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Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Titel: Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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zusammengestoßen wäre.
    »Oh, danke! Das war beinahe knapp!«, rief Merlin.
    Lilli schüttelte grinsend den Kopf.
    »Was willst du von deiner Stute wissen?«, fragte Jesahja Wolke nun.
    Wolke verschränkte verlegen ihre Finger. »Ich möchte ihr erst einmal sagen, dass ich sie lieb habe.«
    Lilli lächelte und übersetzte der Stute, was Wolke gesagt hatte. »Ui-i-i! Das ist schön!«, wieherte Darling daraufhin. »Ich sage auch etwas. Mein Mädchen ist das beste Mädchen. Das sage ich.«
    Lilli übersetzte wieder, und Wolke hörte ihr so aufmerksam zu, als wollte sie jedes Wort in sich aufsaugen. Dann lachte sie und streichelte Darlings Kopf. »Es gibt etwas, das ich gern wissen würde«, rückte Wolke dann heraus. »Manchmal, wenn ich Darling in den Stall bringe, wiehert sie laut und tritt gegen die Stallwände. Könntest du sie fragen, warum sie das macht?«
    Lilli fragte das Pferd. »Damit beschwere ich mich!«, gab Darling zur Antwort. »Weil ich mich beschweren muss.«
    »Aber … worüber denn?«
    »Ich bin allein im Stall!« Die Stute schüttelte ihre flachsblonde Mähne. »Ich bekomme Angst, wenn keiner da ist. So ist das.«
    Lilli übersetzte.
    Wolke sah Lilli erschüttert an. »Sie hat Angst? Das wusste ich nicht. Die Boxen neben Darling stehen leer …«
    »Warum denn?«, fragte Jesahja.
    Wolke spielte mit traurigem Gesicht an ihrem bronzefarbenen Pferdeanhänger herum. »Es gibt nur sehr wenige Pferde hier auf dem Hof.« Sie wies auf die Handvoll Tiere, die auf der ausgedörrten Koppel graste. »Bis auf eines sind das alle.«
    »Mehr gibt es nicht? Woran liegt das?«
    »Meine Mutter hat den Reiterhof erst vor kurzem geerbt. Zu ihm gehörten nur noch zwei Pferde. Nämlich Wayomi …« Wolke zeigte auf ein hellbraunes Tier mit vier weißen Fesseln. »… und Rasputin.« Sie wies auf ein geschecktes, stämmiges Pferd.
    »Und die anderen drei?«, fragte Jesahja und deutete auf die übrigen Pferde auf der Koppel.
    »Das sind Zucker, Merlin und eben meine Darling. Die drei haben uns schon vorher gehört. Als wir vor ein paar Wochen hierherzogen, haben wir sie mitgebracht. Wisst ihr, meine Familie war schon immer pferdeverrückt. Seit ich denken kann, sind wir in jeder freien Minute mit unseren Pferden zusammen. Deshalb haben wir uns auch so gefreut, als meine Mutter den Hof geerbt hat. Er ist nah am Wald, mit viel Platz zum Ausreiten. Aber …« Wolke stockte. »Wir finden keine Reitschüler, und ohne Reitschüler kann der Hof nicht überleben.«
    »Aber weswegen kommt denn niemand?«
    »Hier ist alles ein bisschen … heruntergekommen. Das schreckt wohl viele Leute ab. Andere Höfe sind schicker und bieten tolle Extras, die wir uns nicht leisten können. Wir haben einfach nicht genügend Geld, um die Gebäude wieder in Schuss zu bringen. Deswegen bringen die Leute ihre Pferde nicht bei uns unter, und es kommen keine Reitschüler.« Wolke lehnte ihre Stirn an Darlings Hals. »Meine Mutter und Slavika sind inzwischen verschuldet, und deshalb müssen wir den Hof wahrscheinlich schon bald wieder aufgeben. Darling und die anderen Pferde werden dann verkauft …«
    »Oh.« Lilli senkte den Kopf.
    Jesahja schaltete sich ein. »Es muss doch irgendetwas geben, was man tun kann …« Lilli kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er bereits nach einem Ausweg suchte.
    »Ja, es könnte noch alles gut werden«, erwiderte Wolke.
    Lilli und Jesahja schauten sie fragend an. »Wie?«
    »Wir haben noch ein Pferd. Einen Hengst. Er ist etwas ganz Besonderes und unsere ganze Hoffnung. Sein Name ist Storm.«

Storm
    Wolke ging voran und führte sie zu einer anderen Weide. Lilli und Jesahja folgten ihr neugierig und fragten sich, was das für ein ganz besonderes Pferd sein mochte, das Wolke ihnen zeigen wollte. Schließlich blieb Wolke vor einem Gatter stehen. »Das ist er«, sagte sie stolz.
    Lilli stockte der Atem. Auf der Weide stand das schönste Pferd, das sie je gesehen hatte – ein pechschwarzer Hengst. Er war groß, muskulös und schlank, und sein schwarzes Fell glänzte silbrig in der Sonne. Während er graste, bewegte er sich schon derart anmutig, dass man sich wünschte, ihn einmal galoppieren zu sehen – er musste schnell sein wie ein Blitz. Auf der Stirn hatte er eine feine, schmale Blesse, und seine schwarze Mähne fiel ihm in ungezähmten Strähnen über den schönen Hals.
    »Das ist Storm«, sagte Wolke in ehrfürchtigem Ton.
    »Wow.« Jesahja pfiff anerkennend durch die Zähne.
    Lilli fand keine Worte.

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