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Marathon Mosel

Marathon Mosel

Titel: Marathon Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Marathon werden, aber für das gleiche Wochenende ist ein Treffen der europäischen Staats- und Regierungschefs samt Außenminister in Brüssel angesetzt.«
    »Was soll es Peffer nutzen, wenn der Trierer Marathon abgesagt wird?«, wandte der Polizeichef ein.
    »Wahrscheinlich hat ihn sein Trainer davon überzeugen können, dass er nicht fit genug ist, um die 42 Kilometer durchzustehen, und jetzt will Peffer seinen A … , den etwas schmaler gewordenen Körperteil retten, den er zum Sitzen benutzt.«
    »Das ist absurd.« Stiermann sah auf seine Uhr.
    »Vielleicht möchte der Außenminister mit den Attentatsgerüchten noch mehr öffentliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen«, steuerte die Citymanagerin einen weiteren Erklärungsversuch bei.
    »Dürfte ich fürs Erste darum bitten, über die Angelegenheit Stillschweigen zu bewahren? Es wäre schade, wenn ein solches Highlight von schlechten Nachrichten überschattet würde.« Der Oberbürgermeister erhob sich.
    »Allein für die Gastronomie und Hotellerie stehen Millionen auf dem Spiel.« Die Citymanagerin klappte ihren PDA zu.
    »Dennoch: Safety first«, bemerkte Stiermann. »Aber was die Unterrichtung der Öffentlichkeit angeht, brauchen wir nichts zu überstürzen.«
     
    Im gläsernen Fahrstuhl, in den sie ihrem Chef gefolgt waren, sagte Walde, der während der ganzen Unterredung geschwiegen hatte: »Wenn etwas passiert, liegt der Schwarze Peter bei uns. Der Barthel und die Hübschen haben genauso wenig wie der Bürgermeister die Verantwortung für die Sicherheit.«
    »Das ist richtig. Aber ich frage mich persönlich auch, wer daran interessiert sein sollte, ein Attentat auf den Luxemburgischen Außenminister zu verüben«, wandte Stiermann ein.
    »Und was war mit dem Mord an der schwedischen Außenministerin Lindh?«, gab Walde zurück.
    »Das war kein politisch motiviertes Verbrechen.«
    »Da scheiden sich die Geister. Nachher, wenn’s drauf ankommt«, meldete sich nun auch Harry zu Wort, »heißt es: Die Polizei wusste schon eine Woche vorher Bescheid.«
    »Wir sind in Trier«, Stiermann schnaubte kaum hörbar.
    »Nicht in Berlin, Hamburg oder München, all right?«
    *
    Am frühen Vormittag fuhr Ben auf den Parkplatz des großen Appartementhauses. Die Stelle, wo er in der Nacht den Wagen gestohlen hatte, war noch frei. Er umwickelte die Kabel der Zündung notdürftig mit Klebeband, stopfte die Verdrahtung ins Armaturenbrett zurück und verriegelte die Tür. Wahrscheinlich fiel dem Besitzer erstmal nichts auf.
    Nach vier Stunden Schlaf auf der weichen Matratze der Ferienwohnung am Porta-Nigra-Platz wachte er wie immer ohne Wecker auf.
    Als Erstes speiste er die Fotos, die er in der Nacht im Büro des Kampfmittelräumdienstes gemacht hatte, in seinen Laptop ein. Er war besonders auf die Vergrößerungen der Luftaufnahmen gespannt.
    Die Waffe lag neben dem Rechner. Sie verschwinden zu lassen, machte keinen Sinn. Er hatte nach der Reinigung zwei Patronen nachgeladen. Damit waren wieder fünfzehn Schuss im Magazin.
    Als weitere Waffe hatte er nur seinen kleinen Bruder, wie er die Granate nannte, die er, seit er sich auf deutschem Boden befand, rund um die Uhr in einem Suspensorium trug.
    Vor einem Jahr hatte Ben sich einer Operation unterziehen müssen, bei der sein rechter Hoden entfernt worden war. Bei der Untersuchung des entnommenen Gewebes wurde festgestellt, dass sich darin sein Zwillingsbruder befunden hatte. All die Jahre hatte er ihn in seinem Hodensack mit sich getragen. Seit ihm der Chirurg das Ergebnis der Untersuchung mitgeteilt hatte, war die kleine Granate mit dem Splitterring zum Hoden- und Bruderersatz geworden.
    In der kleinen Küche trommelte die Schüssel mit dem restlichen Safranreis vom Vortag im kochenden Wasser des Topfes. Das Rauschen der Dunstabzugshaube erinnerte ihn an die vergangene Nacht.
    *
    »Das läuft ja gut an!« Harry kniete vor einem hellgelben Sandsteinquader und besah sich die Lackspuren. »Keine vier Stunden im Dienst und schon die erste Leiche.«
    An der Einmündung des Weges begann ein Wäldchen, das wenige Meter weiter an einem Lager des Kampfmittelräumdienstes endete.
    Walde trat ein paar Schritte aus dem Pulk der Polizeiwagen auf die andere Seite des Weges und blickte über die hügelige Landschaft. Er wandte sein Gesicht der Vormittagssonne zu. Nur eines der Windräder drehte sich. Die anderen standen still und warfen ihre Schatten auf die Rapsfelder. Er nahm sein Mobiltelefon aus der Tasche und rief Doris an: »Ich komme

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