Mad about you - erotische Novelle (German Edition)
impfen könnte, und die entsetzliche Nervosität, die mich in den letzten Wochen fast in den Wahnsinn getrieben hat, schwindet in seiner Gegenwart.
» Vergessene Geburtstage ... davon habe ich einige zu bieten. Denn an meinen Geburtstagen war Jonathan in der Regel nicht anwesend. Nicht einmal bei meinem Dreißigsten, der mir echt wichtig war. Kristen hat eine Überraschungsparty für mich organisiert, aber Jonathan war bis 23 Uhr im Büro und kam erst, als die meisten Gäste schon gegangen waren. Und um Mitternacht verkündete er lautstark, dass er nun ins Bett müsse, und bat den Rest der Anwesenden, zu verschwinden.«
Ich nippe an meinem Wein und betrachte die ölige Oberfläche, die im Kerzenschein glitzert.
»Das ist nicht nett, reicht aber nicht«, stellt Braden lapidar fest. »Hat er dich geschlagen? Bedroht? Eingesperrt? Das wären Dinge, die ...«
» Ich weiß«, unterbreche ich ihn harsch. »Aber nein, das hat er nicht.« Innerlich fange ich an, zu brodeln. Hält er mich wirklich für eine Frau, die sich so etwas gefallen ließe? Womöglich jahrelang? Es ist schlimm genug, dass mein Selbstvertrauen nicht reichte, diese Ehe viel früher zu beenden. Dass ich zu feige war und mich vor der Einsamkeit fürchtete. Irgendwie war es bequemer, alles weiterlaufen zu lassen und zumindest die Gewissheit zu haben, dass da jemand war, dem etwas an mir lag. Auch wenn ich mir in den letzten Jahren etwas vorgemacht habe.
» Wir haben uns auseinandergelebt, und das war nicht allein seine Schuld.«
» Ich frage mich langsam, wieso du ihn überhaupt geheiratet hast«, sagt Braden unvermittelt. »Nach dem, was ich herauszuhören glaube und wo ich dich jetzt vor mir sehe ... Ich weiß, wie du früher warst, Lilly. Er hat dir nicht gut getan.«
» Er hat auch gute Seiten, Braden.« Ich kann es kaum glauben, aber ich verteidige Jonathan vor einem anderen Mann. Was ist in mich gefahren? Der Wein?
» Er hat mich umschwärmt, am Anfang unserer Beziehung. Hat mich auf Händen getragen. Ich war Studentin, und mein Elternhaus ist alles andere als reich. Ich finanzierte mein Studium mit zahlreichen Nebenjobs. Es waren teilweise so viele, dass ich abends nicht schlafen konnte vor Überanstrengung. Und dann kam Jonathan, nahm mich mit auf Reisen, von denen ich bis dahin nur geträumt hatte. Schenkte mir Schmuck im Wert einer Jahresmiete meiner Einzimmerwohnung in Hackney. Er tat alles für mich. Er vergötterte mich. Er war so erfolgreich und selbstbewusst, und er wollte mich. Ausgerechnet mich! Ich glaube, ich fühlte mich einfach wie Cinderella.« Ich lache traurig.
» Dann sollten wir zusehen, dass wir deinen gläsernen Schuh wiederfinden. Wenn der Prinz schon damit durchgebrannt ist, um ihn einer anderen anzuziehen ...« Braden lächelt. Seine Augenwinkel kräuseln sich, und neben seiner Oberlippe taucht ein feines Grübchen auf, das meinen Puls zum Flattern bringt. Damals trug er Bart, sodass ich es noch nicht kenne. Es ist schön, etwas Neues an ihm zu finden, obwohl ich dachte, ihn in jener Nacht in allen möglichen Positionen gesehen zu haben. Die Erinnerung lässt mir erneut das Blut in den Kopf schießen.
» Ich hatte keine Ahnung, dass er sich so ... entwickeln würde. Er war sich meiner so sicher und hat nie einen Hehl daraus gemacht, wie überlegen er mir war. Jeden zweiten Tag hielt er mir vor, dass ich ohne ihn nichts wäre. Sogar meinen Job hat er mir besorgt. Davon abgesehen, dass ich ohne ihn mein Studium wohl kaum geschafft hätte. Ich war nicht gerade eine Vorzeige-Studentin.«
» Kein Wunder, wenn du so viel nebenbei gearbeitet hast.« Braden lässt meine Hand los und trinkt einen Schluck Wein. Sein Teller ist noch halbvoll, wie meiner, aber er isst nicht weiter.
» Wir haben da übrigens eine große Gemeinsamkeit, Lilly. Auch ich habe mich mühsam hochgearbeitet, aus einer Arbeiterfamilie in Manchester. Mein Vater war jahrelang arbeitslos, wir lebten von dem Geld, das meine Mutter als Putzfrau verdiente und ein bisschen Stütze. Meine Eltern waren lange dagegen, dass ich überhaupt studieren wollte. Sie meinten, es wäre Geld- und Zeitverschwendung.« Er verzieht das Gesicht.
» Das tut mir leid, das wusste ich nicht«, sage ich ehrlich. Braden wirkte auf mich immer wie jemand, der mit einem goldenen Löffel im Arsch geboren worden war. So wie Jonathan. Diese Erkenntnis wirft ein anderes Licht auf ihn. Ein Licht, das ihn in meinen Augen noch schöner macht.
» Möchtest du noch einen Drink nebenan nehmen,
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