Liebe vor der Kamera
»und ich möchte mit Bill Wilson sprechen, weil mir jemand gesagt hat, er
wüßte, wo Marisa zu finden ist, der Superstar seiner Pornofilme .«
»Wie aufregend !« stellte sie ironisch fest.
»Sie wissen wohl nicht, wo ich
sie erreichen kann ?«
»Nein«, erwiderte sie
entschieden. »Und selbst wenn ich es wüßte, würde ich es Ihnen nicht sagen .« Ihre dunklen Augen lachten mich spöttisch an. »Ich möchte
wissen, wann Sie und Ihresgleichen endlich kapieren? Nur weil ein Mädchen
Pornofilme macht, hat sie noch längst kein Verlangen danach, sich von jedem
widerlichen kleinen Lustmolch die Bude einrennen zu lassen. Wahrscheinlich ist
sie glücklich verheiratet, hat zwei Kinder und macht die Filme nur wegen der
Kohlen .«
»Wie kommt es nur, daß ein
Mädchen mit soviel Lebensweisheit in dieser miesen Boutique arbeitet ?« fragte ich im Ton höchster Verwunderung.
»Weil ich die Kohlen brauche .« Sie flatterte theatralisch mit den Lidern. »Niemals hätte
ich mich so tief in die Gosse herabgelassen, wenn ich nicht meine arme,
verwitwete Mutter unterstützen müßte. Und einen kleinen Bruder habe ich auch
noch. Der arme Junge ist ein Krüppel, wissen Sie .«
»Doch nicht der Charlie
Adams ?« rief ich. »Der tolle Bursche, der früher immer
Partner der göttlichen Marisa war?« Ich schüttelte traurig den Kopf. »Ich
hörte, daß sie gerade dabei waren, die schwierigste aller Positionen zu
demonstrieren — Nummer achtundsechzig — , da nieste Marisa im kritischen
Moment, und der arme Charlie landete mit angeknackster Wirbelsäule im
Krankenhaus.«
Sie kicherte. »Und ist Ihnen
aufgefallen, daß Marisa seitdem das eine Bein ein wenig nachzieht ?«
»Passen Sie auf«, sagte ich, » heute abend geht das Geschäft doch nicht mehr. Warum
schließen Sie den Laden nicht und kommen auf einen Drink mit zu mir ?«
»Und wo ist das ?« erkundigte sie sich.
»In Beverly Hills«, antwortete
ich.
Zwar waren ihre Augenbrauen
unter den Fransen nicht zu sehen, doch ihrem Gesichtsausdruck nach zog sie sie
hoch.
»Sie sind offenbar ein reicher
Sexfan .«
»Das Haus ist nur ein kleines
Statussymbol«, erwiderte ich. »Nur ein Swimming-Pool. «
»Das muß ich sehen .« Sie verdrehte begeistert die Augen. »Wenn Sie mir
versprechen, daß Sie mir die achtundsechzigste Position ersparen .«
»Geht in Ordnung«, versicherte
ich. »Spätestens nach der siebenundsechzigsten setzt sowieso der Überdruß ein,
finden Sie nicht auch ?«
»Ich finde, Sie sind der
verrückteste Kerl, der mir je über den Weg gelaufen ist«, entgegnete sie.
Plötzlich hatten wir
Gesellschaft. Entweder trug der Mann Gummisohlen, oder er hatte die Kunst der
schwerelosen Fortbewegung gemeistert. Plötzlich jedenfalls stand er direkt neben
mir. Ein großer, braungebrannter, athletisch wirkender Bursche mit Schultern,
die einem Rugbyspieler Ehre gemacht hätten. Das strohfarbene Haar hing in
wirren Strähnen bis auf die Schultern, und getönte Brillengläser verbargen die
Augen. Er trug ein mauvefarbenes Hemd, das bis zur
Taille offenstand und einen gut entwickelten, unbehaarten Brustkorb zeigte. Die
verwaschenen Jeans saßen so eng, daß das Bücken für ihn äußerst beschwerlich
sein mußte.
»Tag, Puppe«, sagte er mit
volltönender Baritonstimme zu Bonnie Adams. »Auf dich kann man sich anscheinend
verlassen. Du hast sogar einen Kunden da .«
»Tag, Bill«, erwiderte die
Brünette, um einiges kleinlauter als zuvor. »Das ist Rick Holman. Er wollte
dich sprechen .«
»Ach?« Die getönten Gläser
musterten mich gründlich von Kopf bis Fuß. »Wissen Sie was, Holman? Suchen Sie
sich lieber einen anderen. Sie sind nicht mein Typ .«
»Sie sind Bill Wilson ?« fragte ich geduldig.
»Genau.« Er nickte. »Wenn Sie
etwas kaufen wollen, soll’s mir recht sein. Wenn nicht, dann verschwinden Sie
am besten gleich. Ich habe nämlich nicht die geringste Lust, mit Ihnen zu
quatschen .«
»Ich suche Marisa«, sagte ich.
»Wir haben alle unsere Probleme .« Er seufzte theatralisch. »Ich, zum Beispiel, suche eine
Venus mit Armen .«
»Ein reizender Zeitgenosse«,
bemerkte ich zu der Brünetten.
Sie quittierte das mit einem
verlegenen Lächeln und beeilte sich dann, angelegentlich über meinen Kopf
hinwegzublicken.
»Sagen Sie schön gute Nacht,
Holman«, fuhr mich der Bursche brüsk an. »Oder soll ich Sie vielleicht
eigenhändig hinauswerfen ?«
»Marisa«, wiederholte ich.
»Superstar des Pornokinos. Sie verkaufen die Machwerke für fünfzig
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