Mea Suna: Seelensturm Band 1 (German Edition)
befürchtete schon, dass es brechen würde.
Tom erwartete uns, runzelte die Stirn, doch er blieb still und sagte nichts. Kurz trafen sich unsere Blicke und es tat mir leid, dass ich ihn in diese Sache mit hineingezogen hatte. Für ihn musste sich das alles äußerst beunruhigend angehört haben, wobei ich immer noch hoffte, dass er gar nicht so viel verstanden hatte.
Doch kaum hatte Amy wieder festen Boden erreicht, ging sie Onkel Finley entgegen. Da flüsterte Tom mir etwas ins Ohr.
»Du bist mir eine Erklärung schuldig, Jade Lewis! Und ich hoffe, du kannst mir soweit vertrauen, mir die ganze Wahrheit zu sagen.« Ich schluckte und selbst im Dunkeln konnte ich seinen hoffenden Gesichtsausdruck erkennen. Mein schlechtes Gewissen war riesig. Weitere Lügen hatte er einfach nicht verdient.
Meine Haut fühlte sich normal an und das gab mir die Sicherheit, dass wir nicht in Gefahr waren, als Tom plötzlich seinen Arm um meine Schulter legte und mich an sich drückte.
»Egal, was es ist. Du kannst mir vertrauen, Jade. Ich werde zu dir stehen.«
Ich schloss meine Augen und gab mich dem Gefühl hin, das mich tröstend auffing. Ich wusste, dass er die Wahrheit sagte. Er würde zu mir stehen, egal, was passieren würde. Er verdiente keine weiteren Lügen. Er war ein wahrer Freund. Wenn ich es ihm erzählte, könnte ich ihm beweisen, wie wichtig er für mich war. Ich erwiderte seine Umarmung und war den Tränen nahe, konnte sie jedoch hinunterschlucken.
Der Tag war anstrengend gewesen und ich wäre einfach nur froh gewesen, endlich zu Hause zu sein. Ich sehnte mich nach meinem Bett, und während ich meine Augen geschlossen hielt, machte sich die Müdigkeit bemerkbar, die durch das Adrenalin unterdrückt worden war. Jetzt würde alles gut werden. Wir hatten Amy gefunden. Ich öffnete meine Augen und sah zu den Bäumen, die schwarz in den Himmel ragten. Gerade löste Tom sich aus meiner Umarmung, als ich für einen Moment eine Bewegung in einem Baumwipfel erkannte. Ich hielt die Luft an. Kurz leuchtete durch das Mondlicht etwas kobaltblau auf und eine Maorikrähe, die uns beobachtet hatte, breitete ihre Flügel aus und flog davon.
Kapitel 13
Die Hände hatte ich unter meinen Kopf gelegt und genoss die Ruhe. Meine Augen hielt ich geschlossen und ließ mich einfach treiben von jener Leichtigkeit, die mich sonst immer in den Schlaf begleitete. Jeden Gedanken an Sorgen und Probleme, die wir nun hatten, verbannte ich aus meinem Kopf. Doch sie schlugen wie Wellen gegen meine innere Brandung auf. Es war schwierig, sich davon loszureißen.
Bis wir zu Hause in Sicherheit waren, hatte niemand ein Wort im Auto gesprochen. Die Sicherheitsleute sprachen sowieso wenig, die Stimmung war gedrückt. Das lag hauptsächlich an Onkel Finley. Er hatte es zwar vermieden, Amy auf dem Spielplatz Vorhaltungen zu machen, aber dafür sprach sein Gesichtsausdruck Bände. Mit versteinerter Miene warf er ihr hin und wieder einen Blick zu und seine Augen blitzten dabei auf. Wahrscheinlich schrie er sie innerlich an. Trotzdem war er sehr erleichtert gewesen, als sie ihm auf dem Spielplatz entgegenlief. Er hatte sie an den Schultern gepackt, sie kurz angesehen und dann fest an sich gedrückt.
Kaum hielt der Wagen am Haus, nahm Agnes Amy komplett in Beschlag, sodass Onkel Finley erst mal keine Möglichkeit fand, mit ihr zu sprechen. Natürlich ließ sie sich bereitwillig von Agnes bemuttern. Sie wusste genau, was sie erwartete und war froh, dem Ärger noch für eine Weile zu entkommen.
Tom saß während der Fahrt neben mir. Auch er sagte nichts, doch ich glaubte, seine Gedanken zu kennen. Es fiel ihm schwer, sich neutral gegenüber den Leuten meines Onkels zu verhalten. Ich ging davon aus, dass er nun doch den Gerüchten im Ort Glauben schenkte. Dass Onkel Finley in dubiose Machenschaften verstrickt sei und er dadurch seine Nichten in Gefahr gebracht hätte.
Ich überlegte, was nun besser wäre. Sollte ich ihn in dem Glauben lassen oder wäre es sinnvoll, ihm die Wahrheit zu sagen? Beides wäre schwer zu ertragen.
»Jade? Bist du noch wach?« Amy riss mich aus meinen Gedanken. Sie schaltete das kleine Nachttischlämpchen ein, das direkt neben ihrem Bett stand.
Ich kniff die Augen zusammen, bis sie sich an das Licht gewöhnt hatten. Sie saß im Schneidersitz auf ihrem Bett und sah zu mir herüber. Ihr frisch gewaschenes Haar glänzte wieder und die Rötung ihrer verweinten Augen war nicht mehr sichtbar.
»Jetzt schon«, gab ich brummig zurück
Weitere Kostenlose Bücher