Meine besten Heilpflanzenrezepte für eine gesunde Familie
als Vorbild dienen.
»CAPITULARE DE VILLIS«
Im Jahr 812 erließ Karl der Große (747–814) eine Landgüterverordnung: die »Capitulare de villis vel curtis imperialibus«. Sie schrieb vor, welche Pflanzen in den kaiserlichen Gütern und Klöstern des Reiches angepflanzt werden sollten – insgesamt 73 Nutzpflanzen und 16 Bäume, darunter bis heute beliebte Heilkräuter wie Ringelblume, Minze, Fenchel, Kümmel, Malve, Melisse und Salbei. Die Verordnung bestimmte nicht nur das Aussehen vieler Bauerngärten, deren typischer Mix aus Heil-, Nutz- und Zierpflanzen auch heute wieder sehr gefragt ist. Karl der Große schuf damit auch die Grundlage für die medizinische Versorgung seines Volkes.
In den vergangenen Jahrzehnten wurden vielerorts Gärten gemäß den alten Vorschriften angelegt, wie zum Beispiel der Kräutergarten Karl des Großen hinter dem Aachener Rathaus, der Karlsgarten westlich von Aachen, der Heilpflanzengarten Verden oder der »Garten nach dem Capitulare de villis« des Archäologischen Freilichtmuseums Oerlinghausen. Hier können Sie mit allen Sinnen in die alte Welt der Naturheilkunde eintauchen.
Hildegard von Bingen
Eine der berühmtesten Heilkundigen jener Zeit ist Hildegard von Bingen (1098–1179). Die Ordensschwester, zuletzt Äbtissin des Klosters Rupertsberg an der Nahe, war nicht nur Visionärin, Dichterin und Komponistin. Politisch sehr engagiert, beriet sie Kaiser Friedrich Barbarossa und Papst Alexander III.
Sie gründete zwei Klöster und wurde mit ihren zukunftsweisenden Schriften schon zu Lebzeiten wie eine Heilige verehrt.
Viele Anhänger der Naturmedizin sehen in den Heilmethoden der Benedektinerin den Ursprung der modernen Naturheilkunde. Denn Hildegard gelang es, das Volkswissen mit der griechisch-römischen Medizintradition zu »vermählen«. Sie verwendte nicht nur die ansonsten üblichen, meist mediterranen Kräuter und exotischen Gewürze, sondern auch heimische Pflanzen wie Quendel, Schlüsselblume oder Brennnessel. Zudem war sie die Erste, die in ihren Schriften neben den lateinischen Namen auch die volkstümlichen Pflanzennamen verwendete.
Spätes Mittelalter und beginnende Neuzeit
Im Lauf der Jahrhunderte wurde das Wissen um die Anwendungs- und Wirkungsweise der Heilpflanzen zunehmend systematisch erfasst. Im späten Mittelalter hielt es schließlich auch Einzug in die Lehrpläne der medizinischen Fakultäten. Gleichzeitig verlagerte sich die Versorgung der Kranken mehr und mehr aus den Klöstern in die Hände weltlicher Ärzte. Zu den bedeutendsten Zentren der akademischen Medizin entwickelten sich das südfranzösische Städtchen Montpellier, das westlich von Venedig gelegene Padua, eine der ältesten Städte Italiens, und etwas später auch Paris.
Mitte des 12. Jahrhunderts war im italienischen Salerno das wohl bedeutendste mittelalterliche Werk der Pflanzenheilkunde erschienen: das »Circa instans«, vermutlich verfasst von einem Mitglied der berühmten Ärztefamilie Platearii. Es enthielt etwa 270 Pflanzenporträts, die nicht nur das Wirkspektrum jeder Pflanze berücksichtigten, sondern auch konkrete Anwendungsbereiche aufzeigten und auf mögliche Ersatzmittel hinwiesen. Das Buch sollte sich rasch in ganz Europa verbreiten und bildete gemeinsam mit anderen Standardwerken die Grundlage der großen Enzyklopädien der angehenden Neuzeit. Doch um Qualität und Wirkung eines Arzneimittels zu gewährleisten, bedurfte es gewisser Standards. Und so entstand 1498 das erste Arzneibuch (Pharmacopoeia), an das sich zunächst nur die Apotheker der Stadt Florenz, rund fünf Jahrzehnte später auch die vieler anderer Landstriche Europas halten mussten.
»Im Namen Gottes« bekämpfte das Christentum derweil vehement das Wissen der Volksmedizin. Hexenverfolgung und Inquisition forderten tausende Opfer, viele davon Frauen. Sie wurden als Hexen der Ketzerei beschuldigt, weil sie unter anderem mithilfe von altbewährten Naturheilmitteln oft noch helfen konnten, wo Kirche und von Männern dominierte Medizin versagt hatten. Im Zuge der Christianisierung erhielten auch zahlreiche »heidnische« Heilpflanzen christliche Namen, wie das Johanniskraut (ehemals Hartheu) oder das Georgenkraut (Baldrian).
EINE NEUE BLÜTEZEIT
Im Zeitalter des Barocks erlebte die Pflanzenheilkunde noch einmal einen Höhepunkt. Kräuterbücher wurden nun nicht mehr nur für Ärzte geschrieben, sondern – oft umfassend bebildert – auch für das »normale«, wenn auch gebildete und wohlhabende
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