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Magazine of Fantasy and Science Fiction 04 - Signale vom Pluto

Magazine of Fantasy and Science Fiction 04 - Signale vom Pluto

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 04 - Signale vom Pluto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Zwischen Erde und Mars
     
James White
     
     
    Mit dem Geräusch des fünf Sekunden währenden Warnsignals erreichte der betäubende Lärm in der Ramsey seinen Höhepunkt. Die Düsen des chemischen Antriebssystems spien Feuer – ihr donnerndes Gebrüll war so tief und mächtig, daß man es mehr in den Knochen spürte, als mit den sowieso schon überforderten Ohren vernahm. Träge erhob sich das Schiff in den Himmel. Doch es beschleunigte sich schnell, bis die Luftbewegung über seinen Steuerflossen die Gyros beim Einhalten der Vertikallage zu unterstützen begann, bis es sein eigenes Donnern überholte und mit Hilfe seiner fünf Beschleunigungseinheiten in nur wenigen Minuten den freien Weltraum erreicht hatte. Dann, kurz bevor die Antriebsdüsen ausfielen, setzte der Reaktor des Schiffes weich ein und vermehrte den enormen Stoß vor dem Ausbrennen durch ein bescheidenes halbes g.
    Zu diesem Zeitpunkt geschah es.
    Das Funkgerät, das etwa einen Meter über dem Kopf des Piloten an einem Schott angebracht war, riß sich los und fiel auf den darunter befestigten Liegesitz, kollerte herab und polterte durch die offene Luke der Passagierräume, wie von einem kräftigen elastischen Band gezogen. Die Passagierhalle war etwas über sieben Meter lang und bei den über fünf g, die darin herrschten, gewann der kleine Metallkasten genug Geschwindigkeit, um durch das Fenster, das in den Laderaum führte, zu stürzen, ohne sich dabei zu verlangsamen. Hier bahnte er sich an den Frachtstücken vorbei einen Weg in die Vorratskammer, von wo aus er das Schiff durch ein Loch, das er in die Außenverkleidung riß, verließ.
    Fast auf die Sekunde genau löste sich die Raketenstufe, und die Ramsey , durch diese inneren Störungen äußerlich nicht behindert, glitt auf der vorausberechneten Bahn dahin. Nach siebzehn Minuten Fahrt mit einem halben g schaltete sich auch der Reaktor ab, und das Schiff befand sich genau auf dem Kurs, der es in etwas weniger als sechzehn Wochen auf eine Kreisbahn um den Mars bringen würde. Die Tatsache, daß mit dem Funkgerät etwas nicht stimmte, würde nicht bemerkt werden, bis der Kapitän es versäumte, seinen Startbericht durchzugeben, und weil das Radio ausgefallen war, würden die Männer in der Bodenstation nicht erfahren, daß noch etwas anderes fehlte. Für sie befand sich die Ramsey auf dem richtigen Kurs, und alles war so weit in Ordnung.
    Eine Zeitlang waren auch die Passagiere der gleichen beruhigenden Meinung. Alle – außer einem.
    Herdman erkannte an der Veränderung der Geräusche sofort, daß sie an Druck verloren hatten. Er vernahm sie eher durch den Helm und die Metallteile seiner Liege als durch die Luft im Passagierraum – und außerdem knisterte das Material seines Raumanzugs. Ein Leck kam bei der gewaltigen Anspannung des Starts nicht selten vor, und falls nicht eine ernstere Ursache mit im Spiel war, brauchte man sich über das Nachlassen des Drucks keine Sorgen zu machen. Das Luftregenerationssystem des Schiffes würde nicht eher in Tätigkeit gesetzt werden, bis der Kapitän überprüft hatte, daß alles gut verschlossen und abgedichtet war, so daß sie im Grunde nicht mehr verloren hatten als ein paar Kubikmeter der staubigen, nach Hyperoxyd riechenden Luft, die eingedrungen war, als die Passagiere das Schiff betreten hatten. Herdman wartete auf eine größere Katastrophe, und als sich diese nicht einstellte, begann er sich zu entspannen.
    Man war bei Schiffen, die ihre erste Reise antraten, besonders genau, dachte er bitter, und gerade bei der Ramsey , dem ersten, das vorwiegend zum Transport von Passagieren konstruiert worden war, hatte man es bei den Tests wahrscheinlich so genau genommen, daß einem beim Zuschauen das Blut gerann. Herdman mußte an die grausige kleine Geschichte von dem überängstlichen Ingenieur denken, der eine Notlandedüse siebenundvierzigmal getestet hatte, um absolut sicher zu sein, daß sie auch wirklich in Ordnung war, und der dann beim achtundvierzigsten Male feststellen mußte, daß er den Mechanismus kaputt getestet hatte ...
    Während er auf die Decke der Beschleunigungskoje blickte, schweiften Herdmans Gedanken noch höher darüber hinweg, vorbei an den neun weiteren Kojen über ihm – sechs von ihnen waren leer – und zum Kontrollraum und dem Mann, der sich darin befand.
    Nach dem Abschalten des Reaktors würde der Kapitän eine fünfundvierzig Minuten lange Prüfung der Instrumente vornehmen, und danach würde er noch einmal das ganze

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