Mein Leben Als Suchmaschine
(nicht) vermieden werden können?
Wir stellen also fest: Lieber mal ein Bier trinken gehen, ist so ziemlich das Verantwortungsbewußteste, was man überhaupt machen kann. Und wenn das nicht eine erbauliche Moral für so eine Geschichte ist, dann weiß ich es auch nicht.
Epilog
… Liebe
Wie Joachim Mirow die Liebe seines Lebens gefunden hat
Wie oft fährt man U-Bahn, ohne wirklich zu würdigen, welch großartige Leistung die Berliner Verkehrsbetriebe da Tag für Tag vollbringen. Ohne groß nachzudenken, reist man quer durch die Stadt, ohne der jeweiligen Bahn angemessene Dankbarkeit für ihre beeindruckende Leistung entgegenzubringen. Wie sie so souverän, zügig und selbstverständlich durch die urbane Landschaft pflügt. Doch die BVG ist nicht dumm. Um den Menschen wieder ein wenig Demut vor dem Wunder des öffentlichen Personennahverkehrs beizubringen, hat sie mal die U-Bahn-Linie 2 kaputtgemacht. Für ein halbes Jahr. Nun haben die Menschen mal richtig Zeit, auf dem Bahnhof Gleisdreieck einer funktionierenden Linie 2 zu gedenken. Was das für ein Wunder ist, von Pankow bis Ruhleben in einem durchzufahren. Und fest zu sein im Glauben, daß die U-Bahn-Linie 2 dereinst wiedergeboren wird.
Als ich vor einigen Jahren auf dem Einwohnermeldeamt bei Religionszughörigkeit »BVG« geschrieben habe, hat man es mir nicht anerkannt. Dabei ist in dieser Stadt bei kaum etwas Glaube, Liebe und Hoffnung so wichtig und elementar wie bei der BVG.
Stehe an der Bushaltestelle und erhoffe in stiller Andacht das Wunder eines kommenden Busses. Eine Frau kommt an die Station und spricht den neben mir wartenden Mann an:
- Hi, übrigens, ich krieg 10 Euro von dir!
- Was denn? Haste den gestern echt noch mit zu dir nach Hause gekriegt?
- Japp!
- Boarhh, Respekt, das hätte ich nich gedacht.
- Japp, und gewettet ist gewettet! Ich kenn doch meine Pappenheimer. Als ich den gestern Nacht am Tresen gesehn hab, wußt ich gleich Bescheid. So einen erst mal gar nicht groß ansprechen, sich ihn in Ruhe zwei, drei Stunden betrinken lassen. Reifen lassen. Und dann, kurz bevor er faul wird - pflücken.
- Kurz bevor er faul wird?
- Na klar, wennde die zu lange am Tresen hängen läßt, kannste se hinterher nich mehr brauchen. Oder sie fallen von selber runter. Denn isses ganz vorbei. Fallobst läßte mal besser schön liegen. Aber wennde den richtigen Moment erwischst, denn kannste ganz einfach ernten.
- Nee komm, du veräppelst mich doch. Du hast den gar nicht mitgekriegt. Das sagste nur so.
- Na, denn komm doch mit, der is noch da.
- Wat?
- Na, der pooft noch. Kannste mitkommen. Können wir ihn zusammen wecken, und denn kannste kieken. Ich muß lachen.
- Ja wat? Wollen Se ooch mitkommen?
- Ich, ääh…
- Keen Problem, können ruhig alle wissen. Ich muß aber vorher noch im Kiosk und in der Bäckerei vorbei. Ich finde, das Ganze klingt interessant, und ziehe mit den beiden los.
Nach dem Kiosk sind wir schon zu fünft. In der Bäckerei kommen drei weitere dazu. Und bis wir endlich die Wohnung erreichen, ist unsere Gruppe auf stattliche zwölf Schaulustige angewachsen. Es ist relativ eng in der Küche und gar nicht so leicht, bis jeder einen Platz gefunden hat, als die Frau dann schließlich sagt:
- So, alle da? Na, denn hol ich ihn mal raus!
Joachim Mirow fühlte sich wahrlich nicht gut an diesem Morgen. Der Raum, in dem er erwachte, war ihm gänzlich unbekannt. Und auch die Erinnerung an die letzte Nacht konnte er nur äußerst bruchstückhaft aufrufen. Er hatte am Bahnhof Gleisdreieck wegen Schienenersatzverkehr aus der U2 rausgemußt, war irgendwann das Warten leid gewesen und einfach in die Stadt rausgerannt. Dann war er in dieser Kneipe gelandet. Das Letzte, woran er sich erinnerte, war, wie das Pärchen am anderen Ende des Tresens um irgendwas gewettet hatte. Als nächstes war er in diesem Zimmer aufgewacht. Gut, er würde jetzt erst mal das Badezimmer suchen. Danach würde es ihm sicher schon viel besser gehen. Dann würde er einfach verschwinden und alles vergessen. Das Vergessen sollte wirklich einfach sein. Schließlich konnte er sich ja sowieso an nichts erinnern. Niemand würde jemals von dem Ganzen erfahren, auch er nicht. Als er jedoch die Tür zur Küche öffnete, ergab sich ihm ein Bild, das er sicher nie vergessen würde. Zwölf wildfremde Männer starrten ihn staunend an. Und mittendrin eine Frau, die stolz ausrief: »Tätärätäääü!«
Ein etwas dicklicher Glatzkopf hatte wohl etwas Mitleid und bot ihm
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