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Matti & Dornröschen 02 - Tod in Kreuzberg

Matti & Dornröschen 02 - Tod in Kreuzberg

Titel: Matti & Dornröschen 02 - Tod in Kreuzberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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wie es war, und das wäre eine Katastrophe, dachte Matti. Aber du bist auch ein anderer geworden. Nie hatte er solche Rachegefühle in sich verspürt. Nicht, als er wegen der Scheiß Dozenten von der Uni verschwunden war, und auch nicht, als Lily ihn gelinkt hatte. Er musste den Bombenleger stellen und ihn umbringen. Langsam und qualvoll. Auch das war neu in ihm. Rache hatte er immer verabscheut. Jetzt war sie sein Antrieb.
    Dornröschen zündete Joint Nummer zwei an, zog und gab ihn Twiggy. »Wenn Kolding rausfällt aus dem Kreis der Verdächtigen, dann kommen als nächste Kandidaten nur die Göktans infrage. Eine Racheaktion von einem Kerl aus der Ini war es nicht, warum sollte der Lara umbringen?«
    »Um abzulenken«, sagte Twiggy und gab Matti die Zigarette.
    Robbi wachte auf. Seine Augen verfolgten die Übergabe, dann schloss er sie und schnurrte verzweifelt vor sich hin.
    »Wenn du Ablenkung als Motiv unterstellst, dann wird die Zahl der Kandidaten unbegrenzt. Dann kämen auch Leute auf die Liste, die wir noch gar nicht kennen«, sagte Dornröschen. »Das ist möglich, und doch ist es nicht vernünftig, davon auszugehen.«
    »Tja«, sagte Matti. Ihm schmeckte der Joint nicht, aber das lag an ihm. Er spülte den Geschmack mit einem Schluck Bier runter. »Bei den Göktans gibt es immerhin die kleine Chance, dass der weiß, wer ich bin. Und er wollte mich umbringen, weil er glaubt, ich wäre ihm auf die Pelle gerückt.« Er überlegte. »Vielleicht hat er von dem Gespräch, das wir mit ihm führten, den Eindruck, ich sei der Typ, dem er den Verdacht verdankt.«
    »Oder der Sohn glaubt es und will den Vater schützen. Ach nee, Unsinn. Also wenn der Sohn die Quasten töten wollte, aber Rosi erwischt hat, dann hat er nach unserem Besuch beim Vater womöglich den Eindruck, Matti ist der Kopf unserer Truppe und drängt darauf, die Göktans fertigzumachen«, sagte Dornröschen.
    Ihm steckte die derbe Mau-Mau-Pleite – »historischen Ausmaßes«, hatte Dornröschen gelästert – in den Knochen, als er zur Tagschicht bei Ülcan erschien. Aldi-Klaus wollte mal wieder nachts fahren, und Matti war es egal. Also hatten sie getauscht.
    »Morgen«, sagte Matti.
    Ülcan blickte nicht auf. Er saß in seiner Rauchwolke und betrachtete eine Tabelle auf einem Schreibblock.
    »Ich hab mal ’ne Frage«, sagte Matti.
    Ülcan brummte.
    »Also, der Koran erlaubt es, dass ein Sklave seinen Gebieter etwas fragt.«
    Ülcan hob das Gesicht und blinzelte ihn an. Die Zigarette im Aschenbecher schickte eine Rauchsäule in die Höhe. »Verscheißern kann ich mich selbst. Du solltest bei Konfuzius oder diesem Laotse bleiben und mich, den Propheten und Allah nicht mit solchem Quatsch beleidigen.«
    »Nichts läge mir ferner«, sagte Matti. »Aber ich habe eine Frage zu einem Mitglied der Minderheit im Land, die mir am meisten ans Herz gewachsen ist.«
    »Ich weiß nichts über Leute von den Fidschis.«
    »Du willst mich nicht verstehen, herrje.« Er hob die Arme in stiller Verzweiflung. »Berkan Göktan, kennst du den?«
    »Den kennt jeder, ist nach Thailand gewechselt.« Ülcan schüttelte den Kopf über so viel Ahnungslosigkeit.
    »Nein, kein Fußballer, sondern ein Typ, der wohnt in Gesundbrunnen, Bellermannstraße.«
    »Was willst du von dem?«
    »Ich war bei dem zu Besuch und wollte wissen, was das für einer ist.«
    »Quatsch«, sagte Ülcan. Er setzte sein Kinn auf die Faust und musterte Matti. »Du erzählst Scheiße.«
    »Okay, ich habe falsch abgerechnet mit dem. Er schuldet mir noch zwanzig Euro.«
    »Na, die kann er mir dann ja geben«, sagte Ülcan. »Ich sehe ihn am Wochenende beim Grillen.«
    »Woher kennst du den?« Matti mühte sich, gelassen zu klingen.
    Ülcans Blick wechselte zwischen Neugier und Abweisung.
    »Ist eine Art Cousin. Der fünfhundertste Sohn meiner siebenunddreißigsten unehelich gezeugten Schwester.«
    »So genau wollte ich es gar nicht wissen.«
    »Jetzt weißt du es.«
    »Hast du dem von mir erzählt? Er machte so eine Andeutung.«
    »Du glaubst, ich hätte dem von dir Nichtsnutz« – wo hatte er nur dieses wunderbare Wort her, beim Bart des Propheten? – »erzählt. Kein Wort, keine Silbe, kein Buchstabe kommt über meine Lippen, wenn es um dich Nichtswürdigen geht.«
    »Wie kommt’s nur, dass ich dir das nicht glaube? In Wahrheit hast du deine Sklaven in voller Größe dort durchgehechelt, weil du ein Tratschmaul bist. Je mehr Sklaven ein Kameltreiber hat, desto größer sein Ansehen in der

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