlich war Gregoris erst neunundzwanzig und konnte sich mit Kindern noch Zeit lassen.
Während der vergangenen zwei Wochen hatte sie ihn nur telefonisch gesprochen. Die räumliche Entfernung hatte ihr geholfen, wieder zu der abgeklärten und realistischen Lebenseinstellung zurückzufinden, durch die sie sich schon immer ausgezeichnet hatte. Wahrscheinlich hatte auch er sich in der Zwischenzeit wieder beruhigt, ganz bestimmt sogar …
“Darling, es tut mir leid, ich hatte ganz vergessen, wie spät es schon ist!” Irini betrat das luxuriöse Gästezimmer, das sie, Olympia, zurzeit bewohnte.
Meine Mutter ist kaum wiederzuerkennen, dachte Olympia. Innerhalb von nur vierzehn Tagen hatte sich Irini völlig
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