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Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition)

Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition)

Titel: Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Fizek
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Kapitel 1
    Das helle Licht blendete sie. Es war so grell, als wollte es sie wegglühen. Selbst durch ihre geschlossenen Augen schmerzte sein Gleißen auf ihrer Netzhaut. Wo war sie?
    Um sie herum schwirrten Geräusche und Stimmen. "… und die Patientin im Zimmer 27 kann verlegt werden, …" - "Du siehst heute besser aus. Offenbar schlägt die Therapie an." Das genügte Geraldine. Sie konzentrierte sich und zog sich, wie sie es in der Meditation gelernt hatte, in sich selbst zurück. Offensichtlich lag sie im Krankenhaus, auch wenn sie nicht wusste, wie sie dorthin gekommen war.
    In ihrem Kopf herrschte Chaos oder vielmehr völlige Leere. Einen kurzen Moment erschien ihr gar nichts greifbar. Sie versuchte sich auf etwas Bekanntes zu konzentrieren, doch selbst das schöne, orangene Sofa aus ihrem Appartement wollte ihr nicht vor Augen treten. Dann aber wurde es deutlicher und deutlicher, bis es plastisch vor ihr stand. Das gefiel Geraldine und gab ihr ein Gefühl der Sicherheit.
    Sie glitt zum nächsten Gedanken. Was war das letzte, woran sie sich erinnerte? Im Geist verließ sie ihre Wohnung und überlegte, wohin sie gegangen war. Das fiel ihr wesentlich schwerer. Plötzlich meldeten sich massive Kopfschmerzen. Das Licht flutete wieder durch die geschlossenen Lider. Ihre Haut fing an zu kribbeln und zu jucken. Es war Abend gewesen und sie wollte sich eigentlich mit Debra treffen, einer Freundin aus der College-Zeit. Die Sonne war bereits untergegangen; aber die Luft war lau und die ersten Fledermäuse schwirrten durch das goldenblaue Licht.
    Ein nächstes Fragment fiel ihr ein. Sie hatte sich mit Debra in dem kleinen Restaurant verabredet, das so eine hervorragende französische Küche hatte. Aber sie war nie angekommen. Ab dem Zeitpunkt, da sie das Haus verlassen hatte, verweigerte sich jede Erinnerung. Als Geraldine vorsichtig in diese verlorene Zeit eindrang, verstärkte sich sofort ihr Kopfschmerz. Ein dumpfes Gefühl, als würden in ihrem Hinterkopf tausend Würmer an ihren Gedanken nagen, warnte sie. Sie seufzte leise. Sollte ihr Gedächtnisverlust doch noch eine Zeit lang unbekanntes Land bleiben. Irgendjemand würde ihr schon sagen, was geschehen war.
    Aber sie konnte auch nicht einschlafen. Nachdem das Licht etwas angenehmer geworden war (langsam gewöhnte sie sich daran), nahm sie die Schmerzen in ihrem Körper war. Eine Sekunde lang überschwemmte sie die Angst, sie habe ein Körperteil verloren, ein Fuß oder eine Hand. Als sie jedoch danach tastete, schien alles am richtigen Platz zu sein. Auf die Beruhigung folgte ein zweiter Schreck. Wie lange lag sie schon im Krankenhaus? Sie hatte von Koma-Patienten gehört, die über Jahre hinweg nicht zu Bewusstsein kamen. Und wenn sie nun ebenfalls so lange vor sich hingedämmert hatte?
    Geraldine schlug die Augen auf.
    Alles schien so, wie sie es sich gedacht hatte. Um sie herum erhellte das strahlende Mittagslicht ein Krankenzimmer. Durch die halb zugezogenen Jalousien lächelte ein freundlicher, wolkenloser Himmel. Eine Uhr zeigte 10:37 an. Geraldine klingelte nach der Krankenschwester.
    Sie musste nicht lange warten. Die Tür ging auf und eine junge Frau trat ein, eher noch ein Mädchen. Sie hatte strubbeliges, rötliches Haar, das sie mit zwei braunen Kämmen aus Holz in den Griff zu bekommen versucht hatte. Es war ihr nicht gelungen. Links und rechts von ihren Ohren wippten freie Strähnen.
    "Sie sind wach!", sagte sie und schenkte Geraldine ein bezauberndes Lächeln.
    Geraldine schloss das junge Ding sofort in ihr Herz. Sie hatte etwas wundervoll natürliches und wenn sie auf eine Art und Weise aufwachen wollte, dann so. Die einzige Art, die das hätte überbieten können, wäre ein verständiger und natürlich gut gebauter Mann gewesen. Dass sich dieser Wunschtraum nicht realisieren ließ, hatte Geraldine aber schon vor langer Zeit eingesehen.
    "Wie lange war ich denn weg?"
    "O, nicht lange. Vielleicht vier oder fünf Stunden. Man hat Sie eingeliefert, bevor mein Dienst begann."
    Geraldine war zugleich erleichtert und beunruhigt. Sie hatte also nicht Jahre lang im Koma gelegen. Sie schien auch keine schweren Verletzungen zu haben. Was aber war ihr dann passiert? Diese Frage rutschte ihr, ohne dass sie es wollte, heraus. Die junge Krankenschwester dürfte das kaum wissen.
    Das Mädchen lächelte. Diesmal allerdings hatte es etwas neugieriges oder auch wissendes an sich. Jedenfalls wirkte sie plötzlich erwachsener und mehr wie eine gute Freundin. "So ganz

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