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Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Titel: Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Banner
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Bachs, über den man hinwegspringen kann, oder durch eine Tür hindurch. Das ist alles, was › jenseits ‹ bedeutet. Es ist nur ein Ausdruck – so wie Magie oder Wahnsinn. Mehr nicht.
    Der Himmel ist nämlich nicht hoch über uns, jenseits der Sterne. Er ist überall, und er ist ganz nah; er ist überall um uns herum, in einer anderen Dimension. Und an manchen Stellen gibt die Barriere nach.

 

     
    E ine Frau sitzt, den Kopf auf die Hand gestützt, an ihrem Frisiertisch. Sie starrt in den Spiegel, in ihre eigenen blauen Augen; auf die müden Schwellungen u n ter ihnen und auf ihre Stirn, die schon die ersten Fäl t chen zeigt. Dann windet sie die Finger in ihre Halskette und betrachtet das sanfte Funkeln des einzelnen Ede l steins.
    Ein Junge kommt ins Zimmer gerannt und streckt ihr die Arme entgegen. Anna hebt ihn auf ihr Knie.
    »Du hast heute Abend wunderschön getanzt«, sagt er, während er zu ihr hochsieht.
    »Findest du das wirklich, Ashley, mein Engel?«
    »Ja.« Sein Gesicht ist ernst. »Du bist die beste Tänz e rin auf der ganzen Welt.« Sie lacht. Dann hält er ihr eine Zeitung hin. »Großmutter hat es mir vorgelesen. Sie hat gesagt, dass ich es dir zeigen soll. Du bist in der Zeitung, Mama!«
    Es ist nur der Gemeindebote, aber das kann er nicht wissen. Anna nimmt ihn und liest die Schlagzeile. » › Lo k a le Berühmtheit‹ «
    »Das bist du.« Ashley grinst sie an.
    Sie folgt den Zeilen mit dem Finger, während sie liest. » › Nach der Wiederholungsvorstellung am Samstag plant Miss Ariana Devere nun, mit dem Königl ichen Ballett auf Tournee zu ge hen. ‹ « Bevor ihr ein Lachen entschlüpfen kann, seufzt Anna.
    Ashley sieht zu ihr hoch. Er hat die Augen seines V a ters, denkt sie. Es ist für sie zur Gewohnheit geworden, das zu denken, deshalb bemerkt sie es kaum noch.
    »Mama, können wir einen Spaziergang machen?«, fragt der Junge.
    »Es ist spät! Du solltest längst im Bett sein, Ash.«
    »Ich bin aber nicht müde.«
    »Du wirst morgen nicht früh genug aus den Federn kommen, wenn du heute Abend lange aufbleibst«, warnt sie ihn.
    »Ich will morgen nicht früh aufstehen. Ich will spazi e ren gehen. «
    »Nein. Es ist zu spät.«
    »Bitte.«
    Sie schließt die Augen. »Also gut, ein kurzer Spazie r gang. Wohin willst du gehen?«
    »Zu den Steinen, oben auf dem Hügel.«
    »In Ordnung. Das dauert nicht lang.«
     
    »Weißt du, früher wollte ich Tänzerin werden«, sagt sie beim Gehen.
    »Du bist eine Tänzerin!«
    »Nein – das mache ich nur zum Spaß. Aber früher h a be ich geglaubt, dass ich einmal eine berühmte Tänzerin sein würde. Ein paar Wochen lang habe ich sogar die Tanzakademie besucht.«
    »Du könntest berühmt werden, so wie sie in der Ze i tung schreiben.«
    »Das ist ein Scherz«, erklärt sie. »Sie schreiben das nur, weil die Menschen nicht erwartet hätten, dass ich gut tanzen kann – denn schließlich arbeite ich in einem Hotel. Und weil alle diesen Talentwettbewerb so schrec k lich ernst nehmen.«
    »Ich verstehe das nicht. Du kannst gut tanzen. Du hast sogar gewonnen. Du könntest eine berühmte Tänzerin sein. Du bist gut.«
    »Nicht gut genug …«
    »Warum übst du nicht, bis du gut genug bist und wirst dann eine berühmte Tänzerin?«, wollte Ashley wissen.
    »Mir fehlt die Zeit.«
    »Onkel Bradley sagt, du solltest das machen. Er hat es gestern am Telefon gesagt. Er sagt, dass du die Zeit d a für schon finden wirst.«
    »Onkel Bradley sagt eine Menge Dinge, die er besser nicht sagen sollte.«
    »Wie kann man eigentlich Zeit finden?«, fragte der Junge ernst. »Wie kann man sie verlieren? Das ergibt keinen Sinn.«
    »Du weißt, dass Onkel Bradley manchmal eine Menge Unfug redet. Am besten hört man gar nicht hin.«
    Danach läuft er schweigend neben ihr her und sieht dabei immer wieder zu ihr hoch, um festzustellen, ob di e ses Stirnrunzeln von ihrem Gesicht verschwunden ist.
     
    Die Dämmerung bricht gerade herein, als sie Hand in Hand die Spitze des Hügels erreichen. Anna dreht sich um und sieht nach unten zu den hell erleuchteten Hä u sern. Wie eine Nebeldecke liegt die Stille über das Tal gebreitet, aber sie befinden sich oberhalb davon auf dem Hügel, und überall um sie herum sind ruhelose Gerä u sche, während die Nacht sich heranschleicht. Sie steht reglos da, mit Ashley an ihrer Seite. Die am weitesten entfernten Lichter sind die Fenster des Lakebank Hotels, das Monica gehört, und die dunkle Hügelkuppe darüber ist der Ort, wo die alte

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