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Mea Suna: Seelensturm Band 1 (German Edition)

Mea Suna: Seelensturm Band 1 (German Edition)

Titel: Mea Suna: Seelensturm Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Any Cherubim
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stellte ich fest, dass ich mich langsam entspannte.
    »Und die Krähe? Wo ist sie jetzt?«, fragte ich und sah mich in den Baumwipfeln nach ihr um.
    Er grinste und seine weißen Zähne waren wieder sichtbar.
    »Du meinst Gavin?«
    »Wie kommt es, dass er auf dich hört? Hast du ihn dressiert?«
    Wieder lachte er auf. »Nein, hab ich nicht. Er ist mein Freund und … mein Assistent, wenn du so willst«, erklärte er, streckte seinen Arm aus, spitzte die Lippen und pfiff laut nach ihm. Aus einer völlig anderen Richtung, als ich es erwartet hatte, flog ein schwarzer Schatten über mich hinweg, direkt auf den Taluri zu und setzte sich auf seinen Unterarm. Behutsam streichelte er ihn.
    Ein Lächeln entglitt mir, so süß fand ich den Anblick, wie liebevoll er das Tier streichelte und liebkoste. Unvorstellbar, dass dieser Mann das Leben von vielen Mädchen einfach ausgelöscht hatte, in dem er ihnen auf bestialische Weise den Kopf abschlagen hatte. Die zwei waren sehr vertraut miteinander.
    »Amy, das ist Gavin. Gavin, Amy kennst du ja schon«, witzelte er, worauf der Vogel ein lautes Krächzen von sich gab.
    Diese ganze Situation war verrückt. Ich stand hier, mitten auf dem Spielplatz mit dem Mann, der mich töten wollte. Einen Moment sah der Taluri auf, als hätte er eine Idee. »Willst du ihn mal halten?«, fragte er und schien begeistert von seiner Idee. Es klang fast freundschaftlich. Ein wenig war ich überrumpelt und traute mich erst nicht.
    »Du brauchst keine Angst zu haben. Er tut niemandem etwas. Strecke einfach deinen Arm aus«, forderte er mich auf. Zuerst zögerte ich, doch schließlich wollte ich nicht feige sein. Schüchtern streckte ich meinen Arm aus und wartete ab, was passiert.
    Er flüsterte der Krähe etwas zu, was ich allerdings nicht verstand, als der Vogel Sekunden später direkt auf mich zugeflogen kam. Beim Landen auf meinem Arm erschrak ich mich ein wenig über die Größe und das Gewicht des Vogels. Er saß nun direkt bei mir. Er war viel schwerer als ich erwartet hatte. Seine Krallen bohrten sich in mein Sweatshirt, ohne dass er mir dabei wehtat. Der scharfe, spitze Schnabel war mir so nahe, dass ich die Luft anhielt und ängstlich meinen Kopf zur Seite neigte. Trotzdem war er wunderschön in seiner Art. Geheimnisvoll, dunkel und anmutig, genau wie sein Meister. Seine kobaltblauen Wangen leuchteten und auch das kleine schwarze Kästchen, das mit einem Kabel mit ihm verbunden war, konnte ich nun aus der Nähe betrachten.
    »Du kannst ihn ruhig streicheln, wenn du möchtest.«
    Ob ich so mutig war? Ganz vorsichtig, um auf jede seiner Bewegungen vorbereitet zu sein, wanderte meine Hand zu seinen schwarzen, großen Flügeln. Weich und zart fühlten sie sich an. Ein paar Mal streichelte ich ihn.
    »Hallo, Gavin«, flüsterte ich vorsichtig.
    Wenn Amy mich jetzt sehen könnte! Sie würde kreischen vor Begeisterung, obwohl sie große Angst vor Tieren im Allgemeinen hatte.
    »Er ist wunderschön«, sagte ich.
    Der Taluri lachte. »Sag ihm das aber nicht zu oft, sonst wird er noch eingebildet. … Er scheint dich zu mögen.«
    Eine Krähe, die uns seit Tagen beobachtete und mit einem Mörder umherzog? Es war einfach unglaublich.
    Gavin bewegte sich, und ehe ich mich versah, war er auch schon wieder in der Luft. Ich sah ihm nach, wie er sich auf einen Ast setzte, unterhalb seines Meisters Sitzplatz. Dort verschmolz er mit der Dunkelheit.
    »Hört er auf jedes Wort, das du ihm sagst?«
    »Ja, das sollte er, wenn er bei mir bleiben will.« In seiner Stimme klang eine Ernsthaftigkeit mit, die mir wieder bewusst machte, in welchem Umstand ich mich befand. Ich sollte aufhören, ihn sympathisch zu finden und ihm schon gar nicht vertrauen. War das etwa sein Ziel? War das seine Masche, mit der er mich einlullen wollte?
    Eine kleine Pause entstand zwischen uns. Er beobachtete mich, genau wie ich ihn. Da fiel mir ein, dass ich seinen Namen nicht kannte.
    »Wie heißt du überhaupt?«
    »Warum willst du das wissen?«, entgegnete er.
    Fing er dieses Spiel schon wieder an? Bei unserer letzten Begegnung hatte er mir seinen Vornamen auch nicht genannt.
    »Ganz einfach, du weißt ja schließlich auch, wie ich heiße. Da ist es doch natürlich, dass ich das ebenfalls wissen will.«
    »Okay, schon gut«, gab er von sich. »Mein Name ist Luca.«
    »Luca«, wiederholte ich wie ein Papagei. Ich musste völlig verrückt sein.
    »Sag, wie lange wird dieser Waffenstillstand zwischen uns andauern, Luca?«, wollte ich wissen,

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