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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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vergessen hatte, im Fluxi-Bett ging es
nicht weiter, also stand ich auf und wusch mir Gesicht und Hände und machte
mich zurück auf den Weg zur Springtime, wo, wie ich müde und irgendwie innerlich
verkitscht zu denken mich nicht hindern konnte, mein Schicksal auf mich
wartete.
    Aber als
ich aus dem
Fluxi-Tunnel heraus in den Ringstrom kam, war alles aus. Ich kam nicht
hinüber, ich traute mich nicht einmal hinein in den Ringstrom, ich sah die
ganzen Leute und kriegte einen Flash, ich hielt am Ausgang des Fluxi-Tunnels an
und die Paranoia kam über mich wie ein Schlag auf den Schädel, da war kein
Herankriechen und kein Anschleichen und kein langsames Sichaufbauen von
Paranoia mehr, da war einfach dieser Schlag und die Paranoia war da und schloss
mich von allen Seiten ein wie eine eiserne Jungfrau, ich hatte so eine mal in
einem Mittelaltermuseumsquatsch mit meinen Eltern gesehen, das war bei einem
dieser Ausflüge gewesen, und genau so, wie ich mir damals vorgestellt hatte,
dass es wohl wäre, wenn man in eine solche eiserne Jungfrau gesteckt und die
dann zugeklappt würde, genau so fühlte ich mich in diesem
Moment, ich konnte mich nicht mehr bewegen, nicht einmal so weit, dass es dafür
gereicht hätte, sich an die nächste Wand zu lehnen, ich stand am Ende des
Fluxi-Tunnels und schaute die Leute an, die da dicht an dicht gepackt an mir
vorbeiströmten mit bleichen Gesichtern und durchgeschwitzten Klamotten und
bunten Haaren und freakigen Outfits und was weiß ich, ich sah also diese Leute
und ein Weitergehen war unmöglich und ich wusste zugleich, dass ich auch nicht
mehr zurück ins Fluxi gehen konnte, denn wenn ich jetzt ins Fluxi zurückging,
wäre das die ultimative Niederlage gewesen, zurück ins Fluxi-Bett war auch
zurück nach Hamburg und zurück in die Clean Cut 1, und ich schaute mich um,
während ich dort stand und nicht vor- und nicht zurückkonnte, ich drehte den
Kopf zur Seite, nach links, nach rechts, nur weg von den vielen Leuten, die alle
ganz schön abgefuckt aussahen, die Körper verwohnt, die Gesichter abgespannt
und stumpf, wahrscheinlich war es das Neonlicht und der Moment der
Abschlaffung, den sich die Leute außerhalb der großen Halle gönnten, aber ich
konnte den Kopf zur Seite drehen und weg von den Leuten und einfach auf das
letzte Stück der Fluxi-Tunnelwand blicken und ich weiß nicht, was die Leute vom
Fluxi oder von der Ruhr-Emscher-Halle sich dabei gedacht hatten, aber sie
hatten nun mal diese Farbe für den Sichtbetonanstrich in diesem Tunnel
ausgesucht, deren Anblick mich jetzt insofern weiterbrachte, als ich auf
einmal ganz genau wusste, was ich vergessen hatte und was ich auf jeden Fall
tun musste: Rosa finden und mit ihr reden.
    Und ich
gab mir einen Ruck
und riss mich zusammen und schaffte vollendete Tatsachen, so wie früher, wenn
man im Freibad auf dem Fünfmeterbrett stand und natürlich nicht
springen wollte, wie denn auch, wer war denn so irre, von sowas
runterzuspringen, und dann zwang man sich selbst, indem man einfach den einen
Schritt weitermachte und dann fiel man, und so machte ich auch jetzt einen
Schritt vor und stürzte mich mit geschlossenen Augen in den Menschenstrom und
ließ mich mittreiben, und so wie man im Freibad, wenn man ins Wasser
eintauchte, die Luft anhielt, so hielt auch ich die Luft an, bis ich die
nächste Treppe erreicht hatte, die mich raus aus dem Gewühl und nach oben
führte.

76. Rosa
    Als ich
schließlich oben
ankam, war es etwa drei Uhr und die BummBumm-Lounge nicht die einzige, der das
Bier ausgegangen war, die Magnetic-Lounge war so voll, dass ich die Leute
beiseite schieben musste, um hineinzukommen. Ich entdeckte Werner und Schöpfi
und Raimund und Ferdi und winkte ihnen zu, während ich mich durch das Gedränge
schob und dabei mit Bier bekleckert wurde, denn es war so voll, dass die Leute
ihre Becher oft hoch über den Köpfen hielten, wodurch es unaufhörlich Bier
regnete, wenn man durch sie hindurchpflügte. Ich fand Rosa in einer hinteren
Ecke, sie stand dort mit einem Bier und nippte daran, und als sie mich kommen
sah, lächelte sie und winkte mit einer Hand.
    »Du hast
nichts zu trinken«, sagte sie, als ich bei ihr war.
    »Nein«,
sagte ich. »Kein Bier für mich. Ich darf doch keins.«
    »Das hier
ist mit Koks, sagt Ferdi«, sagte sie und zeigte auf ihren Becher. »Hat er mir
geschenkt. Da glaub ich aber kein Wort von.«
    »Ja, das
ist Ferdis Ding« sagte ich. »Das hat er früher schon immer gemacht.«
    »Ich bin
erst um

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