Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor
ich?
Keine! Ich kann der Polizei mit nichts weiter kommen, als mit einem
Verdacht. Und der ist verdammt gering. Schließlich spricht mein
Vater mit mir, schließlich ist er zu Hause. Ich brauchte
eigentlich nichts anderes zu tun, als einfach hinzufahren.«
»Und warum, Monsieur Belmond, tun Sie das nicht?«
»Wieder aus Angst. Nach seiner Rückkehr aus dem
afrikanischen Busch war er sehr einsilbig und hat kaum etwas
über seine Reise gesprochen. Er ließ mich wissen,
daß er sich nicht wohl fühle und ihn diesmal die Reise
sehr angestrengt habe. Sonst, wenn wir miteinander telefonieren,
fragt er nach meinem nächsten Besuch. Aber diesmal – kein
Wort!«
»Das allerdings ist merkwürdig«, nickte Leclerque
nachdenklich. »Und durch ein unverhofftes und nicht angemeldetes
Auftauchen auf dem Gut fürchten Sie, etwas verkehrt zu machen,
nicht wahr?«
»Genau, Monsieur! – Ich möchte, daß Sie dies
für mich tun. Ich würde Ihnen die Pläne des Besitzes
von Saint Martin zu treuen Händen überlassen, damit Sie
sich mit der Lage der Gärten und Gebäude und den
Räumlichkeiten vertraut machen können. Gehen Sie
äußerst vorsichtig und geschickt vor!«
»Das, Monsieur, ist meine Spezialität«, fiel der
Privatdetektiv ihm ins Wort.
Belmond fuhr fort, als hätte er die Bemerkung seines
Gesprächspartners überhaupt nicht gehört.
»Versuchen Sie herauszufinden, was auf dem Gut vorgeht, weshalb
mein Vater tagsüber nicht anwesend ist, warum er sich bei
Freunden in der Öffentlichkeit nicht mehr sehen läßt.
Versehen Sie mich mit allen Informationen, die Sie für notwendig
und richtig halten! Ich habe mich an Sie gewandt, weil ich der
Überzeugung bin, daß mein Fall bei Ihnen in besten
Händen ist.«
»Fall, Monsieur Belmond? Bis jetzt ist nichts
geschehen…«
»Vielleicht irren Sie. Fast hoffe ich es, Leclerque. Aber
vielleicht ist schon mehr geschehen, als wir beide ahnen und wissen
können. Diesmal hat mein Vater etwas von seiner Reise
mitgebracht, mit dem er nicht so schnell fertig wird. Mit dem Plan
gebe ich Ihnen außerdem Fotos und eine Liste der Personen, die
auf Gut Saint Martin leben. Fotografieren Sie jeden – und vor
allen Dingen jeden Fremden, von dem es bisher kein Bild gibt!
Vielleicht kommen wir auf diese Weise dahinter, was zu. Hause
vorgeht. Ich selbst kann noch nichts unternehmen, wie Sie verstehen
werden. Vielleicht werde ich selbst schon beobachtet, ohne es zu
merken. Vielleicht weiß man auch nicht, daß ich mich in
Paris aufhalte und es einen Sohn Gaston Belmonds gibt, der hier
studiert. Ich bin sehr unruhig, weil die Ungewißheit an meinen
Nerven zehrt…«
»Das ist nur verständlich. Ich werde alles daran setzen,
diese Ungewißheit so schnell wie möglich in
Gewißheit zu verwandeln. Ich nehme an, Monsieur, daß Sie
innerhalb von achtundvierzig Stunden all das wissen, was notwendig
ist, um die entsprechenden Schritte zu unternehmen.«
Diesmal irrte der smarte Privatdetektiv.
*
Marlos, die unsichtbare Insel, lag zwischen Hawaii und den
Galapagos.
Sie war die Heimat geworden für eine Handvoll Menschen, die
sich zum Ziel gesetzt hatten, die dämonischen Einflüsse in
der Welt einzudämmen und die Mächte der Finsternis zu
entlarven, ehe sie Unheil anrichten konnten.
Auf Marlos waren im Lauf der Zeit viele einfache Blockhütten
entstanden, die jenen Unterkunft boten, die auf der Insel lebten.
Dies war außer Björn Hellmark, dem Herrn dieser
unsichtbaren Welt, Carminia Brado, die Frau, die er liebte, Rani
Mahay, sein bester Freund, Pepe, sein Adoptivsohn, Jim, der Guuf, der
ein Kind zwischen einem Dämon aus der Vergangenheit der Erde und
einer irdischen Frau war, und Arson, der Mann mit der Silberhaut, der
aus der Zukunft stammte und zur Zeit eine Gastrolle auf Marlos gab.
Ebenfalls Bewohner von Marlos waren Camilla Davies und Alan Kennan
und von Zeit zu Zeit die junge Osloerin Anka Sörgensen, sowie
Tina Morena, eine Schauspielerin, die gemeinsam mit Anka eine
parapsychische Einheit darstellte, die es ihnen ermöglichte,
mysteriöse Bezirke des Jenseits und parallele Räume
aufzusuchen. Durch einen Zufall waren sie beide hinter das Geheimnis
ihrer Fähigkeiten gekommen, und es war ihnen klar geworden,
daß sie ihre Kräfte nur benutzen konnten, wenn sie sie
gemeinsam einsetzten.
Dies war jedoch in der letzten Zeit sehr wenig, wenn
überhaupt nicht möglich gewesen.
Tina Morena arbeitete an einem neuen Film, der zur Zeit auf Hawaii
spielte, und Anka Sörgensen, die
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