Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal
ausgegangen, aber jetzt hatte dann doch noch der Freistaat Bayern eingegriffen und man war zuversichtlich, dass das Boot in ein paar Monaten vom Stapel laufen konnte. Seine Augen leuchteten begeistert, als er von den Schiffen erzählte, die aufgrund ihrer flachen Bauweise direkt bis ans Ufer fahren konnten, wo man sie dann mit vereinten Kräften an Land zog. Mara konnte sich gut vorstellen, wie Professor Weissinger mit wild flatterndem Bart Kommandos brüllte, während seine Studenten versuchten, ein tonnenschweres Wikingerschiff an den Strand zu zerren.
Als Mara nach dem Desser t – Bayrische Creme mit Waldbeere n – die Schüsseln in die Küche trug, merkte sie aber, dass Mama noch irgendwas vorhatte. Mara versuchte, sich gar nicht erst vorzustellen, was es wohl sein würde, aus Angst, vielleicht richtig zu tippen. Im Fernsehen hieß es nämlich nach solchen Abenden immer: »Wollen Sie noch mit reinkommen, auf einen Kaffee?« Die Hauptdarsteller setzten sich dann aufs Sofa, Musik setzte ein und die Kamera schwenkte auf den brennenden Kamin, den vorher irgendjemand mit einem Schlüssel für die Wohnung vorsorglich angezündet haben musste.
Aber in ihrem Fall waren die beiden ja erstens schon drin, zweitens gab es hier nur lösliches Pulver Cappuccino Art und drittens würde Mara den ganzen Abend lang zwischen den beiden sitzen und darauf achten, dass keiner plötzlich einen brennenden Kamin reinschleppte, verdammt noch mal!
Entschlossen, jegliche Annäherungen von Mama und Professor Weissinger, wenn nötig gewaltsam, zu unterbinden, stapfte Mara wieder ins Wohnzimmer zurück und ihr erster Blick fiel auf das Sofa. Es war leer. Die beiden saßen immer noch brav am Tisch, durch selbigen getrennt. Na wenigsten s …
Außerdem sprach Mama gerade wieder von irgendeinem Wicca-Kram und Professor Weissinger wirkte, als würde er gleich durchs geschlossene Fenster springen und laut schreiend davonlaufen.
»… und da dachte ich mir, wo Sie doch so offen sind für spirituelle Themen jenseits wissenschaftlicher Trampelpfade, könnten Sie uns vielleicht dorthin begleiten«, beendete Mama gerade ihren letzten Satz und Mara wusste sofort, was Sache war. Mama hatte Professor Weissinger gerade eingeladen, mit ihnen zu dem Rückführungsseminar von Dr. Thurisaz zu fahren!
Mama, du weißt ja gar nicht, was du mir damit gerade für einen Gefallen getan hast, grinste Mara in sich hinein. Sofort machte sie einen kleinen Schritt rückwärts, damit Mama sie nicht direkt sehen konnte, und nickte dem Professor so heftig zu, dass sie fast mit dem Kinn auf den Boden beziehungsweise mit dem Schädel an die Decke stieß.
Als Mama sich umdrehte, um zu sehen, was ihre Tochter hinter ihrem Rücken für Faxen machte, nutzte der Professor die Chance für eine stumme Antwort. Um noch energischer den Kopf zu schütteln, hätte er dafür hin und her laufen müssen.
Verstand er denn nicht? Er wusste doch, dass Mara die geheimnisvollen Verse des Feuerbringers auf dem Infoblatt über das Seminar entdeckt hatte! Sie hatte sowieso schon ein mulmiges Gefühl dabei gehabt, dort mit Mama allein hinzufahren. Denn inzwischen konnte sie sich gar nicht mehr vorstellen, ohne Professor Weissinger ein weiteres Abenteuer durchzustehen. Sie brauchte ihn doch! Wusste er das denn nicht?
Da Mara ihm vor ihrer Mutter ja nicht direkt sagen konnte, warum sie die Idee so großartig fand, blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm ein paar versteckte Hinweise zu geben. Und wenn das nichts half, würde sie ihn eben so weit in die Grütze reiten, dass er gar nicht anders konnte.
»Ich finde die Idee total super, Herr Professor! Wir werden bestimmt eine Menge lernen …«
Verstehen Sie doch: Lernen! Wie: Rausfinden!, dachte Mara.
»Das mag ja alles sein, aber ich kann leider meine Studis nicht vernachlässigen«, schüttelkopfte Professor Weissinger zurück.
»Aber diese tolle Gelegenheit dürfen wir uns doch nicht entgehen lassen!«, sprach Mara eindringlich auf ihn ein.
Verstehen Sie mich doch!
»Sind Sie nicht auch gespannt, was uns dort erwartet?«
Bitte raff es! Raff es bitte!
Eine Pause entstand. Der Professor seufzte. Schließlich sah er Mara an, nickte und Maras Herz machte einen Sprung: YES.
»Oh, das ist ja ganz wunderbar! Glauben Sie mir, Sie werden es nicht bereuen«, sagte Mama. »Meine Wicca-Freundinnen sind ganz wunderbare und spirituelle Wesen.«
Mara sah, wie bei »spirituelle Wesen« etwas im Blick des Professors zerbrach, als hätte jemand
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