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Macabros 070: Eissturmland des Drachenkönigs

Macabros 070: Eissturmland des Drachenkönigs

Titel: Macabros 070: Eissturmland des Drachenkönigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Das Grauen kam von einer Sekunde zur anderen, und ehe sie
begriffen, was eigentlich geschah, war es auch schon zu
spät…
    Die »Amundsen« befand sich bei klarem Wetter und gutem
Wind auf hoher See.
    In den nördlichen Breiten wurde sie mit sicherer Hand von
Philipe Mache, einem erfahrenen Steuermann, durch die eisigen Klippen
gelenkt. Dem Schiffseigner, Pierre Chanel, einem abenteuerlustigen,
finanzkräftigen jungen Mann kam es darauf an, mit einfachsten
Mitteln eine Seereise Richtung Nordpol zu unternehmen und unter
Beweis zu stellen, daß schon sehr früh Völker bis zu
den Polkappen vorgedrungen waren.
    Seine Theorie wurde allgemein verlacht.
    Warum Chanel ausgerechnet nach einem Südpolforscher, dem
Norweger Amundsen, seinen Viermaster getauft hatte, obwohl er zum
Nordpol vorstieß, blieb wohl für alle Zeiten ein
unerfindliches Rätsel.
    Am Abend dieses Tages – sie waren alle bei bester Stimmung,
und Janine Francoise, die hübsche Journalistin des ›Paris
Jour‹ hatte sich auf den Weg in ihre Kabine gemacht, um etwas zu
holen – geschah es.
    Die ersten Eisberge tauchten auf. Wahre, zerklüftete Riesen
ragten gen Himmel und veränderten die Welt ihrer
Eindrücke.
    Das Schiff bewegte sich nur noch mit wenigen Knoten
Geschwindigkeit. Nur zwei Segel waren aufgezogen, die sich leicht
blähten. Die ›Amundsen‹ verfügte – für
den Notfall und zur Sicherung wissenschaftlicher Erkenntnisse –
über einige Armaturen an Bord, darüber hinaus war sie mit
einem Funkgerät ausgerüstet. Dies hatte einige Gegner
Chanels zu spitzen Bemerkungen veranlaßt, daß er wohl
doch selbst nicht an seine phantastische Idee glaube.
    Mit einem Zusatzmotor, wie einer dieser Kritiker sarkastisch
bemerkte, war die ›Amundsen‹ allerdings nicht versehen.
Davon hätte er sich höchstpersönlich
überzeugt.
    Die Männer an Bord waren heiter und machten Scherze.
Aufnahmen wurden geschossen, Eintragungen in Tabellen und
Notizbücher vorgenommen. Von der ersten Stunde an sollte alles
genau vermerkt sein. Vor allem wurde die Route in speziell für
diesen Zweck gezeichnete Karten eingetragen, eine Route, die Pierre
Chanel in eine von ihm bestimmte Region bringen würde. Im ewigen
Eis wollten sie Ausgrabungen machen und hofften, eingefrorene
Zeugnisse zu finden, die bewiesen, daß verschwundene
Eskimovölker und sogar die Wikinger schon von diesem
›Eisland‹ wußten…
    Doch es kam alles ganz anders. Mit dem Monster…
    »Piieerrre!« brüllte Jean, ein junger
Wissenschaftler noch.
    Dann ging es auch schon drunter und rüber.
    Das Wasser in unmittelbarer Nähe der ›Amundsen‹
stieg steil empor, wurde hochgeschossen wie von einem Wal. Dann kam
das Ungeheuer aus der Tiefe, groß wie ein Berg, schnaubend und
prustend, und seine gewaltigen Klauenhände klatschten auf die
wildbewegte Wasseroberfläche und versetzten sie in noch
stärkere Bewegung. Das Expeditionsschiff schaukelte wie eine
Nußschale auf den eisigen Wellen.
    Die Menschen, die an Deck versammelt waren, glaubten ihren Augen
nicht trauen zu können. Doch keiner von ihnen sollte je die
Gelegenheit mehr finden, über das in der Öffentlichkeit zu
sprechen, was sie hier erlebten.
    Die gewaltigen Klauen der Bestie packten das Schiff, als wäre
es ein Spielzeug, und schleuderten es durch die Luft. Die war rundum
plötzlich von dichtem Schneetreiben erfüllt, das aus dem
Boden und den zerklüfteten Eisbergen zu kommen schien und alles
einhüllte wie in undurchdringlichen Nebel.
    Die Menschen schrien, aber niemand hörte sie.
    Sie spürten kaum noch den Aufschlag der ›Amundsen‹,
die über den eisigen Boden rotierte, die auseinanderbrach, von
der ganze Stücke durch die Luft wirbelten, als würden
unsichtbare Hände sie wie ein wildes, unbezähmbares Tier
zerfetzen.
    Die Menschen an Deck suchten verzweifelt nach einem Halt –
und fanden ihn nicht. Einige wurden wie lästige Insekten
über Bord geschleudert, andere knallten gegen die Deckaufbauten,
an die Reling und verloren sofort das Bewußtsein.
    Auch Janine Francoise, die nicht mal mehr zum Schreien kam. Noch
in ihrer Kabine wurde sie ohnmächtig.
    Und das war gut so. Für alle…
    Niemand mehr konnte sehen, was mit dem zerstörten Schiff, nur
noch ein Wrack, nun weiter geschah.
    Es sank ein in den steinharten, eisigen Boden, immer tiefer, als
ob ein heißes Messer in einen Butterblock dringe.
    Das Eis selbst war plötzlich nur noch wie Dunst, in den die
zertrümmerte ›Amundsen‹ stürzte.
    Die Welt rundum veränderte

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