Macabros 075: Ustur - In den Ketten des Unheimlichen
kam nicht dazu, seinen Plan in die Tat
umzusetzen.
Die Ereignisse überrollten ihn, als am Ende des schmalen
Weges, der zur Straße führte, plötzlich ein Wagen
auftauchte und genau auf das Haus zukam.
Es war ein Polizeifahrzeug!
Die beiden Flugmenschen waren durch diese Wende der Dinge nicht
minder überrascht als Macabros.
Der hätte den Männern, die mit dem Fahrzeug den Weg
entlangrollten, die Begegnung mit den unheimlichen Flugvampiren gern
erspart. Doch sie alle wurden hineingezogen in die Automatik des
Geschehens, das ihnen nicht viel Handlungsspielraum ließ.
*
»Ich werde verrückt!« entfuhr es dem Fahrer. Er
hieß Heinz Karcher und wohnte in Lüneburg. Seit
dreißig Jahren stand er als Polizist seinen Mann. Er hatte
schon manches erlebt, aber so etwas noch nicht! »Kneif mich mal
in den Oberarm, Fred…«
Der mit Fred Angesprochene hieß Alfred Abelt, war zehn Jahre
jünger als der dreiundfünfzigjährige Karcher,
dunkelhaarig und einen Kopf kleiner.
Doch Abelt saß wie gelähmt.
Der Polizist starrte durch die Windschutzscheibe nach
draußen, wo die hellen Scheinwerfer eine ungeheuerliche Szene
der Finsternis entrissen.
Direkt vor dem Haus – fast mitten auf dem Weg, den sie fuhren
– standen drei Menschen.
Nein!
Eigentlich war es nur einer – die anderen hatten Flügel,
wirbelten wie von unsichtbaren Fäden gezogen herum und
stürzten dem Auto entgegen, das Karcher auf dem schmalen Pfad
nicht mehr wenden konnte.
»Du siehst also das gleiche wie ich«, fuhr Karcher mit
belegter Stimme fort. Er trat auf die Bremse. Der Wagen stand sofort.
»Dann sehen wir uns den Mummenschanz mal an.«
Er tastete nach seinem Dienstrevolver, öffnete den
Verschluß der Halfter und wollte die Tür
öffnen…
»Du willst wirklich raus?« kam es gepreßt
über Abelts Lippen. »Da ist etwas faul, Heinz, ich
hab’ ein komisches Gefühl.«
»Unsinn! Du liest zuviel Gruselgeschichten. Da passiert es
schon mal, daß fremde Wesen aus einer anderen Dimension oder
von anderen Stern auf die Erde kommen und einfache Bürger in
Angst und Schrecken versetzen. Die Wirklichkeit aber ist ganz anders.
Sieh’ dich mal genau um – vielleicht entdeckst du irgendwo
Filmleuchten und einen Kameramann…«
Ihm war zwar nicht bekannt, daß in dieser Gegend vielleicht
Aufnahmen für einen Krimi oder Gruselfilm gedreht werden
sollten, dennoch sah er sich nach einem Aufnahmeteam um.
Doch da gab es weder Filmlampen, die ihnen längst aufgefallen
wären, noch einen Kameramann, noch einen nervösen
Regisseur, der aufsprang, um sie vom Ort des Geschehens
zurückzurufen.
Das war die Wirklichkeit. Eine erschreckende, unglaubliche
Wirklichkeit!
Heinz Karcher lernte sie zuerst als Unbeteiligter am eigenen Leib
kennen.
Er stieß die Tür auf, sprang nach draußen und
wollte direkt zu den beiden Flügelmenschen dem blonden Mann
laufen, als Macabros’ Warnruf erscholl.
»Zurück! Fahren Sie schnellstens zurück. Man kann
nichts gegen sie ausrichten!«
Klar hallte Macabros’ Stimme durch die Nacht.
Der Polizist blieb stehen, als würde ei gegen eine
unsichtbare Wand prallen. Er riß seine Waffe heraus, als er
sah, daß die beiden Geflügelten blitzschnell auf ihn
zustürzten, daß der eine sich sogar einige Meter weit in
die Luft erhob, um dann von oben wie ein Raubvogel auf seine Beute zu
stoßen.
Heinz Karcher wäre verloren gewesen. Aber da war Macabros!
Und der griff ein und rettete, was zu retten war.
Noch im Moment der tödlichen Gefahr für den
Polizeibeamten, riß Karcher seine Pistole aus der Halfter,
brachte den Arm ruckartig in die Höhe und brülle:
»Stehenbleiben – oder ich schieße!«
Da war der Vampir auch schon über ihm und umspannte ihn von
oben mit beiden Händen, während der Körper des
Flugmenschen halb in der Luft hing und der andere dem Wagen
entgegenstürzte.
Karcher drückte ab. Zeit zum Zielen hatte er nicht mehr. Er
handelte mit Verzögerung, befand sich unter einem Schock und
wußte wahrscheinlich gar nicht, was er da tat.
In der Mündung blitzte es auf. Der Lauf war nur etwa
fünfzig Zentimeter vom Kopf des Vampirs entfernt, der sich auf
Karcher stürzte.
Die Kugel drang dem Angreifer genau zwischen die Augen.
Doch der reagierte überhaupt nicht.
Er war nicht verletzbar! Nicht zu töten?!
Die physikalischen Gesetze dieser Welt waren aufgehoben.
Karcher schrie. Sein Gesicht verzerrte sich, die Luft wurde ihm
knapp.
Der Druck auf seine Brust verstärkte sich.
Da war aber der blonde
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