Marianowicz-Methode
Einführen von Instrumenten über einen Arbeitskanal zur Entfernung von Bandscheibengewebe ist möglich. Das Epiduroskop wird unter Lokalanästhesie durch eine natürliche Öffnung im Steißbein eingeführt.
Eine weitere endoskopische Behandlungsmethode ist die perkutane Bandscheibenentfernung, auch endoskopische Nukleotomie genannt. Dabei löst der Arzt über ein endoskopisches Rohr mit eingebauter Kamera mit winzigen Zangen und Haken lockere Knorpelmasse aus dem Wirbelsäulenkanal. Das Ganze wird am Bildschirm kontrolliert. Der Eingriff dauert nur rund 30 Minuten und ist auch schonend. Er hat jedoch einen Nachteil: Wegen des eingeschränkten Operationsfeldes wird leider oft überschüssiges Bandscheibengewebe übersehen, und das kann dann zu neuen Schmerzen führen.
Bei einem Bandscheibenvorfall im Bereich der Halswirbelsäule wird oft die transforaminale Bandscheibenentfernung propagiert. Hier wird das Bandscheibengewebe seitlich, über das Nervenaustrittsloch, das Foramen, entfernt. Dadurch bleibt der sensible Wirbelkanal geschont, die Operation dauert aber oft länger als die normale Operation, da durch die enge Öffnung immer nur wenig Gewebe auf einmal herausgezogen werden kann. Nicht meine erste Empfehlung.
Kassenleistung? Ja.
5. Stufe: Stationäre multimodale Komplextherapie
Für manchen Rückenschmerzpatienten kann es sehr entscheidend sein, dass er für einige Zeit aus seinem belastenden Alltagsgeschehen herausgeholt und in einem geschützten Umfeld schmerzfrei werden kann. Das gilt besonders für Schmerzgeplagte, bei denen eine psychische Komponente wie Stress im Beruf oder Probleme im Privatleben deutliche Mitverursacher
für die Rückenprobleme sind. Oder auch für Patienten, die bereits seit längerer Zeit chronische Schmerzen haben und dadurch unter psychischen Auswirkungen wie beispielsweise Depressionen leiden.
Auch für Patienten, die mit einer ambulanten oder kurzstationären Therapie nicht ausreichend schmerzfrei werden, die aber eine große Operation unbedingt vermeiden möchten, kann eine stationäre Komplextherapie bei uns in der Klinik eine Alternative sein. Eine weitere Gruppe sind Patienten, die außer ihren Rückenproblemen auch noch massive internistische Probleme mitbringen wie etwa mangelnde körperliche Belastbarkeit oder Übergewicht oder unter Stoffwechsel- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden. Diese Erkrankungen können sich auch gegenseitig bedingen. Und schließlich behandeln wir in unserer Klinik auch viele Patienten nach einer fehlgeschlagenen Rückenoperation, die nach dem Eingriff keineswegs schmerzfrei sind.
Bei der multimodalen Komplextherapie wird die interventionelle Schmerztherapie mit einer intensiven Physiotherapie einschließlich moderner Techniken wie Pilates oder Osteopathie kombiniert. Ergänzt wird das Ganze durch Wassergymnastik, andere sportliche Aktivitäten und – ganz wichtig – eine intensive psychosomatische Betreuung. Darin fließen auch Entspannungstechniken wie Reiki, Yoga oder alternative Heilmethoden wie Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) oder Ayurveda ein. Wichtig dafür ist ein gut aufeinander abgestimmtes und eng zusammenarbeitendes Team aus Orthopäden, Psychosomatikern, Ernährungsmedizinern, TCM-Ärzten sowie unterschiedlichsten Therapeuten. Besonderen Wert wird bei der Komplextherapie auch auf die richtige Ernährung, Gewichtsregulierung und Steigerung der körperlichen und mentalen Fitness gelegt. Denn sie sind die Basis eines guten Körpergefühls und Wohlbefindens.
Kassenleistung? Ja.
Ultima Ratio: Die große Operation
Sie haben es in meinem ganzen Buch gelesen: Die Behandlung von Rückenschmerzen durch eine große offene Operation versuchen mein Team und ich unter allen Umständen zu vermeiden. Sie steht an allerletzter Stelle unserer Therapiemöglichkeiten und sollte immer besonders sorgfältig abgewägt werden. Und sie sollte überhaupt erst dann zur Sprache kommen, wenn eine von geübter Hand ausgeführte interventionelle Schmerztherapie oder eine stationäre multimodale Komplextherapie wirklich erfolglos geblieben ist. Alles andere wäre gegenüber dem Patienten und auch der Versichertengemeinschaft wegen der daraus resultierenden enormen Kosten und Risiken verantwortungslos. Denn der größte Teil aller Bandscheibenvorfälle oder Rückenschmerzen kann durch eine konservative Therapie sehr erfolgreich behandelt werden.
Eine Operation kann allerdings in wenigen Fällen sinnvoll und auch zwingend sein: etwa wenn es
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