Macabros 075: Ustur - In den Ketten des Unheimlichen
echte
Unterstützung darstellten.
Alle Zeichen wiesen darauf hin, daß zum Sturm auf das Haus
geblasen wurde. Molochos hatte doch recht: Ustur steckte dahinter! Er
war ebenfalls ein geflügelter Dämon, von dem Björn
noch nicht wußte, woher er stammte und aus welcher Verbindung
er hervorgegangen war.
Doch es bestand für ihn kein Zweifel mehr. Jene Flugmenschen
waren durch Ustur gesandt, waren seines Sinnes und erfüllten
einen dämonischen Auftrag.
Sie jagten auf Macabros zu.
Die beiden Vampire mit den versteinerten Gesichtern, den langen,
dolchartigen Zähnen, waren Vater und Sohn Freesmann im Dienste
Usturs.
Sie lebten nicht mehr. Sie atmeten nicht mehr. Sie waren
Gespenster der Nacht.
Macabros handelte schnell und überlegen. Auch sein Schwert
durchbohrte die Feinde, die zur Verstärkung gesandt worden
waren.
Er tötete nicht, sondern erlöste. Diese Menschen, die
erst vor wenigen Stunden zu Usturs Vampiren gemacht worden waren,
trugen schon alle Merkmale ihrer dämonischen Verwandlung. Auch
ihre Körper waren leer. Alle Organe waren verschwunden. Sie
waren nur eine leere, leblose Hülle, aus der fauchend die Luft
entwich und die zu einem welken, braunen Etwas wurde, das an
Herbstlaub erinnerte.
Jetzt noch den Vampir auf dem Dach…
Doch der schien erkannt zu haben, daß er es mit einem
überlegenen Gegner zu tun hatte, den niemand so leicht zu Fall
brachte.
Der Flugmensch stieß sich ab, schwebte mit kräftigen
Flügelschlägen in die Nachtluft und tauchte ein in die
Dunkelheit, ehe Björn Hellmark seinen Zweitkörper Macabros
auf das Dach versetzte, um auch diesen Dämonen, der nur
äußerlich ein Mensch war, zu erlegen.
Hellmark stürmte in die Wohnung zu Molochos und knipste das
Licht an.
»Was weißt du darüber?« fragte er
gepreßt. Er hatte Macabros aufgelöst und merkte den
Verlust der Energie.
»Alles, Björn Hellmark… alles… Ich habe alle
gesehen, und ich kenne die Hintergründe. Ich werde sie’ dir
sagen…«
*
Die Stimme des Dämonenfürsten, der von sich behauptete,
nicht mehr Molochos zu sein, klang freier und frischer, sogar
sympathischer.
Aber nicht nur auf die Form kam es Hellmark jetzt an – viel
wichtiger war der Inhalt der Botschaft, die Molochos ihm
mitteilte.
»Es ist Usturs Werk. Ich habe es von Anfang an gewußt
– und dich gewarnt, Björn Hellmark! Uns beide will er
vernichten. Dann ist der Weg frei für ihn - der Weg zur
absoluten Herrschaft, die ich, als ich noch Molochos war, ebenfalls
anstrebte.«
»Als du noch Molochos warst?« hakte Björn sofort
nach. »Aber wenn du nicht mehr Molochos bist, wer bist du
dann?«
»Ich weiß es nicht. Ustur wird Molochos’ Stelle
einnehmen.« Er sprach von dem Dämonenfürsten, der er
selbst war, als redete er von einem anderen. »Seine Werkzeuge
hat er ausgeschickt. Du hast es selbst erlebt und gekämpft wie
einer, der Mut beweist und Überblick behält. Ustur setzt
alles auf eine Karte. Auf welchem Weg auch immer muß es ihm
gelungen sein, einen Blick in die Zukunft zu tun, deren Schleier ich
nicht durchdringen konnte. Er hat den Zeitpunkt klug gewählt. Er
selbst wagt es nicht zu kommen. Er opfert seine Schergen… Um die
ist es aus seiner Sicht nicht schade, wenn sie im Innern des
magischen Kreises verbrennen wie ein Blatt Papier im Feuer.
Vieles weist darauf hin, daß Ustur auf dem Weg in diese Welt
ist. Das Tor zu den Aanss scheint demnach schon weit offen zu stehen.
Es muß ihm gelungen sein, Komestos II. zu überlisten.
Anders kann ich mir die Dinge, die sich gerade hier abspielten, nicht
erklären.«
»Wer ist die Aanss? Wer ist Komestos II.?«
»Es sind die fliegenden Menschen, die sich vom Saft der
Atalpha ernähren. Ustur aber will sie zu Blutsaugern machen. Und
teilweise scheint es ihm gelungen, wie die Vorgänge
beweisen.«
Molochos schwieg einen Moment, und ein langer Atemzug kam aus
seiner Brust.
»Du weißt sehr viel, Molochos. Du kennst das Geheimnis
der fliegenden Menschen, nicht wahr? Du Weißt, weshalb sie hier
sind und du kennst sicher Mittel und Wege, um sie dorthin
zurückzuschicken, wohin sie gehören, ehe sie weiteres
Unheil anrichten.«
»Ob dieses Problem in den Griff zu bekommen ist, liegt daran,
wie weit Ustur seine Vorbereitungen vorangetrieben hat. Die
Pläne, in die ich Einblick gewann, galten für eine andere
Welt. Nicht für diese. Für die Erde war ich zuständig.
Doch Ustur nutzt das Gebot der Stunde. Molochos' Schwäche,
seinen Ausfall… doch alles, was geschieht,
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