Maskenball
fragte nach Krüger. Trotz seiner Beschreibung konnte sie sich nicht an Heinrich Krüger erinnern. Sie wusste nur, dass in den vergangenen zehn Minuten ein Taxifahrer nach einem Gast gefragt hatte. Kurz danach hätte wohl jemand angerufen, von der Polizei, und nach einem alten Mann gefragt. Aber auch dem Anrufer habe sie nicht helfen können. Ob denn etwas passiert sei, fragte sie Frank besorgt. Als er verneinte, fragte die Kellnerin noch eine Kollegin, aber auch die konnte nicht helfen.
Unschlüssig stand Frank vor dem Café. Auf der weiten freien Fläche ging ein kräftiger Wind, der Bierfilze und Reste von Konfetti vor sich her trieb. Ein toter Platz, der erst wieder im Sommer belebt sein würde, durch die Außenbewirtung des Cafés und durch die vielen Punks, die die Stufen zur Hindenburgstraße dann wieder in ihren Besitz nehmen und zu ihrem Treffpunkt machen würden. Wo nur konnte Krüger abgeblieben sein? Er hätte doch besser noch Lisa angerufen und ihr gesagt, dass er quasi schon unterwegs war, ärgerte sich Frank. Er konnte nur hoffen, dass Krüger schon auf dem Weg zu Lisa war. Frank wurde unruhig. Lisa hatte ihn doch verunsichert. Wenn Krüger nun unter einem Vorwand aus dem Café weggelockt worden war? Und er schon in Lebensgefahr schwebte? Frank rief Lisa an, um sich nach Krüger zu erkundigen. Aber er war noch nicht angekommen.
Okay, dachte Frank, das kam durchaus hin. Denn quer durch die Stadt um diese Uhrzeit, das konnte schon mal etwas länger dauern. Er unterdrückte den Impuls, die Leitstelle anzurufen und die Kollegen zu bitten, bei der Taxizentrale nachzufragen, ob Krüger auf dem Weg zu Lisas Wohnung war. Mach dich bloß nicht verrückt, dachte er. Es wird schon nichts passiert sein. Warum sollte der Mörder ausgerechnet hier und heute zuschlagen? Frank war froh, dass Krüger schon am Wochenende wieder in England sein würde.
Frank überlegte, was er tun konnte. Das Foto von Verhoeven war längst bei den Kollegen in Whitby, Schrievers turnte durch sein Archiv, um den Fotografen ausfindig zu machen, die Kollegen der Mordkommission waren bei der Spurenauswertung. Eigentlich die beste Gelegenheit, um zu Saturn zu gehen und einmal kurz durch die CD-Abteilung zu schlendern. Aber Frank war innerlich zu unruhig. Die Gedanken um Krüger ließen ihn nicht los. Also doch besser zurück zum Präsidium. Auf seinem Schreibtisch stapelten sich ohnehin die Akten.
Auf dem Weg zum Parkhaus blieb Frank unvermittelt vor dem Juwelierladen im Untergeschoss der Theatergalerie stehen. Ringe! Wenn sie heirateten, brauchten sie auch Ringe. Frank sah in die Auslage und wusste im nächsten Augenblick, dass er sich die Preise nie würde leisten können. Die Summen, die er sah, überstiegen bei weitem seine finanziellen Möglichkeiten. Außerdem mochte er keine Ringe an seinen Händen, auch keinen Ehering.
Frank überkam ein schlechtes Gewissen. Die Frage nach der größeren Wohnung war noch nicht geklärt, geschweige denn nach einem neuen »Gebrauchten«. Wenn der Mörder der Senioren gefasst war, würde er sich sofort um diese Dinge kümmern, versprach er sich.
Sein Handy klingelte. Es war Viola Kaumanns. Sie wollte wissen, ob sie in Sachen Soko »Alte Männer« weiterhelfen könne. Frank bat sie, sich mit Bean um eine Überprüfung der bisherigen Ermittlungsergebnisse zu kümmern und einen vorläufigen Bericht für Staatsanwalt Böllmann zu schreiben. An ihrer Reaktion merkte er, dass sie nicht besonders glücklich über die neue Aufgabe war. Sie wäre sicher lieber unmittelbar an den laufenden Ermittlungen beteiligt. Aber Polizeiarbeit bestand nun mal aus viel Schreibkram, auch bei den Ermittlungen in Mordfällen, das musste er ihr nicht erzählen. Sie würde sich schon noch daran gewöhnen.
Im Büro erwartete ihn Ecki, der sichtlich nervös wirkte. »Lisa hat gerade angerufen. Krüger ist nicht bei ihr angekommen. Ich habe schon mit der Taxizentrale gesprochen. Er ist wohl überhaupt nicht mit einem Taxi gefahren. Keiner der Fahrer kann sich an einen Gast erinnern, auf den Krügers Beschreibung passt. Es hat sich wohl ein Fahrer gemeldet, der bei Heinemann einen Fahrgast abholen sollte, ihn aber nicht angetroffen hat.«
»Scheiße!« Frank riss den Telefonhörer an sich und gab der Leitstelle Krügers Beschreibung durch. »Ich will, dass ihr die Kollegen verstärkt durch die Innenstadt schickt. Vielleicht ist Krüger eingefallen, dass er doch noch mal in den einen oder anderen Laden wollte. Vermutlich wird er
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