Liebe mit beschrankter Haftung

ihrer Tage. Noch als alte Frau werde ich der verpassten Chance auf die einzig wahre große Liebe hinterhertrauern, bitter, vertrocknet und allein. Vielleicht sterbe ich aber auch jung. Vielleicht ist dies ein Horrorfilm und die vielen Jahre der unerwiderten Liebe haben Daniel psychopathisch werden lassen. Forschend sehe ich ihn an. Blitzt da nicht ein Funke des Wahnsinns in seinen Augen? Plötzlich wird mir ein wenig mulmig, als er jetzt die Hände an mein Gesicht legt und flüstert: »Mia, du machst mich noch wahnsinnig.« Sag ich doch. Der Schweiß bricht mir aus allen Poren und ich schiele unsicher auf seine großen, starken Hände, die meinen Kopf halten. Ein kurzer Ruck, und alles ist vorbei. Er lässt meine Leiche verschwinden, entwickelt ein Massenmörderprofil und jagt von nun an schwangere Frauen. Nein, meine Phantasie geht eindeutig mal wieder mit mir durch.
    »Ja, ich bin verliebt in dich. Und du brauchst mir nicht zu sagen, dass mein Timing scheiße ist, das weiß ich selber«, sage ich schnell und mache vorsichtshalber einen Schritt zurück. Sicher ist sicher. Daniel rückt zu mir auf, ich fühle mich ein bisschen in die Enge getrieben. Und jetzt legt er schon wieder seine Hände an mein Gesicht.
    »Mia.« Mia. Nicht Schneewittchen. Es ist alles vorbei.
    »Ja?«, frage ich schweren Herzens.
    »Glaubst du wirklich, dass ich nach all den Jahren noch immer Gefühle für dich habe? Nachdem du mich sechzehn Jahre wie ein Neutrum behandelt hast? Mich immer wieder weggestoßen hast? Und dich dann von diesem Typen hast schwängern lassen? Meinst du, es reicht aus, dass es dein Kind ist, um es zu lieben, obwohl es von einem anderen Mann ist? Meinst du, ich habe Lust darauf, mir von einem Kuckuckskind den Schlaf rauben zu lassen? Den Lückenbüßer zu spielen?« Mein Mund ist staubtrocken. Er hat ja Recht. Natürlich habe ich das nicht geglaubt. Gehofft vielleicht, meinetwegen. Aber ein bisschen klarer Menschenverstand ist schon noch übrig. Also bringen wir es hinter uns. Noch einmal sehe ich ihn mir ganz genau an, damit ich sein Gesicht niemals vergesse, wenn er gleich für immer aus meinem Leben geht. Dann schüttele ich den Kopf.
    »Nein, natürlich glaube ich das nicht.« Er nickt langsam und ich kann leider nicht verhindern, dass mir die Tränen in die Augen schießen.
    »Und da sieht man mal wieder«, sagt er, während sein Gesicht meinem sehr nahe kommt, »wie wenig du mich kennst. Du bist doch mein Schneewittchen. Und den Zwerg, den nehme ich mit dazu.« Und dann küsst er mich.

HAPPY END
    Entgegen meinen Befürchtungen hatte Daniel durchaus Lust, mit mir zu schlafen. Wir sind seitdem ein Paar und sehr glücklich miteinander. Am 23. Oktober wurde meine Tochter Marie Sommer geboren. Natürlich hat sie Luna Hope den Rang als schönstes Baby der Welt abgelaufen, dies wird jedoch im Sinne des häuslichen Friedens nicht diskutiert.
    Paul und Kati sind glücklich verheiratet und ebenso glücklich getrennt lebend.
    Isabella Schlund heißt mittlerweile Isabella Graf. Sie und ich haben Frieden geschlossen und sie erwartet ebenfalls eine Tochter.
    Hilde hat sich entschlossen, auf ihre alten Tage doch ein bisschen gegen den Strom zu schwimmen und auf Weltreise zu gehen. »Die Schleuderei« wurde verkauft.
    Und mein kleiner Idefix hat sich in eine Dackeldame namens Loki verliebt. Er und Miss Amanda Jones bleiben aber gute Freunde.