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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
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der Farm deines Vaters«, sagte Boney. »Langsdale heißt die doch, oder?«
    Â»Das ist richtig. Mein Vater hat Langsdale gekauft, bevor ich geboren wurde. Damals standen dort nur der Scherschuppen und das Farmhaus. Mittlerweile ist Langsdale fast wie ein kleines Dorf. Es gibt Ställe, Lagerhäuser, ein Schlachthaus, Wohnquartiere und eine Kantinenhütte für die Scherer. Außerdem neben dem Farmhaus drei weitere Häuser.«
    Â»Kantinenhütte?«
    Â»Dort essen die Scherer und Saisonarbeiter.«
    Â»Ach so. Und wer wohnt in den anderen Häusern?«
    Â»In einem wohnen Ned und Mrs Clancy. Mrs Clancy ist unsere Köchin, und Ned erledigt alle möglichen Arbeiten. Mein Vater hat die beiden zusammen mit dem Haus übernommen. Der Aufseher Larry Benedict – er ist Amerikaner – hat mit seiner Familie ebenfalls ein eigenes Haus. Agnes, das ist Mrs Benedict, arbeitet auch in der Küche und im Haus. Sie haben sieben Kinder.«
    Â»Erhalten diese Kinder denn irgendeine Schulbildung?«, unterbrach ihn Boniface. Seine Augen funkelten vor Neugier.
    Â»Miss Jane unterrichtet alle Kinder auf der Farm. Wir haben sogar ein Schulhaus.«
    Â»Tatsächlich? Wie überaus interessant. War diese Miss Jane Lehrerin, bevor sie hierhergekommen ist?« Mr Boniface war selbst erst seit gut einem Jahr in Australien. Für ihn waren alle Weißen immer noch Auswanderer, obwohl es mittlerweile viele gab, die in den Kolonien geboren waren. Es faszinierte ihn immer wieder, wie sehr sich das Leben in Australien von dem in England unterschied.
    Â»Nein, Sir«, antwortete Ruan. »Miss Jane wurde hier geboren. Sie ist …« An dieser Stelle zögerte er, verzog den Mund und biss sich auf die Unterlippe. Er hätte niemals gewagt, Cranky gegenüber zu erwähnen, dass seine erste Lehrerin eine vollblütige Aborigine war. Crankys geringschätzige Meinung über die australischen Ureinwohner war in der Schule allgemein bekannt. Er fragte sich, wie Boniface wohl reagieren würde. Da Ruan keine Ahnung hatte, schwieg er.
    Â»Was ist los, Ruan?«, fragte Boniface angesichts seines Zögerns. »Was wolltest du mir gerade sagen? Ist diese Frau eine ehemalige Strafgefangene? Ich bin nicht voreingenommen. Viele von denen, die deportiert wurden, waren politische Gefangene oder hatten sich nur ein geringfügiges Vergehen zuschulden kommen lassen. Man sollte immer erst den wahren Sachverhalt kennen, bevor man ein Urteil über jemanden fällt.«
    Â»Miss Jane war keine Strafgefangene, sie ist eine Aborigine.« Ruan beobachtete, wie Boneys zottige graue Augenbrauen unter seinen ebenso zottigen grauen Haaren verschwanden. »Miss Jane wurde als Kind von einer weißen Familie aufgenommen und von ihr großgezogen«, führte er weiter aus.
    Boniface’ Augenbrauen kehrten in ihre normale Position zurück. Seine Augen funkelten noch stärker. »Wie außerordentlich. Erzähl mir mehr über Miss Jane.«
    Â»Miss Jane und meine Mutter sind sehr gute Freundinnen. Sie ist mit Nelson verheiratet. Er nennt sich nur Nelson, er benutzt keinen anderen Namen. Er ist zur Hälfte Aborigine. Ihr Sohn Darcy ist mein bester Freund.«
    Â»Hat – äh – Darcy denn eine Schulausbildung?«
    Â»Wir haben alle zusammen Unterricht gehabt.« Ruan grinste plötzlich. »Wenn Sie mich für klug halten, Mr Boniface, sollten Sie erst mal Darcy erleben. Der ist wirklich clever, außerdem macht ihm das Lernen Spaß.«
    Â»Tatsächlich?« Die Augenbrauen wanderten wieder für ein paar Sekunden unter seine Haare. »Wie ungeheuer interessant.« Er kratzte sich mit dem Mittelfinger an der rechten Augenbraue, legte die Hand wieder auf den Tisch und sah Ruan an. »Ich sage dir jetzt etwas ganz im Vertrauen, Ruan. Ich habe nie die allgemeine Meinung akzeptiert, dass dunkelhäutige Rassen weniger intelligent sind als die Weißen.« Einige Sekunden war er in Gedanken verloren. »Weil er ein Aborigine ist, wird dieser Darcy nie in den Genuss einer so guten Schulbildung kommen wie du.«
    Â»Nein, Sir«, antwortete Ruan, obwohl das gar keine Frage gewesen war. »Wir halten das beide für ungerecht. Darcy möchte die gleiche Schulbildung bekommen wie ich.«
    Â»Vielleicht lässt sich da etwas arrangieren«, murmelte Boniface und sah nachdenklich auf die Bücherregale neben der Tür.
    Â»Aborigines ist

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