macht Urlaub
ausgezeichnetem Englisch sagte sein Gast nun: »Geht es Ihnen gut?«
»Es geht mir gut, Allah sei Dank«, erwiderte der Scheich. »Friede sei mit Ihnen.«
»Und möge es Ihnen wohl ergehen«, antwortete der Sche ich.
Mrs. Pollifax konnte Farrells Ungeduld spüren. Er sah aus, als würde er jeden Moment aus der Haut fahren. »Allahs Wille geschehe«, sagte der Mann mit einer leichten Verbeugung.
Der Scheich lächelte. »Allah schütze Sie.« Und gleich darauf. »Trinken Sie eine Tasse Kaffee. Bitte setzen Sie sich.«
Der Scheich setzte sich wieder, doch der Fremde blieb stehen. Sein Blick wanderte zu Farrell. »Sie sind der Amerikaner Farrell?« fragte er.
Farrell nickte. »Ja, und Sie - treffe ich nun Ibrahim?«
»Der Name ist mir vertraut«, erwiderte er vorsichtig.
»Dann sind wir beide einen weiten Weg gekommen, um einander zu begegnen«, sagte Farrell höflich. »Und ich hoffe, Sie sind Ibrahim, der mir etwas Wertvolles von einem gemeinsamen Freund bringt.« Die Augen des Fremden ruhten zweifelnd auf Farrells Gesicht.
Mrs. Pollifax seufzte. Sie spürte, daß beide einen Anstoß brauchten, so sagte sie übergangslos: »Sie haben den Iraker nicht getötet, das wissen Sie doch? Ihr Blut klebte an seinem Dolch, an dem Toten befand sich jedoch keines, außer natürlich am Hinterkopf, wo er an der Mauer aufgeschlagen war. Der Polizei dürfte das inzwischen klar sein. Und wir bedauern es sehr, daß einer Ihrer Begleiter in der Wüste starb.«
Ihre Emotionalität schien ihn zu amüsieren, und sein Gesicht wurde weicher. Zu Farrell sagte er: »Vertrauen zu fassen ist schwer - und Sie haben keinen Schnurrbart. Ich habe Bilder gesehen, verstehen Sie? Aber ja, ich bin Ibrahim.«
»Halleluja!« murmelte Mrs. Pollifax. »Das ist es also!«
Farrell griff in seine Brusttasche und brachte einen Schnappschuß, ein etwas älteres Bild von ihm selbst, zum Vorschein. »Verdammt riskant, es mitzubringen!« brummelte er. Schwerfällig und mit zusammengebissenen Zähnen erhob er sich vom Tisch und brachte das Bild zu Ibrahim. »Darauf habe ich einen Schnurrbart. Hilft das?«
Ibrahim betrachtete das Bild lächelnd. »Sie beide! Ja, das war riskant!«
Der Scheich, der sich kein Wort hatte entgehen lassen, runzelte die Stirn. »Sie sind also nicht Mustafa, sondern Ibrahim?«
Mit schiefem Lächeln antwortete der Mann. »Verzeihen Sie mir, aber ich will ehrlich sein. Ich heiße weder so noch so.« Er gab Farrell das Foto zurück. »Sie haben beide - Sie und er... Aber begleiten Sie mich doch bitte ins Zelt, das der Scheich uns so großzügig zur Verfügung gestellt hat.« Mrs. Pollifax folgte ihm und Farrell ins Freie. Erleichtert stellte sie fest, daß der Sandsturm vorüber war, daß keine Steinchen und losen Gegenstände mehr durch das Lager gepeitscht wurden und daß im Osten ein Fleckchen blauer Himmel erschienen war. Während sie zum Ende des Lagers stapften, zu dem abgelegenen Zelt ganz am äußersten Rand, sagte Ibrahim ernst: »Sie müssen verstehen, daß es auf unserer Wanderung durch die Wüste viele Verluste gab. Wir hatten nichts gar nichts -, weder Kamele noch Verpflegung, noch Gepäck, als wir aufgelesen wurden.«
Jetzt ging Farrells Ungeduld mit ihm durch. »Ja, aber Sie haben doch das Manuskript dabei und in Sicherheit?«
Ibrahim zögerte, dann blieb er stehen, drehte sich zu ihm um. »Tut mir leid. Sehr leid, Mr. Farrell.«
»Sie wollen doch nicht sagen was wollen Sie damit sagen?« rief Farrell heftig. »Sie haben es doch hier, nicht wahr? Sie haben es aus dem Land gebracht und sicher verwahrt? Sagen Sie schon!«
Mit größer Behutsamkeit erklärte Ibrahim: »Dem Ende zu, Mr. Farrell, waren wir wirklich kaum noch am Leben, und die Nächte waren lang und kalt. Wir konnten kein wärmendes Feuer entzünden, außer vielleicht mit den Fetzen unserer Kleidung und ein wenig getrocknetem Kameldung. Wir besaßen bloß noch drei oder vier Streichhölzer. Wir brauchten dringend Zunder, etwas, womit wir ein Feuer machen konnten. Um am Leben zu bleiben - wir waren unendlich schwach -, mußten wir Feuer haben.«
»O nein!« krächzte Farrell.
»Doch.« Ibrahim nickte. »Mit den Manuskriptseiten ließen sich gute Feuer machen.« Farrell stöhnte.
Ibrahim fügte hinzu: »Aber der Verlust läßt sich ersetzen.«
»Was soll das heißen, ›läßt sich ersetzen‹? Wie können Sie so etwas sagen?« haderte Farrell verbittert. Mrs. Pollifax wußte, daß er an den langen, mühevollen Weg dachte, den er des Manuskripts wegen auf sich genommen
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