Matti & Dornröschen 02 - Tod in Kreuzberg
rauchten Gras – ausnahmsweise, eigentlich gab es die Zuteilung nur freitags –, aber es waren außergewöhnliche Zeiten. Und in außergewöhnlichen Zeiten durfte man auch montags, dienstags, mittwochs, donnerstags, samstags und sonntags kiffen.
»Der Hauswart ist Angestellter von Kolding, die nicht nur Immobilien hin und her schieben, sondern auch als Hausverwaltung tätig sind. Der hat die Verbindung zu den Killern geknüpft und sie beauftragt, für Ruhe zu sorgen. Denen ist das aber aus dem Ruder gelaufen, sie haben nach dem ungeplanten Mord an Rosi Reißaus genommen und mir vorher noch die Bombe ins Taxi gelegt, weil sie vom Hausmeister wussten, dass wir an Kolding dran waren.«
»Aber jetzt sind die Typen irgendwo in Rumänien, und keiner kommt an sie ran. Die Bullen halten den Fall für gelöst.« Dornröschen kratzte sich am Kopf.
»Genauso schuldig sind aber die Anwohner und dieser Hausmeister«, sagte Dornröschen.
Twiggy hörte zu. Matti sah, wie er die Stirn in Falten legte, wie immer, wenn er grübelte. Robbi saß auf Twiggys Schoß und überlegte auch.
Als Patti Smith losdröhnte, warf Dornröschen einen kurzen Blick aufs Display und drückte den Anruf weg. »Wir könnten beim Hausmeister herauskriegen, wen er beauftragt hat.«
»Das wird er uns gern verraten«, spottete Matti.
Der süßliche Geruch war ihm fast zu stark. Twiggy zog kräftig und blies den Rauch nach einer Weile aus.
»Und dann müssten wir nach Rumänien, und die Bullen dort …«
Matti fing an zu lachen. »Wir können froh sein, wenn es nicht Bullen sind, die sich was nebenbei verdienen. Und sogar wenn nicht: Wie, bitteschön, sollen wir Bullen in Bukarest dazu bringen, unbescholtene Staatsbürger festzunehmen, die ihre Polizistenfreunde gewiss großzügig schmieren?«
»Hast du eine bessere Idee?«, fragte Dornröschen.
»Klar, wir fahren nach Bukarest und liefern uns eine Schießerei mit den Typen. High Noon im Land der Vampire.« Matti lachte trocken und übernahm den Joint von Twiggy.
»Wir kriegen die also nicht«, sagte Dornröschen.
»Doch«, erwiderte Twiggy. »Wir kriegen die. Ich habe einen Plan.« Und er begann zu erläutern, was er sich ausgedacht hatte. Dornröschens und Mattis Mienen spiegelten zunächst Unverständnis, dann Staunen und schließlich Angst.
Weidenfels hatte ihnen Namen und Adresse des Hauswarts am Telefon genannt. Horst Kahl wohnte in der Birkenstraße 33 in Moabit, im fünften Stock eines Mietshauses über einer Kneipe namens Dicker Engel . Twiggy eilte voran zur Haustür, und Matti begriff, dass der Freund nicht gesehen werden wollte in der Kneipe. Offenbar gehörte der Wirt zu seinen Kunden, denen er nicht nur Getränke lieferte als Juniorpartner im Getränkehandel seines Vaters, sondern mit dem er auch andere Geschäfte tätigte. Das hielt er geheim vor Matti und Dornröschen, doch Matti war ihm vor einiger Zeit eher zufällig auf die Schliche gekommen, hatte aber kein Wort darüber verloren. Seitdem wusste er, woher die Espressomaschine in der Küche stammte und die Computer und weitere Geräte.
Kahl wohnte im fünften Stock, und selbstverständlich mussten sie hochsteigen. Twiggy schnaufte wie eine Dampfmaschine und fluchte vor sich hin. Sie warteten eine Minute, dann klingelte Matti.
Die Tür wurde aufgerissen, ein kleiner Mann mit Spitzbauch und Mönchsglatze guckte sie aus schnellen Schweinsäuglein an.
»Bukarest-Inkasso«, sagte Matti, der wie Twiggy ganz in Schwarz gekleidet war, Dornröschen hatte ein dunkelgraues Kostüm ausgekramt und eine schwarze Handtasche.
Kahl glotzte, dann wanderte eine Frage in seine Augen. »Und?«
»Wir müssen über die Rechnung reden.«
Kahls Augen blieben an Dornröschen hängen. Matti konnte die Frage in den Augen des Hauswarts lesen: eine Frau bei einem Inkassobüro, dem man zutrauen musste, dass es Finger brach, um die Zahlungsmoral von Schuldnern zu verbessern?
»Was für eine Rechnung?«
»Das wissen Sie«, sagte Twiggy und stieß den Mann in seine Wohnung. Sie drängten sich hinein. Drinnen zog Matti die Makarov und lächelte so, wie er sich vorstellte, dass ein Schuldeneintreiber aus Bukarest lächelte.
Kahl war nur kurz verdattert. Empörung spiegelte sich in seinen Augen und Angst, als er die Pistole sah. »Aber ich habe doch bezahlt. Ich habe das Geld Ihrem … Kollegen gegeben. Fünfundzwanzigtausend Euro, wie vereinbart.«
»Es ist etwas Unvorhergesehenes passiert«, sagte Twiggy.
»Wir mussten ein … Hindernis beseitigen«,
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