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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
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in den Nacken. »Na schön, wenn du das so siehst, dann gehen Ruan und ich halt ohne dich reiten. Komm schon, Ruan.«
    Ruan zögerte noch einen Moment, bevor er seiner Schwester folgte. »Es tut mir leid, Darcy. Vielleicht lässt sich Vater ja erweichen, bevor der Monat um ist. Ach je!« Niedergeschlagen ließ er den Kopf hängen. »Dann muss ich ja schon bald ins Internat.«
    Â»Daran brauchst du mich nicht auch noch zu erinnern.«
    Â»Das tut mir ebenfalls leid, Darcy. Ich wünschte wirklich, du könntest mit mir kommen.«
    Â»Ruan, kommst du jetzt, oder bleibst du bei Darcy?«, rief Etty von der Stalltür herüber.
    Â»Ups. Etty ist mal wieder ganz schön hochnäsig«, bemerkte Ruan mit einem traurigen Grinsen. »Bis später, Darcy.«
    Â»Yeah.«
    Darcy wartete nicht, bis die beiden losgeritten waren, sondern ging stattdessen zu einem der Lagerräume. Dort könnte man sicher ein wenig aufräumen. Wenn er aus freien Stücken hier und da einige Arbeiten erledigte, wäre Mr Trevannick ihm vielleicht wieder mehr gewogen. Das hoffte er jedenfalls. Daher versuchte er während des gesamten Monats, den er nicht reiten durfte, sein Fehlverhalten wiedergutzumachen, indem er sich alle möglichen kleineren Aufgaben auf der Farm suchte. Mr Trevannick lobte ihn zwar für seine Bemühungen, doch das Reitverbot blieb den gesamten Monat bestehen.
    An dem Tag, an dem es aufgehoben wurde, ging er mit Ruan, Etty und Louisa reiten. Sie waren mehrere Stunden unterwegs, machten häufig an schattigen Stellen Rast, um sich hinzusetzen und miteinander zu reden. Alle waren entschlossen, das Beste aus der Zeit zu machen, die ihnen noch zusammen blieb. Der Tag, an dem Ruan ins Internat abreisen würde, rückte immer näher.
    Für Ruan konnte das erste Quartal nicht schnell genug vorbeigehen. Es war zwar nicht so, dass er die Schule hasste. Auch war er nicht schikaniert worden wie einige andere von den neuen Schülern, denen man das Leben zur Hölle gemacht hatte. Doch es fiel ihm schwer, den größten Teil des Tages in irgendwelchen Räumen eingesperrt zu sein. Er vermisste die weiten Weiden von Langsdale. Er vermisste Etty, Darcy und Louisa und die anderen Benedict-Kinder. Er vermisste den Geruch von Mrs Clancys Gebäck. Und er vermisste sogar den Geruch der Schafe.
    Ruan hatte es nicht mit Büchern. Er glaubte, dass es für seine Zukunft ausreiche, wenn er lesen, schreiben und einfache Rechenaufgaben lösen konnte. Inwieweit Latein, Geographie oder die Geschichte Englands und Europas ihm bei der Leitung einer australischen Schaffarm helfen sollten, war ihm schleierhaft. Englische Literatur hielt er für eine absolute Zeitverschwendung. Er lernte gerade so viel, dass es ausreichte, die Prüfungen zu bestehen. Trotz des mangelnden Eifers lagen seine Noten immer über dem Durchschnitt, was seiner Meinung nach mehr als genügte.
    Als er die Aufforderung erhielt, zum Direktor zu kommen, machte er sich mit größerer Beklommenheit auf den Weg, als der Fall gewesen wäre, wenn er sich eines Vergehens bewusst gewesen wäre. Alle zitterten davor, in Creightons Büro gerufen zu werden. Die Schüler nannten den Direktor hinter seinem Rücken Cranky Creighton, den Bärbeißigen, weil er so streng auf Disziplin achtete. Ruan konnte sich gut vorstellen, dass Cranky Creighton, wie man munkelte, früher Major bei der britischen Armee gewesen war. Seine dröhnende Stimme konnte eine ganze Aula voller lärmender Schüler zum Schweigen bringen. Ruan wusste nicht, welcher Verstoß gegen die Schulordnung ihm eine derartige Vorladung eingebracht haben sollte. Ansonsten wurden die Jungen nur ins Büro des Direktors gerufen, wenn es galt, eine schlechte Nachricht zu übermitteln.
    Angespannt klopfte Ruan an die Tür und nannte ebenso nervös seinen Namen, als die gestrenge Stimme wissen wollte, wer da klopfe.
    Â»Ach ja, Trevannick, komm herein.«
    Ruan trat ein und machte die Tür hinter sich zu, wie ihm geheißen. Cranky blieb an seinem massiven Schreibtisch sitzen, auf dem sich Papiere und Bücher stapelten. Zitternd stellte sich Ruan ihm gegenüber. An der Wand hinter dem Direktor hing ein Porträt von Königin Victoria. Dunkelbraune Samtvorhänge, dazu Regale voller Bücher und anderer Standesrequisiten ließen das Zimmer bedrohlicher erscheinen, als es andernfalls vielleicht gewesen

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