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Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Titel: Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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außerordentlich begeistert gewesen.
    Jesahja schüttelte nun den Kopf. »Es ist nicht gesund für Katzen, wenn sie zu oft Hundefutter fressen!«
    Lilli wusste, dass er recht hatte. Sie räusperte sich und sagte zu Frau von Schmidt: »Bitte, Madame, würden Sie gütigerweise in Erwägung ziehen, Ihr normales Futter zu verzehren?« Lilli versuchte im Gespräch mit der Katze stets, sich so gewählt wie möglich auszudrücken. »Das würde ich Ihnen sehr empfehlen. Ihr Fell scheint durch Ihr gewöhnliches Mahl nämlich enorm an Leuchtkraft zu gewinnen«, fügte sie hinzu und brachte es kaum fertig, dabei ein ernstes Gesicht zu machen, denn Jesahja brach gerade in Gelächter aus.
    »Oh, tatsächlich?«, miaute die Katze und strich sich entzückt mit der Pfote über ihren hübschen, orangefarbenen Pelz. »Nun, in diesem Falle würde ich meine übliche Beköstigung ausnahmsweise akzeptieren.«
    Lilli übersetzte, und Jesahja füllte Frau von Schmidts Napf kichernd mit Katzenfutter. Als Bonsai das sah, tapste er näher und kläffte: »Kannst du mir auch was von Schmidtis Essen geben? Ich will auch leuchten!«
    Lilli musste lachen. Kaum hatte sie gelacht, richteten die Dahlien in der Vase wie von Geisterhand die Köpfe auf.
    »Na, also!«, rief Lillis Oma. »Geht doch!«
    »Sehr schön, Schatz«, lobte auch Lillis Vater. Inzwischen war es für alle in der Familie etwas ganz Normales, dass Lilli nicht nur mit Tieren sprechen konnte, sondern auch eine besondere Wirkung auf Pflanzen hatte. Blumen, Sträucher oder Bäume begannen durch Lillis Anwesenheit oder eine Berührung von ihr zu wachsen oder zu blühen – und der Effekt verstärkte sich um ein Vielfaches, wenn Lilli lachte.
    Alle frühstückten nun ausgiebig. Frau von Schmidt beglückwünschte Bonsai während des Fressens zu seinem »fürstlichen Mäusebraten« und vermutete, dass dieser bestimmt äußerst schmackhaft sei. Leise fügte sie hinzu: »Wie es scheint, verhilft er jedoch zu keinerlei Leuchtkraft. Wirklich schade für Sie.« Selbstzufrieden reckte sie die Nase in die Höhe.
    Bonsai reagierte nicht auf ihre Bemerkung. Das lag daran, dass Hundisch und Katzisch völlig unterschiedliche Sprachen waren und Bonsai Frau von Schmidt ohne Lillis Übersetzung nicht verstand. Lilli schwieg allerdings, da sie sich in diesem Fall lieber nicht weiter einmischen wollte.
    Schließlich machten Lilli und Jesahja sich auf den Weg zur Schule. Lilli merkte, dass sie nervös war. Sechs Wochen lang waren sie nicht dort gewesen! Als sie vor dem Schulgebäude ankamen, stürzten gleich einige Jungs auf Jesahja zu und begrüßten ihn lautstark. Sie waren, so wie Jesahja, eine Klasse über Lilli und scherzten und lachten in rauem Ton. Während Jesahja nun mit ihnen sprach, wirkte er viel schroffer als sonst, und plötzlich fühlte Lilli sich fehl am Platz. Wohl oder übel beschloss sie, sich nach irgendjemandem aus ihrer eigenen Klasse umzusehen. Doch kaum hatte sie sich umgedreht, rief Jesahja ihr nach: »Wir sehen uns in der Pause!«
    Seine Freunde verstummten und musterten Lilli. Natürlich wussten sie, dass Jesahja mit Lilli befreundet war, aber über einen solch »uncoolen« Spruch schienen sie sich dennoch zu wundern. Jesahja machte das offensichtlich nichts aus. Verschmitzt lächelte er Lilli an.
    Lilli konnte nicht anders als ebenso »uncool« zurückzustrahlen. Sie war froh, einen Freund wie Jesahja zu haben. Denn sie wusste nur allzu gut, wie es war, allein zu sein. Sie erinnerte sich noch genau, wie sie vor ein paar Monaten neu in diese Schule gekommen war und wie sich anfangs niemand mit ihr hatte anfreunden wollen. Schuld daran waren vor allem Trixi Korks und ihre Clique gewesen, die ihr vom ersten Tag an schlimm zugesetzt hatten. Niemand aus der Klasse hatte sich mit den Mädchen anlegen und Lilli beistehen wollen. Inzwischen gab es die Clique allerdings nicht mehr, und Trixi stand ohne ihre Freundinnen da. In den Sommerferien hatte Lilli dann herausgefunden, dass Trixi und ihre Schwester Trina von ihrer Mutter misshandelt wurden. Das Jugendamt hatte daraufhin dafür gesorgt, dass die beiden zu ihrer Oma zogen, wo sie es besser haben sollten. Lilli fragte sich nun, ob Trixi überhaupt noch in ihrer Klasse war …

    Im nächsten Augenblick wurde ihre Frage schon beantwortet: Trixi kam über die Straße auf sie zu! Lilli wappnete sich innerlich. Bisher waren Begegnungen mit Trixi immer alles andere als angenehm gewesen. Aber sie sah verändert aus. Ihr Gesichtsausdruck, der

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