Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
Vom Netzwerk:
Seite folgt noch.«
    »Denning wusste nichts von dem bevorstehenden Einsatz«, sagte Süden.
    »Konnte er nicht wissen. Wir wussten es auch bis zur letzten Woche nicht.«
    »Der Verfassungsschutz hat Sie nicht informiert«, sagte Edith Liebergesell, die ebenso wie Süden weder den Kaffee noch die Kekse anrührte.
    Hutter schüttelte den Kopf und wollte nicht schon wieder darüber nachdenken.
    Süden sagte: »Lothar Geiger wurde nicht verhaftet.«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Die Verbindung zu seiner Tochter war rein familiär.«
    »Sagt der Verfassungsschutz.«
    »Das sind unsere Erkenntnisse.«
    »Deswegen wurde auch nie wieder gegen ihn und seine Gäste ermittelt.«
    »Bitte?« Hutter bereute, die beiden hergebeten zu haben. Er stand auf und sah Edith Liebergesell an. »Wir stehen kurz vor der Aufklärung des Verbrechens an Ihrem Sohn, und ich möchte mich noch einmal für Ihre Kooperation bedanken. Das Video werden wir natürlich behalten.«
    »Ich lege keinen Wert darauf«, sagte die Detektivin.
    »Die Handschuhe bekommen Sie zurück, wenn Sie möchten.«

    Nachdem seine Besucher gegangen waren, ließ Hutter einen Keks in seine volle Kaffeetasse fallen, rührte um und trank einen Schluck. Dann wählte er auf seinem Festnetztelefon die Nummer von Ralph Welthe, der wegen der noch ungeklärten Umstände im Zusammenhang mit Dennings zweiwöchigem Verschwinden vorübergehend beurlaubt war. Zu Recht, wie Hutter fand. »Hören Sie zu, Welthe, Ihr Ermittler ist heute früh gestorben, Sie haben sein Leben aufs Spiel gesetzt und am Ende völlig versagt. Wir werden Sie zur Verantwortung ziehen, die Kollegen und ich. Ich war von Anfang an, ähnlich wie Sie, skeptisch bei diesem Einsatz, aber dass das alles in einer Tragödie endet, konnte niemand vorhersehen. Ich rate Ihnen zu einer offenen und vertrauenerweckenden Strategie gegenüber den Kollegen von der Internen Ermittlung, damit am Ende nicht das ganze Amt am Pranger steht. Sind wir uns einig, Welthe?«

    Aufgrund der Medienberichterstattung über die spektakulären Festnahmen, die Morde und die Aushebung eines rechtsradikalen Zirkels, bei dem eine renommierte Journalistin eine führende Rolle gespielt hatte, kamen doch noch etwa zwanzig Personen zum Friedhof an der Kirchenstraße, um Leonhard Kreutzer, den niemand von ihnen gekannt hatte, die letzte Ehre zu erweisen. Eigentlich hatte Edith Liebergesell damit gerechnet, dass sie, Süden und Patrizia unter sich bleiben würden.
    Nach der halbstündigen Zeremonie ohne Reden und Musik – »Urnenbeisetzung bitte ohne Rankwerk« hatte Kreutzer in seinem Testament verfügt – gingen die drei Detektive in ein kleines Restaurant in der Elsässer Straße. Es war Freitag, der zweite März, ein verwitterter Tag. Süden trank ein Bier zur Vorspeise (Brätstrudelsuppe), drei Biere zur Hauptspeise (Zwiebelrostbraten von der Lende mit Bohnen im Speckmantel, Grilltomate und Bratkartoffeln), ein Bier danach und zwei Biere im Verlauf des Desserts (Wildkirschknödel mit Zimtbrösel, Früchten und Vanilleeis). Anschließend trank er mit den Frauen zwei Gläser Wacholderschnaps und ein weiteres Helles zum Nachspülen. Edith Liebergesell und Patrizia Roos hatten eine Flasche Veltliner bestellt, und als diese leer war, eine zweite.
    Sie saßen an einem Tisch am Fenster und sahen ab und zu hinaus, als wäre draußen die alte Welt. Die meiste Zeit verbrachten sie schweigend. Einmal sagte Patrizia: »Der Staatsanwalt wird auf Freispruch plädieren, er wird behaupten, Leo wäre niemals an den Schlägen gestorben.«
    Daraufhin, zehn Minuten später, erwiderte Edith: »Wenigstens kenne ich jetzt die Mörder meines Sohnes.« Sie trank. Dann stand sie auf und ging hinaus, um eine Zigarette zu rauchen. Vorher füllte sie ihr Glas und nahm es mit.
    »Du glaubst«, sagte Patrizia zu Süden, »Mias Vater ist ein V-Mann. Er hat seinen Ex-Schwiegersohn nach München gelockt und verraten.«
    Süden schwieg. Dann hob er sein Glas, prostete ins Nichts und sagte: »Möge es nützen!« Das war der ewige Trinkspruch seines Freundes Martin Heuer gewesen.
    »Verraten ist das falsche Wort«, sagte Patrizia. »Du weißt schon, was ich mein. Er hat halt seine Pflicht erfüllt. Und dafür haben sie ihn in Starnberg in Ruhe gelassen, mit seinen Tagungen hinter verschlossenen Türen und dem ganzen Gesindel.«
    Süden bestellte ein frisches Bier.
    »Könnte es sein«, sagte Patrizia, »dass Geiger den Jost und seine Leute zu dem Überfall auf Leo angestiftet hat?

Weitere Kostenlose Bücher