Mea Suna: Seelensturm Band 1 (German Edition)
dass du nicht so kalt bist. Ich kenne dich doch!« Er klang verzweifelt und weigerte sich, zu akzeptieren, was er in mir sehen sollte. Doch ich unterstrich meine unterkühlte Art und verdrehte meine Augen, befreite mich aus seinem Griff.
»Es hat keinen Zweck, Tom. Es ist besser, wenn wir uns nicht mehr sehen. ... Komm nicht mehr hier her«, sagte ich mit festem Ton.
»Du bist verrückt«, stellte er fest, als ich nichts mehr sagte.
«Ihr seid alle verrückt«, schrie er, nahm zornig die Kette vom Tresen und lief wutentbrannt aus der Küche.
Ich schloss die Augen und konnte jetzt gegen die aufsteigenden Tränen nichts mehr tun. Schon hörte ich die Eingangstür in der Halle laut zuknallen.
»Tom!«, flüsterte ich und rannte ihm weinend hinterher, blieb jedoch im Türrahmen der Küche stehen, da ich wusste, dass ich ihn nicht einholen konnte. Meine Kehle schnürte sich zu und dringend musste ich an die Luft. Mein Schmerz war so groß, dass ich glaubte, keine Luft mehr zu bekommen. Blind vor Tränen rannte ich zur Sicherungstür, öffnete diese und rannte hinaus. Es war mir egal, ob eine Maori mich sehen konnte oder nicht. Ich hatte gerade meinen besten Freund verloren. Ich war noch nie eine besonders gute Lügnerin gewesen, aber diesmal musste meine Vorstellung fantastisch gewesen sein. Er hatte mir geglaubt und nie würde ich seinen entsetzten Gesichtsausdruck vergessen. Verletzt und angewidert hatte er mich angesehen. Jede einzelne Lüge, die aus meinem Mund kam, hatte er mir abgenommen, bis seine Augen mich kalt und leer angestarrt hatten.
Ich rannte weiter, am Pool vorbei, die Treppen zum kleinen Park hinunter und hörte, wie vor dem Haus ein Motor aufheulte und das Gaspedal ganz durchgedrückt wurde. Tom war nun fort und mit ihm mein geliebter, treuer Freund. Den einzigen, den ich jemals hatte. Es war die richtige Entscheidung gewesen. Tom war nun in Sicherheit, aber ich fühlte mich schrecklich. Trotzdem hatte Onkel Finley recht gehabt. Ich hätte mir nie verziehen, wenn ihm etwas zugestoßen wäre. So konnte ich sicher sein, dass er sein normales Leben weiterführen konnte.
Irgendwann würde er schon über mich hinwegkommen. Mich vielleicht sogar vergessen. Doch ich wusste, dass ich ihn immer in meinem Herzen tragen würde. Ich weinte um Tom, um Amy, um unser verkorkstes Leben. Einfach um dieses beschissene Schicksal, für das Amy auserwählt war.
Ich brauchte eine Weile, bis ich fassen konnte, was ich ihm Schreckliches angetan hatte. Eine Mischung aus schlechtem Gewissen und Trauer hielt mich noch über eine lange Zeit gefangen. Ich war grausam zu ihm gewesen. Er würde mich hassen. Schuld an allem hatten Roy Morgion und die Taluris. Ich konnte nicht verhindern, dass mein Bedürfnis nach Rache immer größer wurde.
Irgendwann streifte ich, so gut es ging, meine Gedanken an Tom und die Taluris ab. Jetzt stand Amy im Mittelpunkt. Meine Aufgabe war klar, meine Schwester verteidigen und weiter lernen, wie man etwas gegen diese kranke Macht ausrichten konnte.
Die letzte Lektion, die Mr. Chang mir erklärt hatte, war, auf den Gegner einwirken. Ich sollte ihn studieren, ihn beobachten, ihn verwirren und ihn abschrecken. Doch wie sollte ich das anstellen, wenn ich nur ganz wenig über die Taluris wusste? Ihm nur begegnete, wenn er es wollte?
Kapitel 14
»Wie du das anstellst, ist deine Sache. Aber ich wünsche, dass du dich entschuldigst«, sagte Onkel Finley. Deutlich konnte ich seine Verärgerung hören. Gerade als ich die Eingangshalle betrat, schloss Amy die Tür zum Arbeitszimmer. Als sie mich entdeckte, kam sie zu mir gelaufen und sofort nahm sie mich in die Arme. Ich hatte keine Tränen mehr, meine Augen brannten.
»Es tut mir so leid, Jade. Das alles ist einfach schrecklich«, flüsterte sie in mein Ohr.
»Ich weiß, aber es ist besser so. Jetzt wissen wir wenigstens, dass er sicher ist und ihm nichts zustoßen wird.«
Sie löste sich von mir, hielt mich aber weiter fest.
»Was hast du ihm gesagt?«, wollte sie neugierig wissen.
Die Erinnerung an die letzten Worte, die ich mit Tom gesprochen hatte, hinterließen einen schalen Geschmack in meinem Mund. Sein Gesicht tauchte wieder vor meinen Augen auf.
»Er glaubt, dass Onkel Finley kriminell ist und wir ihm dabei helfen«, brachte ich tonlos hervor.
»Das hast du ihm gesagt?«
»Wie hätte ich ihm das alles sonst erklären sollen? Er hat einfach zu viel mitbekommen. Er hätte mir doch kein Wort geglaubt, wenn ich ihm von den Taluris
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