Macabros 077: Zitadelle der Grausamen
viel
darüber?«
»Nein! Leider nicht. Nur die Zitadelle und ihr Sinn sind mir
bekannt. Shab-Sodd benutzte sie wie einen Katalysator. Er wurde in
dieser Welt abgesetzt, um die Mikroreiche dieser Dimension zu
unterwerfen. Aus dem Gigantischen kam er hinein ins Winzige –
und aus dem Winzigen heraus ins Gigantische. Ich glaube, ein uralter
Plan Rha-Ta-N’mys ist es, dieses Universum mit Hilfe der
Kräfte aus dem Mikrokosmos zu unterjochen. Es gibt mit
Sicherheit einige Ereignisse, die auf diese Versuche hinweisen.
Vielleicht hat man mir nie zugetraut, daß ich der alleinige
Herrscher dieser Erde sein würde. Vielleicht stand von Anfang an
fest, daß der Weg zurück nur eine Frage der Zeit ist. Ich
weiß es nicht. Ich kann es nur vermuten. Denn viele Dinge sind
schon im voraus bestimmt und erkennbar. Man kann dann kaum mehr davon
abweichen. Es sei denn – man kennt den gesamten Ablauf und kann
ihn absichtlich verfälschen.«
»Wo, Ak Nafuur, wo genau befindet sich die Zitadelle? Kannst
du ihre Lage angeben?«
»Ja.«
Er ließ sich eine Weltkarte geben und kreuzte die
betreffende Stelle in der Arktis an. »Hier ist es.«
»Gut. Dann werde ich gehen.«
Für Björn Hellmark wäre es kein Problem gewesen,
sich im nächsten Augenblick zusammen mit seinem
Doppelkörper oder ihm allein dorthin zu versetzen.
»Halt«, sagte Ak Nafuur da mit scharfer Stimme. »So
einfach ist es nicht! Die Gefahr ist groß! Du solltest nicht
allein gehen…«
»Gut. Dann werde ich Rani mitnehmen.«
»Und Arson, den Mann mit der Silberhaut«, sagte der
Priester. »Auch ich werde mitgehen…«
Hellmark war verwundert. »Aber – das ist nicht
nötig. Wir werden schon zurechtkommen, wenn du uns sagst, wie
wir vorgehen und worauf wir achten müssen. Du mußt dich
noch schonen.«
»Das ist nicht nötig«, fiel Ak Nafuur ihm ins Wort.
»Es ist wichtiger, wenn ich bei euch bin. Ich allein kann euch
unter Umständen Hinweise auf die magischen Sicherungen geben,
die dort existieren. Kein Ungebetener, kein Außenstehender
sollte jemals die Zitadelle betreten. Wir müßten in die
Zitadelle, und dann wird sich herausstellen, was zu tun ist, um den
Weg zu gehen, den vor Jahrtausenden Shab-Sodd ging. Vorausgesetzt,
daß auch nur einer von uns dazu noch in der Lage sein
wird…«
»Ich werde mir mit Macabros zunächst die Umgebung
ansehen«, bestimmte Björn. »Und dann werden wir sehen,
wie’s weitergeht. Einverstanden?«
Ak Nafuur nickte. »Das ist ein guter Vorschlag.« Er
seufzte und fuhr sich mit der Hand durch das dichte, weiße
Haar. »Es ist höchst bedauerlich, daß Lekarim seinen
ursprünglichen Auftrag erfüllen konnte. Mirakels
Entführung in den Mikrokosmos hätte uns nicht
dazwischenkommen dürfen. Damit werden nicht nur deine
Pläne, Björn, über den Haufen geworfen, sondern auch
meine…«
Hellmark hob kaum merklich die Augenbrauen.
Der zu den Menschen Zurückgekehrte hatte eigene
Pläne?
Björn konnte seine Überraschung schwerlich
verbergen.
Ak Nafuur lächelte feinsinnig. »Ich kann mir denken, was
in dir vorgeht. Ich will es dir erklären. Ja – es gibt
Pläne, die ich mit dir hatte, Björn. Seitdem feststeht,
daß du zum unbarmherzigen Jäger der Dämonen und
Geister geworden bist, haben sich viele Dinge ereignet, die
ungeklärt blieben, die aber dringende Aufklärung verlangen,
die für dich lebenswichtig oder lebensbedrohlich sind. Es kommt
auf den Standpunkt an.«
Und dann nannte Ak Nafuur einige dieser Dinge.
Da war das ungeklärte Schicksal von Danielle de
Barteaulieé, jener jungen Französin, die Björn in
einer anderen Dimension verlor, weil in einem Tempel
Rha-Ta-N’mys ein unheimlicher Fluch wirksam wurde. Es gab auf
der Erde noch immer zwei Monster aus Dwylup, deren genaue
Aufenthaltsorte Molochos alias Ak Nafuur kannte. Und er wußte
ebenfalls etwas über den Schrecklichen, der seinerzeit aus dem
Totenbrunnen kroch und sich noch in dieser Welt befand.
Dies waren nur drei Beispiele von vielen, die Björn
erschreckten, als er über die Hintergründe informiert
war.
»Ich werde Arson und Rani Mahay sofort darüber
unterrichten. Sie können sich dieser Dinge annehmen,
während wir gemeinsam…«
»Nein«, widersprach der Priester. »Es wäre
grundverkehrt, all diese Dinge gleichzeitig in Angriff zu nehmen, so
wichtig sie auch sind.«
Björn mußte seinem Gesprächspartner im stillen
recht geben.
»Es ist wirklich schade, daß man nur an zwei Stellen
gleichzeitig sein kann«, sagte er leise und ließ
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