Mein perfekter Sommer

verneigen uns vor deinen verlogenen, heimtückischen Füßen.«
    »Dass mir da ja keine Zweifel aufkommen.« Fiona grinst selbstgefällig. »So, und wo ist jetzt die Eiscreme …«

36. Kapitel
    Wir schlafen auf dem Fußboden im Keller der Johnsons, alle auf einem Haufen wie die Hundewelpen und in einem Gewirr aus Wolldecken und Schlafsäcken. Doch sobald ich  – geweckt von Fionas Stammeln im Schlaf  – die Augen aufschlage, ist mir klar, was ich zu tun habe.
    Ich schlüpfe in meine Sandalen und schleiche die Treppe hoch, vorsichtig, damit niemand wach wird. Ethan liegt zusammengerollt in einer Ecke, völlig erledigt von all dem Stress  – und den drei Folgen der Science-Fiction-Serie auf deren Anschauen (mit Brownies und Eis) ich bestanden hatte, nachdem er und Grady vom See zurückgeschlurft kamen. Keine Ahnung, was da passiert ist, aber es scheint so, als seien die Dinge zwischen ihnen wieder in Ordnung, es herrscht eine grummelige Art Frieden. Kann nur besser werden.
    Der Weg zurück zur Pension liegt blass im Morgenlicht, zu Vogelsang in den Bäumen und den Strahlen der Sonne, die noch tief über den Bergen hängt. Ich atme die frische Luft ein und versuche jeden Schritt auszukosten, als wäre es mein letzter.

    Jetzt gerade kommt es mir nämlich genau so vor. Noch weiß ich nämlich nichts von der Praktikantenstelle, die ich hier im nächsten Sommer bekomme, wenn ich für das Fremdenverkehrsamt arbeite und für umweltfreundliches Reisen in British Columbia werbe. Ich hab auch noch nicht die süße kleine Wohnung gesehen, in die Mom und ich ziehen werden, oder Dads Haus in Schweden, wo ich Weihnachten verbringen werde und mit Zucker bestreute Kekse an den Baum hänge und das berühmte Smørgasbord esse. Ich weiß noch nichts von den neuen Freundschaften, die ich in meinem Fotokurs schließe, oder wie anarchisch die Green Teens werden, nachdem Olivia sich mit Handschellen an Rektor Turner fesselt und den Schlüssel verschluckt, wobei sie sich darüber ereifert, wie die Wirtschaft den Gemeinschaftskundelehrplan manipuliert.
    Nein, all das liegt noch vor mir, also kann ich nur traurig sein, als ich mir die Tür zu dem stillen Haus aufschließe, mit dem Schlüssel, der unter der Keramikschildkröte auf der Veranda versteckt ist. Trümmer in jedem Raum: schwankende Tassentürme, Luftschlangen und schlaffe Luftballons. Ich hole mir mein Handy aus meinem Zimmer, und in meine gemütliche Wolldecke gehüllt, setze ich mich auf die hintere Veranda  – für diesen Anruf.
    »Hi … Mom?« Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal mit ihr geredet habe  – richtig geredet. Denn ich habe Angst vor dem, was sie zu sagen haben wird und vor dem, was danach kommt, wenn geredet worden ist. Ich weiß noch nicht, dass alles ganz gut laufen wird  –
für uns alle –, und deshalb ziehe ich meine Beine unter meinen Po und rüste mich für die Zukunft. Ich habe es in diesem Sommer erfolgreich mit Stromschnellen aufgenommen, mit einem wilden Bären und sogar mit Fiona. Das hier schaffe ich.
    »Wir können jetzt reden  – ich bin bereit.«

DANKSAGUNGEN
    Vielen Dank an meine wunderbare Agentin Rosemary für all ihre Hilfe beim Klettern. Dank an Liz, Mara, Kaylan, Tracy, Jennifer und alle bei Candlewick und Walker für eure Hingabe und Unterstützung. Dank an meine Familie und die kanadische Fraktion für die Gastfreundschaft (besonders an Onkel Don, weil er mich diesen Berg hoch  – und wieder runter  – gebracht hat!) Dank an Dom P. für all deine Geduld und Hilfe, Narmada T. für die positive Einstellung und an Elisabeth D., wie immer für alles.

 
     
     
     
     
     
     
    1. Auflage
Deutsche Erstausgabe August 2012
Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform
© 2012 für die deutschsprachige Ausgabe
cbj Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten
Die Originalausgabe erschien 2010
unter dem Titel Boys, Bears And A serious Pair
of Hiking Boots bei Candlewick Press, USA.
© 2010 by Abigail McDonald
Published by Arrangement with
Abigail McDonald
Dieses Werk wurde vermittelt durch die
Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH,
30827 Garbsen.
Aus dem Englischen von Catrin Frischer
Umschlagfoto: Photolibrary Group SAS
Umschlaggestaltung: init.büro für gestaltung,
Bielefeld, unter Verwendung des
Originalumschlags
MI · Herstellung: CZ
Satz: KompetenzCenter Mönchengladbach
     
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