Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim
Schmelzer.
Robbi marschierte aus Twiggys Zimmer und fauchte. Twiggy nahm ihn auf den Arm. »Lass die Bullen am Leben«, sagte er. »Es lohnt sich nicht, wegen so einem Pack im Tierknast zu enden.«
Robbi fauchte wieder.
Die Bullen nahmen aus Mattis Zimmer alles mit, was sie tragen konnten. Dann führten sie ihn ab. Dornröschen und Twiggy gingen mit nach unten. Bevor er in den Bullenwagen geschoben wurde, umarmten sie ihn. »Du sitzt nicht lang, versprochen«, sagte Dornröschen. »Wir suchen weiter. Und wir sagen Gerd Bescheid.«
Neben der Tür das Klo, Tisch, Stuhl, Waschbecken, Metallbett. Das Fenster doppelt vergittert. Durchs schmutzige Glas fiel trübes Licht in die Zelle. Draußen schepperte es. Matti fühlte sich hilflos, allein. Er saß nicht das erste Mal. Aber dafür gab es keine Routine, keine Gewöhnung. Er kämpfte gegen die Verzweiflung an. Es war ein Elend. Er legte sich auf die blau-weiß karierte Bettwäsche und schloss die Augen. Ich muss hier raus, so schnell wie möglich. In seinem Hirn ratterten die Fragen. War es doch nicht Anja, die sie im Cassiopeia gesehen hatten? Vielleicht war eine Frau vor den Bullen geflohen. Gründe dafür gibt’s genug. Aber er hatte Anja nicht ermordet, gewiss lebte sie noch und würde sich melden, sobald sie erfuhr, was ihm geschehen war. Oder wollte sie ihn in den Knast bringen? Aber warum? Er hatte nichts getan, das sie nicht wollte. Er hatte ihr geholfen. Sie hatten ihr eine Unterkunft gegeben. Die Blutspuren in seinem Zimmer konnte er erklären. Aber wenn sie im Bulli auch was fanden? Schmelzer hatte so zufrieden ausgesehen. Blutspuren mochte es in der Karre geben. Sie hatten einiges erlebt und den VW -Bus seit hundert Jahren nicht gesäubert. Twiggy hatte bei einer Demo einen Polizeiknüppel auf den Kopf gekriegt, und die Platzwunde hatte heftig geblutet. Matti hatte sich an einem Schraubendreher die Hand aufgerissen, als die Rückbank gewackelt hatte. Bestimmt hatte er andere blutige Vorfälle vergessen. Nein, für das Blut im Bulli gab es eine ganz einfache Erklärung. Und in seinem Zimmer konnten sie nichts finden, was ihn belastete. Dass Anja bei ihm gewesen war, erklärte die Spuren von ihr in der Wohnung. Alles war einfach und eindeutig. Es beruhigte ihn ein wenig.
Wie kamen die auf Mord? Hatten sie Anjas Leiche gefunden? Davon hatte keiner was gesagt. Ohne Leiche kein Mord.
Er war schon ruhiger, als er endlich einschlief. Doch in der Nacht plagten ihn Albträume mit Verfolgungsjagden und Wasserleichen.
Sie holten ihn gleich nach dem erbärmlichen Frühstück aus der Zelle im Zentralen Polizeigewahrsam am Tempelhofer Damm. Matti spürte eine enorme Erleichterung, als er Gerd sah. Der saß mit Schmelzer und dem Jungbullen im Anwaltszimmer. Es roch nach Kaffee. Gerd hatte schon einen Becher für Matti aus dem Automaten geholt. Der Polizist nahm Matti die Handschellen ab und setzte sich auf einen Stuhl neben der Tür. Gerd nahm Matti kurz in den Arm. »Bangemachen gilt nicht«, flüsterte er.
»Sie kennen die Beschuldigung«, sagte Schmelzer. »Wir bringen Sie jetzt zum Haftrichter. Möchten Sie vorher noch etwas sagen?«
»Ja, Sie haben einen an der Waffel«, sagte Matti.
Gerd räusperte sich und guckte ernst.
»Je mehr Sie uns bei den Ermittlungen helfen, desto schneller klärt sich der Fall«, sagte Schmelzer trocken. »Dann wollen wir mal.«
Matti bekam wieder die Handschellen verpasst, dann führten ihn zwei Bullen durch Gänge und einen Aufzug zu einer Tür. Schmelzer klopfte und öffnete die Tür. Drinnen saßen ein Wicht hinter einem riesigen Schreibtisch und eine blonde Vertrocknete an einem Nebentisch. Vor ihr lagen Block und Stift. Sie setzten Matti in die Mitte vor den Schreibtisch, links neben ihm Schmelzer, rechts Gerd.
Der Wicht hatte einen Strich als Bart unter der Nase, auf der eine überdimensionierte Brille saß. »Da haben wir also den Herrn Jelonek«, sagte er mit dünner Stimme.
Die Vertrocknete schrieb etwas auf.
Die Tür öffnete sich nach einem Klopfen, der Staatsanwalt trat ein.
»Wie erfreulich, dass Sie den Weg zu uns gefunden haben«, sagte der Wicht eintönig.
»Entschuldigung …«
Der Wicht winkte ab.
Die Vertrocknete schrieb.
»Sie werden beschuldigt, einen Mord zum Nachteil der Anja Barth begangen zu haben. Haben Sie es?«
Matti schüttelte heftig den Kopf. Er war stinksauer. »Das ist eine Unverschämtheit«, schimpfte er.
»Das ist keine Unverschämtheit, sondern eine Beschuldigung. Ich muss klären,
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