Lohnarbeit Und Kapital
Arbeiterklasse die ihr feindliche Macht, den fremden, über sie gebietenden Reichtum vermehrt und vergrößert, unter desto günstigern Bedingungen wird ihr erlaubt, von neuem an der Vermehrung des bürgerlichen Reichtums, an der Vergrößerung der Macht des Kapitals zu arbeiten, zufrieden, sich selbst die goldnen Ketten zu schmieden, woran die Bourgeoisie sie hinter sich herschleift.
Wachstum des produktiven Kapitals und Steigen des Arbeitslohns, sind sie wirklich so unzer-trennlich verbunden, wie die bürgerlichen Ökonomen behaupten? Wir dürfen ihnen nicht aufs Wort glauben. Wir dürfen ihnen selbst nicht glauben, daß, je feister das Kapital, desto besser sein Sklave gemästet wird. Die Bourgeoisie ist zu aufgeklärt, sie rechnet zu gut, um die Vor-urteile des Feudalen zu teilen, der mit dem Glanze seiner Dienerschaft prunkt. Die Existenz-bedingungen der Bourgeoisie zwingen sie zu rechnen.
Wir werden also näher untersuchen müssen:
Wie wirkt das Wachsen des produktiven Kapitals auf den Arbeitslohn?
Wächst das produktive Kapital der bürgerlichen Gesellschaft im großen und ganzen, so findet eine vielseitigere Aufhäufung von Arbeit statt. Die Kapitalien nehmen an Zahl und Umfang zu. Die Vermehrung der Kapitalien vermehrt die Konkurrenz unter den Kapitalisten. Der steigende Umfang der Kapitalien gibt die Mittel, gewaltigere Arbeiterarmeen mit riesenhaftern Kriegshandwerkzeugen auf das industrielle Schlachtfeld zu führen.
Der eine Kapitalist kann den andern nur aus dem Felde schlagen und dessen Kapital erobern, indem er wohlfeiler verkauft. Um wohlfeiler verkaufen zu können, ohne sich zu ruinieren, muß er wohlfeiler produzieren, d.h. die Produktionskraft der Arbeit soviel wie möglich stei-gern. Die Produktionskraft der Arbeit wird aber vor allem gesteigert durch eine größere Teilung der Arbeit, durch eine allseitigere Einführung und beständige Verbesserung der Maschinerie. Je größer die Arbeiterarmee ist, unter welche die Arbeit geteilt, je riesenhafter die Stufenleiter ist, auf welcher die Maschinerie eingeführt wird, um so mehr nehmen verhältnismä-
ßig die Produktionskosten ab, um so fruchtbarer wird die Arbeit. Es entsteht daher ein allseitiger Wetteifer unter den Kapitalisten, die Teilung der Arbeit und die Maschinerie zu vermehren und sie auf möglichst großer Stufenleiter auszubeuten.
Hat nun ein Kapitalist durch größere Teilung der Arbeit, durch Anwendung und Verbesserung neuer Maschinen, durch vorteilhaftere und massenhaftere Ausbeutung der Naturkräfte das Mittel gefunden, mit derselben Summe von Arbeit oder von aufgehäufter Arbeit eine größere Summe von Produkten, von Waren zu schaffen als seine Konkurrenten, kann er z.B. in derselben Arbeitszeit, worin seine Konkurrenten eine halbe Elle Leinwand weben, eine ganze Elle Leinwand produzieren, wie wird dieser Kapitalist operieren?
<418> Er könnte fortfahren, eine halbe Elle Leinwand zu dem bisherigen Marktpreise zu verkaufen, es wäre dies jedoch kein Mittel, seine Gegner aus dem Felde zu schlagen und seinen eignen Absatz zu vergrößern. Aber in demselben Maße, worin seine Produktion sich ausgedehnt hat, hat sich das Bedürfnis des Absatzes für ihn ausgedehnt. Die mächtigern und kost-spieligern Produktionsmittel, die er ins Leben gerufen, befähigen ihn zwar, seine Ware wohlfeiler zu verkaufen, sie zwingen ihn aber zugleich, mehr Waren zu verkaufen, einen ungleich größern Markt für seine Waren zu erobern; unser Kapitalist wird also die halbe Elle Leinwand wohlfeiler verkaufen als seine Konkurrenten.
Der Kapitalist wird aber die ganze Eile nicht so wohlfeil verkaufen, wie seine Konkurrenten die halbe Eile verkaufen, obgleich ihm die Produktion der ganzen Eile nicht mehr kostet als den andern die der halben. Er würde sonst nichts extra gewinnen, sondern nur die Produktionskosten im Umtausch zurückerhalten. Seine etwaige größere Einnahme würde daher rühren, daß er ein höheres Kapital in Bewegung gesetzt, aber nicht daher daß er sein Kapital hö-
her verwertet hätte als die andern. Überdem erreicht er den Zweck, den er erreichen will, wenn er den Preis seiner Ware nur um einige Prozente niedriger ansetzt als seine Konkurrenten. Er schlägt sie aus dem Felde, er ringt ihnen wenigstens einen Teil ihres Absatzes ab, indem er sie unterkauft. Und endlich erinnern wir uns, daß der courante Preis immer über oder unter den Produktionskosten steht, je nachdem der Verkauf einer Ware in die günstige oder ungünstige
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