Mea Suna: Seelensturm Band 1 (German Edition)
vorher geschafft. Der Unfall hat mich schon ein wenig mitgenommen. Aber jetzt geht es mir wieder gut!«, versuchte ich, mich zu erklären und hoffte, er würde es auch glauben.
»Na, gut hört sich für mich aber anders an. Hat denn der Arzt gesagt, dass ihr schon das Krankenhaus verlassen dürft, oder habt ihr ihn dazu überredet?«
Ich grinste in mich hinein. Er kannte uns gut.
»Ja, zumindest hat er Amy eine Schonfrist verpasst. Aber uns geht es wirklich gut. Es war mehr der Schreck, der uns gestern noch in den Gliedern steckte. Was machst du gerade?«, fragte ich und versuchte ihn vom Thema abzulenken.
»Oh, ich habe gerade gefrühstückt und sehe mir später die Jacht an, die mein Vater kaufen will. Warum fragst du? Wolltest du etwas unternehmen? Ich kann meinem Vater auch absagen, wenn du willst.«
»Nein, ich kann heute nicht«, erwiderte ich schnell. Wahrscheinlich für eine längere Zeit nicht, dachte ich wehmütig.
»Ich wollte nur mal deine Stimme hören und dir sagen, dass es uns gut geht, sonst nichts.« Eine kleine Pause entstand, während ich krampfhaft überlegte, was ich ihm noch sagen könnte. Es war eine blöde Idee gewesen, ihn anzurufen. Eine SMS wäre sicher einfacher gewesen. Natürlich bemerkte er, dass ich etwas auf dem Herzen hatte. Ich konnte ihm nichts vormachen. Das Beste wäre, wenn ich das Gespräch wieder beendete.
»Ist wirklich alles in Ordnung? Du klingst so bedrückt«, fragte er.
»Ja, alles in Ordnung. Ich bin nur etwas durch den Wind, wegen des Unfalls, aber es geht mir gut. Vielleicht sehen wir uns demnächst. Du, … ich muss Schluss machen. Mr. Chang trainiert mich gleich. Er wartet bereits auf mich.«
»Du trainierst? So kurz nach dem Unfall?«
»Die Einzige, die noch etwas lädiert ist, ist Amy mit ihrem Arm«, erklärte ich ihm. »Mir geht es gut. Ich fühle mich fit.« Wieder entstand eine kurze Pause.
»Außerdem tut mir die Ablenkung bestimmt gut«, versuchte ich ihn zu überzeugen.
»Okay, dann übernimm dich aber nicht. Mach langsam. Nach so einem Unfall solltest du dich eigentlich schonen«, belehrte er mich.
»Mach ich, bis bald!«
»Bis bald!«
Mein schlechtes Gewissen wuchs mit jeder Floskel, die ich ihm erzählt hatte.
In der Eingangshalle standen mehrere Kartons, die angeliefert wurden, fremde Männer schleppten Werkzeugkästen durch die Flure und mitten in dem Geschehen stand Agnes und schimpfte mit den Arbeitern, da sie mit ihren Schuhen die Eingangshalle verschmutzten. Normalerweise wäre ich stehen geblieben und hätte schmunzelnd die Szene beobachtet, doch ich war so in Gedanken, dass ich nicht darauf achtete.
Auf dem Grundstück waren weitere Männer damit beschäftigt, das Sicherheitssystem zu überprüfen und noch mehr Kameras zu installieren. Onkel Finley hatte, wie versprochen, dafür gesorgt, dass unser Grundstück noch besser geschützt wäre als Fort Knox. Trotzdem fühlte ich mich nicht sicherer als vorher. Wenn die Taluris zu Amy wollten, würden sie einen Weg finden. Da war ich mir sicher.
Ich blieb an der Eingangstür zur Terrasse stehen und sah dem Treiben eine Weile zu, außerdem ließ ich meinen Blick in die Bäume schweifen und hielt Ausschau nach der Krähe. Unsere Schwäne, die ich von Weitem auf dem Teich sehen konnte, schwammen ruhig und elegant übers Wasser. Ein Flugzeug flog hoch am Himmel über unser Haus und die Vögel zwitscherten friedlich.
Ob die Krähe in meiner Nähe war? Schnell verwarf ich den Gedanken. Daran durfte ich jetzt nicht denken. Das alles war einfach zu viel. Ich schob alle Gedanken beiseite. Ich brauchte meine Konzentration für das Training. Mr. Chang hatte versprochen, mir neue Techniken zu zeigen, auf die ich schon sehr gespannt war.
Als ich das C.O.B betrat, hatte Mr. Chang zusammen mit ein paar Männern unsere Möbel und Sportgeräte zur Seite geräumt. Dadurch entstand nun ein größerer Raum. Wir hatten jetzt mehr Platz, um das Training zu beginnen. Mehrere Box- und Sandsäcke hatte Mr. Chang aufhängen lassen. Ich war gespannt, was ich heute lernen würde. Zuerst kam die Aufwärmphase. Ich joggte einige Runden und fühlte mich gut dabei, spürte, wie mein Körper langsam zu arbeiten begann. Beim Sprint rannte ich die schnellste Zeit und Mr. Chang nickte zufrieden über mein Ergebnis.
Es folgten einige einstudierte Kampf-Choreografien. Gemeinsam mit ihm versuchte ich, so synchron wie möglich zu sein. Es gelang mir, mich völlig auf meinen Körper zu konzentrieren, ohne dabei
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