Ellas geheime Traeume 1&2
-1-
Ella durchquerte das unergründliche Dickicht des nächtlichen Waldes. Mit pochendem Herzen schob sie einzelne Zweige beiseite, die sie von ihrem Ziel trennten.
Ihre Schritte waren zielstrebig; ihre nackten Füße schritten mit spielerischer Selbstverständlichkeit über das weiche Moos, hoben sich wie von selbst, wenn morsches Holz den Weg blockierte und glichen geschickt die Unebenheiten des Waldbodens aus.
Ella wusste, dass sich bald eine Lichtung vor ihr auftun würde – sie würde nur noch ein paar weitere Schritte tun, nur noch wenige Blätter aus ihrem Blickfeld schieben müssen.
Da war es schon, das baumgesäumte Rund, in dem er ihrer Ankunft harrte. Seine im Halbdunkel schimmernde Haut und die Silhouette seines athletischen Körpers waren ihr ebenso vertraut wie der Wald, durch den sie zu ihm gekommen war.
„Ich habe auf dich gewartet“, sagte er und streckte die Arme nach ihr aus. Während sie sich ihm näherte, beschleunigte ihr Herz seinen Rhythmus immer weiter und vermischte sich in ihrem Kopf mit dem Zirpen ungezählter Grillen zu einem berauschenden Ganzen. Ellas Füße schienen sich nun endgültig selbständig zu machen, liefen noch schneller in seine Richtung.
Schließlich stand sie vor ihm; im Gegenlicht des Mondes konnte sie sein Gesicht nur schemenhaft erkennen, und obwohl sie seinen Zügen keinen Namen zuordnen konnte wusste sie, dass sie sich schon lange kannten. Sie fühlte sich in seiner Nähe geborgen und spürte keinerlei Angst – im Gegenteil stieg ein gewaltiges Begehren in ihr auf, als sie seinen Atem auf ihrer Haut spürte und den holzigen Duft seines Körpers wahrnahm. Jede Faser ihres Körpers strebte zu ihm hin. Voll süßer Erwartungen schloss Ella die Augen und ergab sich seiner Umarmung.
Mit seinen starken Händen umfasste er ihre Taille, und als er seine Arme um sie schlang, wurde ihr bewusst, wie dünn die Seide ihres Kleides war. Voller Begierde gruben sich seine Finger in den Stoff, und es fühlte sich an, als spüre sie seine Berührungen direkt auf ihrer Haut.
Er zog sie an sich, und als sie seinen nackten Oberkörper spürte, verlor sie jegliche Kontrolle. Ihr aufgeregter Herzschlag vereinte sich mit seinem ruhigeren zu einem endlosen Fluss, der alles mit sich riss und dessen Strom keinen Widerspruch kannte.
Als seine starken Hände von Ellas Rücken hinab zu ihrem Po glitten, um dessen Linien mit weichen Bewegungen nachzuzeichnen, durchfuhr sie ein wonniger Schauer. Sie wollte ganz ihm gehören, sich ihm hingeben. Voller Verlangen öffnete sie den Mund, spürte, wie sein Kopf sich dem ihren näherte. Seine Zunge drang zwischen ihre Lippen und begann mit kundigen, sinnlichen Bewegungen, ihren Mund zu erforschen. Er wusste genau was er tat – sowohl mit seiner Zunge als auch mit seinen Händen, die ihren Hintern nun sanft umfasst hielten und ihr Becken an sich pressten. Sie zitterte vor Begehren, als sie die Härte seiner Männlichkeit an ihrem Venushügel spürte. Nimm mich – ich gehöre dir. Dir ganz allein…
Das laute Klingeln des altmodischen Weckers riss Ella unbarmherzig aus ihren Träumen. Sie richtete sich ruckartig auf – und stieß sich dabei den Kopf an der Wandschräge oberhalb ihres Bettes.
Sie stöhnte auf und rieb sich den Kopf – na, das war ja mal wieder ein toller Wochenbeginn. Durch ihr verwuscheltes Haar hindurch wanderten ihre noch müden Augen suchend zum Nachttisch. Sie entdeckte das blecherne Ungetüm schließlich neben einem Stapel Liebesromane und einer leeren Kaffeetasse und beeilte sich, es zum Schweigen zu bringen. Morgen werfe ich dieses schreckliche Ding endlich weg, dachte sie – und wusste, dass ihre Sparsamkeit sie wieder einmal daran hindern würde.
Sich noch immer den Kopf reibend, stand sie auf und schlüpfte in ihre Hausschuhe. Dann schnappte sie sich ihren Morgenmantel und schlurfte in die angrenzende Küche. Während sie den Knopf der Kaffeemaschine betätigte, die sie wohlweislich schon am Abend zuvor mit Kaffeepulver befüllt hatte, kehrten ihre Gedanken noch einmal zu ihrem Traum zurück. Sie schloss kurz die Augen, lehnte sich gegen die alte Anrichte und dachte an die Berührungen des Fremden – so lange, bis ihr die Maschine mit einem finalen Gurgeln mitteilte, dass es jetzt Zeit war, endgültig aufzuwachen und den Tag zu beginnen.
Oh, wie sie diesen Alltag hasste! Schon jetzt grauste es ihr vor der Begegnung mit ihren gehässigen Arbeitskollegen, vor dem Aktenstapel, der sie auf dem Schreibtisch
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