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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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dem Hintergrund. Schließlich flüsterte Archer dem Präsidenten etwas zu, worauf dieser noch einmal winkend die Arme hob und sich dann zurückzog. Mayer war nicht der Einzige, der erleichtert aufatmete, als sich die Rathaustür hinter dem letzten der Staatsgäste schloss.
    Im Foyer warteten bereits die akkreditierten Journalisten auf ihren Einlass. Müde lehnte sich Mayer zurück, nachdem alle ihre Plätze eingenommen hatten. Lauschte auf die Stimmen, die sein Headset übertrug. Alles war ruhig. Es gab wider Erwarten nicht einmal Proteste aus der autonomen Szene.
    Die Sitzung dauerte den ganzen Tag, unterbrochen nur von einem einfachen Mittagessen, für das die Teilnehmer den Ratssaal nicht verließen. Lediglich der ein oder andere Raucher zog sich kurzfristig zurück. Auf dem Rathausmarkt harrten viele der Schaulustigen trotz der eisigen Temperaturen aus. Verkäufer mit Heißgetränken schoben sich durch die Menge, an einigen Stellen fanden sich spontan Straßenmusiker ein. Die Hamburger feierten ihr eigenes Fest, während innerhalb der Mauern des Rathauses über die Zukunft des Weltklimas entschieden wurde, doch trotz der unbeschwerten Stimmung schien sich jeder auf dem Platz der historischen Bedeutung dieses Tages bewusst zu sein. Eine unterschwellige Spannung lag über der Menge und färbte den Ton der Gespräche. Als schließlich die Bundeskanzlerin als erste Rednerin an das Pult auf der blumengeschmückten Tribüne trat und die Eckpunkte der erfolgreich verlaufenen Verhandlungen grob skizzierte, löste sich die Spannung in spontanem Jubel. Mayer und seine Mitarbeiter waren aufmerksamer denn je. Gerade jetzt, wenn alle glaubten, die Gefahr sei vorbei, war sie am größten. Doch nichts geschah. Die Regierungschefs posierten für das obligatorische Abschlussfoto. Dann löste sich der Pulk auf. Zusammen mit ihren Staatssekretären und Beratern eilten sie zurück in ihre Hotels oder auf den Weg zum Flughafen. Die nächsten Termine, die nächsten Sitzungen warteten bereits auf sie.
    Die Menschenansammlung auf dem Rathausmarkt verlor sich in U-Bahn-Schächten und Seitenstraßen. Mayer blickte über den sich allmählich leerenden Platz, über den der Wind bunte Papierflaggen und leere Pappbecher vor sich her trieb. An einem Brückengeländer flatterte ein zurückgelassenes Transparent mit dem bunten Schriftzug »Abrüstung für das Klima« in der allmählich heraufziehenden Dämmerung. Er zog eine der erstarrten Rosen aus den Blumenbouquets an der Tribüne und drehte sie zwischen seinen Fingern. Die Ränder der Blütenblätter begannen sich bereits braun einzufärben. Die Party war vorbei. Was blieb, war die tiefe, müde Stille der Erschöpfung und Ernüchterung.
    Langsam machte er sich zu Fuß auf den Weg zu seinem Hotel auf der anderen Seite der Alster. Verschmolz mit den Menschen, die ihre letzten Einkäufe vor Ladenschluss tätigten, ließ die Autos an sich vorbeiziehen und fühlte der Leere nach, die sich in ihm ausbreitete. Als er eine halbe Stunde später die Tür seines Hotelzimmers hinter sich schloss, schwankte er vor Müdigkeit. Zwölf Stunden schlief er nahezu ununterbrochen, dann wurde er von einem lauten Hämmern an seiner Zimmertür geweckt.
    Martinez holte ihn aus dem Bett, zog ihn unter die Dusche und reichte ihm zum Frühstück eine angebrochene Flasche Whisky.
»Let’s go party!«,
sagte er, und sein glasiger Blick ließ keinen Zweifel darüber, wo die andere Hälfte des Flascheninhalts geblieben war.
     
    Irgendjemand hatte in der Hotelbar eine wilde Abschlussparty organisiert. Sie war bereits in vollem Gang, als Mayer und Martinez dazukamen. Laute Musik dröhnte ihnen entgegen, und sie wurden mit lautem Hallo begrüßt. Marion Archer schwebte auf sie zu, auch sie war schon nicht mehr ganz nüchtern. Nach dem von ihr so ersehnten Erfolg des Gipfels ließ sie es sich nicht nehmen, jedem für seine Mithilfe und Unterstützung überschwänglich zu danken.
    Martinez lehnte sich an den Tresen, winkte die Kellnerin heran und wies auf die Flasche in Mayers Hand.
»Give us one more, honey.«
    Mayer lachte auf.
    Archer wandte sich mit hochgezogenen Brauen zu ihnen um, und Martinez prostete ihr zu, bevor er die Flasche ansetzte und einen großen Schluck nahm. »Auf dein Wohl, Archer!«
    Dann wandte er sich zu Mayer um. »Lass uns über alte Zeiten reden«, sagte er, nun ebenfalls lachend.
    Es wurde ein großartiges Besäufnis.
    * * *
    Valerie verfolgte die Bilder im Fernsehen. Sie saß allein in ihrem

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