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Long Tunnel

Long Tunnel

Titel: Long Tunnel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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der Sumacrea spülten wie eine warme Woge über ihn hinweg, in höchstem Maße rein, genau, so vielfältig wie jede gesprochene Sprache: Empfindungen von Liebe, von leichtem Hunger oder Durst, von familiärer Bindung und Zuneigung. Neugier und Verwirrung, Amüsiertheit und Traurigkeit, Bewunderung und Enttäuschung brauchten keine Begründung oder eingehendere Erläuterung, um verstanden zu werden. Er konnte ihnen gleichzeitig zuhören oder den Hintergrund ausblenden und sich auf ein einziges Individuum konzentrieren, das auf ihn reagierte. Es gab kein Zögern oder Ablenken, keine Lüge, da sie ja augenblicklich als solche entlarvt werden konnte. Keinen Diebstahl, wenn die Schuld des Diebs ihn wie ein Leuchtfeuer in der Finsternis entlarven würde. Keinen Neid auf äußerliche Erscheinung, wenn es nichts zu sehen gab. In der Welt der Sumacrea sah niemand gut aus. Es zählte nur, was jemand empfand.
    Seltsam, daß eine blinde Gesellschaft weitaus friedvoller und zufriedener sein sollte als eine sehende! Die Sumacrea waren im Umgang miteinander ruhig und zwanglos. Es gab soviel von ihnen zu lernen, während er sie studierte, während er mit ihnen lebte, und von allen Homanx war er allein entsprechend ausgestattet, um das zu tun. Eine Reihe menschlicher Philosophen in frühen Zeiten hatten sich Gesellschaften vorgestellt, deren Angehörige in vollkommener Harmonie mit der Natur existierten, doch soweit Flinx sich erinnern konnte, hatte keiner von ihnen Blindheit als Vorbedingung für den Erfolg eines solchen sozialen Gefüges gefordert. Und natürlich hatte keiner sich so etwas wie empathische Telepathie vorstellen können.
    Wären da nicht Clarity und Sowelmanu gewesen, er wäre fraglos noch geblieben, um in der Dunkelheit zu arbeiten und zu lernen, Ideen und ganze Konzepte auszutauschen, ohne auch nur ein einziges Wort auszusprechen. Er hätte Pip als zusätzliche Gesellschaft gehabt. Aber seine Freunde würden verrückt werden, unfähig, an den Gesprächen der Sumacrea teilzunehmen und sich den Kopf darüber zerbrechend, wie es wohl ihren Kollegen und Freunden im Außenposten ergangen war. Seine eigenen Entdeckungen und Gespräche wären dafür kein Ersatz.
    Verdammt! dachte er bei sich. Der einzige Grundsatz, den er sich geschworen hatte - sich nicht in die Angelegenheiten anderer hineinziehen zu lassen und sich so seine Freiheit zu erhalten -, war auch der einzige Grundsatz, den er ständig brach. Als er Clarity gerettet hatte, hatte er sich in ihr Leben eingemischt. Als er Sowelmanu geholfen hatte, hatte er das gleiche auch bei dem Thranx getan. Nun hatte er beiden gegenüber eine Verantwortung. Ganz gleich, wie konsequent er es versuchte, ganz gleich, wie raffiniert er ans Werk ging, stets fand er sich plötzlich aufs engste mit dem Schicksal von Leuten verbunden, die er noch nie zuvor gesehen hatte.
    Vielleicht hatten die Verteidiger des Raumhafens es geschafft, die militärisch unerfahren vorgehenden Fanatiker zu bezwingen. Vielleicht hatten sie auch einen Waffenstillstand geschlossen, der es ihnen gestattete, unbehelligt abzufliegen. Clarity hatte recht. Es war vermutlich völlig ungefährlich, in den Außenpostenbezirk zurückzukehren. Wenn nicht, dann könnten sie sich immer noch im Hauptlager verstecken, wie sie es ursprünglich vorgehabt hatten. Und wenn die Angreifer immer noch ihre Stellung hielten, dann wären die Sumacrea hier, um sie willkommen zu heißen. In diesem Fall, so sagte er sich, waren weder Sowelmanu noch Clarity scharf darauf, nach oben zu gehen.
    Im Augenblick überwog der Wunsch seiner Gefährten, endlich wieder Licht zu sehen und mit anderen Menschen oder Thranx zu reden, bei weitem die Angst vor einer Gefangennahme. Clarity hatte Grund genug, sich von den Fanatikern fernzuhalten, aber wenn sie so verzweifelt auf einer Rückkehr bestand, dann war er es ihr schuldig, daß sie herausfand, was geschehen war und welche Situation oben herrschte. Sie hatte sich bemerkenswert gut gehalten, seit sie die letzte Lichtröhre verloren hatten, aber er spürte bei ihr die ständige Anspannung und Angst sehr deutlich. Bestenfalls fühlte sie sich unbehaglich. Nicht in der Lage, alles genauso aufzunehmen wie er, zog sie aus der Anwesenheit der Sumacrea keinen Nutzen und kein Sicherheitsgefühl. Für sie waren sie kein ständiger Quell der Freundschaft. Sie waren lediglich pfeifende, knurrende, stöhnende, unsichtbare Schatten.
    Verdammt noch mal! Ich kann mich nicht selbst im wahrsten Sinne des Wortes

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