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Mein perfekter Sommer

Mein perfekter Sommer

Titel: Mein perfekter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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schon«, sage ich und bemühe mich um einen ruhigen, tröstenden Ton. »Wir gehen jetzt raus aus dem Wasser.«
    Er macht eine kurze Kopfbewegung nach vorn, dann rappelt er sich hoch. So bleibt er stehen, schaut hinaus auf den See, und einen schrecklichen Augenblick lang denke ich, dass er einfach ins Tiefe gehen wird. Doch zu meiner Erleichterung dreht er sich um und stapft mir spritzend die paar Schritte bis ans Ufer hinterher.
    Wir lassen uns ins Gras fallen und ich warte bang. »Es tut mir leid, Ethan. Gott, mir tut das so leid!« Die Worte stürzen in rasender Verzweiflung heraus. »Ich hab es ihr erzählt, aber ich hätte doch nie gedacht, dass sie hier auftauchen oder so … gemein sein könnte!« Ich schlucke, bei dem Gedanken daran, was ich ihm angetan hab, fühle ich einen stechenden Schmerz. »Das ist keine Entschuldigung, ich weiß. Ich hatte dir ein Versprechen gegeben.«
    Ethan verharrt regungslos, die Minuten vergehen. Mittlerweile befürchte ich, dass er sich in einer Art Schockzustand befindet, einem echten, weil der Streit mit Grady ihn traumatisiert hat und weil sein ganzes Leben auseinanderfällt. Doch dann endlich stößt er einen langen Seufzer aus.
    »Ist schon okay«, sagt er leise.
    »Ist es nicht!«, rufe ich. »Ethan, wie kannst du das sagen?«
    »Was soll ich denn machen?« Er dreht sich zu mir und für einen Augenblick kommt er mir völlig geschlagen vor, aber
dann entdecke ich etwas anderes an ihm. Der Mond wirft Schatten auf sein Gesicht, aber ich glaube, da ist was … beinahe so etwas wie Gelassenheit. »Es ist geschehen. Nun ist es raus. Ich hab mich dazu bekannt«, sagt er mit einem bitteren Lachen. »Irgendwann musste es ja passieren.«
    »Aber so doch nicht!« Meine Stimme bricht. Er tätschelt meine Schulter, eine verhaltene kleine Geste.
    »Es ist geschehen«, sagt er resigniert.
    Und wieder Schweigen.
    »So, und was jetzt?« Ich bin immer noch zerknirscht. »Kann ich irgendwas tun? Egal was?«
    Langsam schüttelt er den Kopf. »Mir bleibt nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass Grady zur Vernunft kommt. Schlussendlich. Und meinen Eltern nichts erzählt.« Er zögert. »Gott, meine Eltern.«
    Ich nehme seine Hand und drücke sie heftig. »Du schaffst das schon. Und ich finde es furchtbar, wie es gelaufen ist, aber … du kommst da durch.« Ich hoffe von ganzem Herzen, dass das wahr ist. Wenn wir doch nur in einer größeren Stadt wären, ja, sogar zu Hause in New Jersey. Da wäre es nicht leicht, klar, aber so ein Theater wie hier gäbe es nicht. Und er müsste das nicht allein durchstehen.
    Eine Wolke zieht über den Mond und für eine Sekunde sitzen wir wieder im Dunkeln: Um uns herum ist eine dicke Schwärze, die man fast mit den Händen greifen kann. Das Seewasserbrandet mit leisem Plätschern ans Ufer, rhythmisch und beruhigend. Es wäre schön, wenn der hässliche Streit von vorhin uns beiden nicht immer noch nachgehen würde.

    »Soll ich dir mal sagen, was das Komische an der Sache war?«, fragt Ethan. Sein dunkles Haar fällt ihm unordentlich über die Augen.
    »Vorhin, als Olivia das gesagt hat, was sie gesagt hat, da stand ich da und ich hab nichts anderes gefühlt als … Erleichterung. Als ob es mir aus der Hand genommen worden wäre.« Er schluckt und zieht die Beine an die Brust. »So lange hab ich mich so bemüht, es geheim zu halten. Zu verhindern, dass sich etwas verändert.«
    Ich seufze. »Aber das kannst du nicht.«
    »Nee.«
    Schweigen. »Vielleicht ist es gut«, sagt Ethan, so als würde er versuchen, sich selbst davon zu überzeugen. »Vielleicht kann ich jetzt herausfinden, was als Nächstes kommt. Wie ich dieser Typ sein kann.«
    »Du bist immer noch du«, sage ich. Ich wünschte, ich könnte in der Nähe bleiben, um ihn dabei zu unterstützen. »Wie war das noch, was du zu mir gesagt hast? Du wolltest nicht, dass dieser eine Teil definiert, wer du bist. Du bist nicht nur schwul.«
    »Ich weiß.« Er lächelt mich schwach an. »Aber die Leute sehen das nun mal nicht so.«
    »Sollten sie aber«, sage ich heftig, aber plötzlich fühle ich einen Stich in der Brust. Hier bin ich und schwöre, dass Ethan mehr ist als seine Sexualität, dabei habe ich dasselbe gemacht. Oder besser gesagt, das Gegenteil. Mein Engagement für die Umwelt, die Green Teens  – ich hab mich drauf gestürzt, um diese Leere in mir zu füllen. Ich wollte die Einsamkeit
zum Schweigen bringen und irgendeine Form von Macht, weil ich nichts in meinem Leben unter Kontrolle zu

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