Biologisch Gaertnern
(© F. Hecker)
Zwischen Stadtpfarrkirche und Schloss, im Zentrum der Stadt Fulda liegt die 1626 errichtete Benediktinerinnenabtei St. Maria mit ihrem etwa 2 000 m 2 großen, von hohen Mauern umgebenen Klostergarten. Dieser Garten ist es, der das Kloster weit über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht hat. Denn hier wird seit mehr als einem halben Jahrhundert nach naturgemäßen Richtlinien gegärtnert, also bereits zu einem Zeitpunkt, als die Begriffe „Öko" und „Bio" noch weitgehend unbekannt waren und als chemische Dünge- und Pflanzenschutzmittel sich auch in Kleingärten immer mehr durchsetzten. So wurden unsere Schwestern zu Wegbereiterinnen des biologischen Gartenbaus, deren Erfahrungen heute von Gartenfreunden aus aller Welt geschätzt werden.
In den letzten Jahren entschlossen sich immer mehr Gartenbesitzer dazu, ihr Stück Boden ohne Gifte und mit rein natürlichen Methoden zu bearbeiten. Das brachte neben ersten Erfolgen auch viele Probleme und Fragen mit sich, gerade in der Übergangszeit. Als Antwort darauf entstanden aus unserer praktischen Arbeit heraus im Laufe der Zeit eine Reihe von Ratgebern zu einzelnen Themen und Sparten des Biogartenbaus. Das vorliegende Werk will nun einen Überblick über den gesamten Bereich des biologischen Gartenbaus vermitteln und bewährtes gärtnerisches Wissen weitergeben.
Somit ist es ein Buch, das nicht am Schreibtisch entstand, sondern ganz aus der Praxis gewachsen ist. Die Namen all derer, die sich im Laufe langer Jahre um Aussaat und Ernte, um die Fruchtbarkeit des Bodens und die Gesundheit der Gartenfrüchte bemüht haben, können zwar hier nicht im Einzelnen aufgeführt werden, doch sind sie es, auf deren reichen Erfahrungsschatz ich selbst seit meinem Eintritt ins Kloster 1976 und meiner Ausbildung als Gartenbauingenieurin aufbauen konnte. Ihnen allen gilt mein Dank für ihren Beitrag zum Entstehen dieses Buches.
Dass es auch jedem Leser zu Freude und schönen Erfolgen im Biogarten verhelfen möge, geben wir ihm als Wunsch mit auf den Weg.
Christa Weinrich OSB
Abtei Fulda
Einführung
(© A. Müller (mit frdl. Genehmigung)
Was ist eigentlich ein Biogarten? Was verstehen wir unter biologischem oder naturgemäßem Gartenbau? Die Begriffe sind heute in aller Munde, und doch scheint es mir erforderlich, einige Grundgedanken dazu aufzuzeigen.
Als „biologisch" gilt gemeinhin eine Anbauweise, die ohne synthetisch hergestellte Pflanzenschutz- und Düngemittel arbeitet, um Umweltbelastungen jeder Art zu vermeiden. Doch weit mehr gehört dazu, denn die „Biologie" ist die Lehre vom Leben. Wer also seinen Garten biologisch bewirtschaftet, der versucht, das vielfältige Leben in seinem Garten zu schützen und zu fördern. Zwar möchte auch der biologisch arbeitende Gärtner dicke Kohlrabiknollen, gesunde Rüben und läusefreie Salatköpfe ernten, doch in seinen Anbaumethoden muss er sich den natürlichen Gegebenheiten der Pflanzen anpassen. Wenn wir so „der Natur auf der Spur" bleiben, beobachten und von ihr lernen, gibt sie uns eine Reihe von Möglichkeiten an die Hand, ohne schädliches Eingreifen in ihre Kreisläufe gesunde und hochwertige Nahrungsmittel heranzuziehen.
Folgende Grundsätze sind dabei besonders hervorzuheben:
• Der Boden als Grundlage für Pflanzen, Tiere und Menschen muss geschützt und lebendig erhalten werden.
• Der Kreislauf Pflanze – Boden – Pflanze, der durch Entnahme der Nutzpflanzen unterbrochen ist, muss durch Kompostieren aller verfügbaren organischen Abfälle geschlossen werden, damit, wie im natürlichen Kreislauf durch Zersetzung und Umwandlung von Pflanzenresten, fruchtbare Humuserde entstehen kann.
• Es sollen, wie in natürlichen Lebensräumen, solche Pflanzengemeinschaften zusammengestellt werden, die sich gegenseitig ergänzen, im Wachstum fördern und Schädlinge und Krankheiten voneinander abhalten.
• Wenn sich dennoch Schädlinge und Krankheiten einfinden, werden diese durch Spritzmittel aus stark duftenden Kräutern oder pflanzlichen Wirkstoffen in Grenzen gehalten, jedoch nie mit chemischen Pestiziden, die unterschiedslos Schädlinge wie Nützlinge vernichten.
Wer nach diesen Grundsätzen arbeitet, wird feststellen, dass es für den Biogärtner nicht immer Patentrezepte gibt; den eigenen Beobachtungen, dem eigenen Gestalten und Kombinieren kommt doch immer der ungleich größere Teil zu. Und so wird jeder Garten einzigartig und gibt immer auch etwas preis vom
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