Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR TB 159 Insel Der Ungeheuer

PR TB 159 Insel Der Ungeheuer

Titel: PR TB 159 Insel Der Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
1.
    Die Luft erzeugte in den Federn der weit ausgebreiteten Schwingen
ein fast metallisch wirkendes Geräusch, als der riesige
dunkelgraue Geier angriff. Sein Körper glich in diesem
Augenblick einem Geschoß, das sich wie ein Verhängnis aus
dem lichterfüllten Himmel stürzte. Die langen Krallen waren
weit gespreizt, der Hakenschnabel reckte sich schlagbereit nach vorn.
Die kleinen gelben Augen strahlten unversöhnlichen Haß
aus. Ein heiserer Angriffsschrei ertönte und mischte sich in das
Rauschen des Gefieders.
    Laa H'arpeji lächelte verächtlich. Sie und ihre
Gefährten waren die uneingeschränkten Herrscher des
Luftraums über der Insel. Es gab
    kein anderes lebendes Wesen, das besser war als sie. Laa reagierte
mit provokanter Gleichgültigkeit. Sie wich mit drei
verschiedenen Bewegungen schnell aus, gleichzeitig winkelte sie den
rechten Flügel an und drehte das letzte, vorderste Glied. Die
Schichten aus geschliffenem Horn, die sich unter den breiten
Schwungfedern hervorschoben, wirkten wie Bronzemesser. Mit einem
einzigen Hieb, der genau im richtigen Augenblick geführt wurde,
riß diese Waffe eine breite blutige Bahn in das dunkle
Brustgefieder des Geiers.
    Das Tier schrie erschrocken auf.
    Der große Geier warf sich in der Luft herum und schüttelte
sich. Mit krachenden Flügelschlägen versuchte das Tier,
wieder Höhe zu gewinnen und in eine bessere Angriffsposition zu
kommen.
    Ganz ruhig blieb Laa H'arpeji auf dem Kreisausschnitt ihrer
Flugbahn. Die heiße Säule der Thermik schraubte sich aus
den Urwäldern der Insel in den lichtdurchflirrten Himmel. Es war
ein herrlicher Planet -allein schon deshalb fühlten sich die
H'arpeji hier so unendlich wohl.
    Die Geier - und alle anderen - waren bestenfalls Opfer. Es gab auf
dieser Welt keinen fliegenden Gegner, für diese Wesen. In einem
aufwärts gekrümmten Bogen griff der Geier wieder an. Seine
Flügelspannweite war um einige Handbreit größer als
die von Laa H'arpeji. Er schrie mit seiner häßlichen
Stimme voller Angriffslust.
    Wieder schoben sich die harten Federn mit den stahlartigen Kielen
zurück, die langen Borsten des Rückenkamms hoben sich, die
dreieckigen Nägel der Greifhände verwandelten sich in
gefährliche Waffen. Laa H'arpeji erwartete fast gleichgültig
den Angriff.
    Sie schwebte ruhig weiter und blieb kühl und
leidenschaftslos, aber zu blitzschneller Aktion bereit. Irgendwann
würden alle Wesen dort unten begreifen, daß die H'arpeji
die wahren Herrscher verkörperten.
    Als der Geier genügend nahe herangekommen war, schlug Laa zu.
    In einem Winkel, der so steil war, daß das Tier ihn nicht
nachvollziehen konnte, stieß sie abwärts. Ihre langen Arme
mit den stahlharten Muskelbändern über den Röhrenknochen
und mit flaumigem Gefieder über der dünnen Haut schlugen
zu. Sie krampften sich um den Hinterkopf des Geiers und um den Nacken
dicht unterhalb des Kopfes. Die Nägel bohrten sich mit einem
kurzen Ruck in die Augen. Die andere Hand packte zu, zermalmte die
Federn, zerriß die Haut. Die messerartigen Nägel fuhren
zwischen die einzelnen Wirbel, zerfetzten das Bindegewebe und
zerrissen den dicken Nervenstrang. Der Schrei des Geiers brach ganz
plötzlich ab. Sein Körper zuckte nur einmal und
erschlaffte. Die Flügel wurden an den Körper gerissen, und
in dem Augenblick, als sich der Griff Laa H'arpejis löste, fiel
der tote Raubvogelkörper, sich überschlagend, den Wipfeln
der Urwaldbäume entgegen.
    Laa H'arpeji kreiste weiter, streifte sich angewidert die Finger
ab und
    blickte wieder hinunter. Sie genoß das einmalige Panorama
der langgestreckten Insel mit den sieben ungleich großen und
unregelmäßig geformten Buchten, den sandigen und felsigen
Stränden und den Spuren der barbarischen Eingeborenen.
    Laa war noch nicht lange auf diesem Planeten.
    Aber sie wußte, daß sie und die anderen bleiben
würden.
    Laa fühlte sich in diesem Augenblick als Herrscherin der
Insel.
    Sie sah sehr fremdartig aus. Ihr ganzer Körper war von Federn
bedeckt, aber dieses Gefieder besaß drei verschiedene
Charakteristika. Die großen Federn an den Adlerschwingen waren
so ähnlich wie die der großen Vögel dieses Planeten,
abgesehen davon, daß ihre äußersten Kanten die
Schärfe eines Messers hatten. Überall dort, wo die Federn
nur schützenden Zweck hatten, waren sie weich und flaumig. Ein
Teil von ihnen war denaturiert und bildete einen Kamm, der vom
Hinterkopf bis zum untersten Rückenwirbel ging. Gewisse
Muskelreflexe schossen jene Federn

Weitere Kostenlose Bücher