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Meine total wahren und ueberhaupt nicht peinlichen Memoiren mit genau elfeinhalb

Titel: Meine total wahren und ueberhaupt nicht peinlichen Memoiren mit genau elfeinhalb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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nicht länger im Wald aus.
    Sie rannte volle Hütte auf ihn zu und wollte ihn umarmen und total festhalten.
    Doch obwohl sie genauso schön war wie er, und wahrscheinlich war sie noch viel schöner, sie war ja eine Nümpfe, kriegte er Angst und haute ab.
    Keine Ahnung, wieso er Angst vor ihr kriegte.
    Schneller als jeder Hirsch sprang er davon. Er rief, dass er lieber sterben will als mit ihr zusammen sein. Und sie, die Arme, rief »zusammen sein« hinter ihm her, weil sie keine andre Wahl hatte.
    Sie hat ihn nie mehr wiedergesehen. Und nie mehr hat sie den Wald verlassen. Nie mehr war sie so schön.
    Und weil sie ihn immer noch geliebt hat, den Feigling, und weil sie überhaupt nicht damit aufhören konnte, ihn lieb zu haben und weil ihr Kummer immer größer wurde, fing sie an zu schrumpfen.
    Ihr Schönsein verschrumpelte wie ein Apfel, den jemand unter der Bank vergessen hat.
    Sie schrumpfte und verschrumpelte, bis nur noch ihre Knochen und ihre Stimme übrig waren. Und ganz am Schluss war sie nur noch eine Stimme, denn ihre Knochen waren zu Steinen geworden.
    Als sie das erzählte, sprang ich von dem Stein auf, auf dem ich gesessen hatte. Aber sie sagte, ich soll mich nicht fürchten, auch nicht vor dem Verliebtsein.
    Und ich streckte wieder den Arm aus, aber da war wie vorher nur Luft überall. Und es wurde schon dunkel.
    Ich schaute mich um.
    Auf der Vogelinsel war niemand außer mir, nicht mal ein Vogel. Kein Singen, kein Piepen, kein Laut. So still war es noch nie in meinem Versteck gewesen.
    Ein paar Mal drehte ich mich im Kreis. Ein Stein bohrte sich in meinen Socken. Mein linker Schuh schwamm inzwischen wahrscheinlich durch den Englischen Garten. Ich horchte wieder.
    Weit in der Ferne bellte ein Hund. Die Blätter raschelten im Abendwind. Das war ein schönes Geräusch. EineWeile horchte ich nirgendwoanders hin. Dann holte ich Luft.
    Und ich rief: »Was soll ich denn jetzt machen?«
    Und als wären überall Felsen oder Schluchten, kam aus der Luft: »Machen.«
    Zweimal hintereinander.
    »Machen, machen.«
    Ich hatte doch gar nicht so laut gerufen.
    »Bist du noch da?«, sagte ich ganz leise.
    Stille.
    Nicht mal mehr die Blätter raschelten.
    Ich hielt die Luft an.
    Ich war ganz allein auf der Vogelinsel.
    Ich war ganz allein im Englischen Garten.
    Jetzt war es dunkel.
    Irgendwas stimmte mit der Zeit nicht. Sie verging viel schneller als sonst. Oder ich war schneller am Leben.
    Das war’s, was ich plötzlich dachte: dass ich schneller am Leben bin als sonst.
    Es war dunkel, und ich war immer noch auf der Vogelinsel. Und eine Nümpfe hatte mir eine Geschichte erzählt. Die Nümpfe Echo.
    Da fiel mir auf, dass ich vorhin was gerufen hatte. Das bedeutete, ich konnte wieder sprechen. Ich hatte meine Stimme wieder.
    »Annalena?«, sagte ich und horchte.
    Ich sagte Annalenas Namen, weil ich dachte, vielleicht istsie heimlich gekommen und hat mir meine Stimme wiedergebracht. Damit ich nicht auch schrumpfe und verschrumpele. Damit ich wieder aus dem Wald rauskomme.
    »Annalena?«
    Keine Antwort. Nicht mal: »Lena.«
    Aber ich konnte wieder sprechen.
    Dann fiel mir ein, dass Echo oder die Stimme, die sich Echo nannte, behauptet hatte, sie kann wegen der Göttin Juno nur noch Worte nachsprechen und keine eigenen mehr sagen.
    Zu mir hatte sie aber doch gesprochen! Ich hatte doch gar nichts gesagt. Oder doch? Nein. Ich war ganz still gewesen die ganze Zeit.
    Echo hatte gesprochen. Und ich konnte jetzt auch wieder sprechen.
    Müsteriös.
    Jetzt raschelten die Blätter wieder. Der Wind fegte die Äste durch die Luft, und einer traf mich an der Stirn. Ich hielt mir die Hand über den Kopf und lief geduckt durchs Gebüsch zum Zaun. Aus meinem Kopf wuchs eine Beule. Weil ich wie ein Depp gegen die Spa-Tür gerannt war.
    Als ich die Brücke erreichte, spürte ich Tropfen auf der Haut. Wieso regnete es jetzt? Wie spät war es überhaupt? Ich krallte mich an den Latten fest und hangelte mich auf die andere Seite des Zauns und passte auf, dass mein rechter Schuh nicht auch noch ins Wasser fiel.
    Auf dem Teerweg wusste ich erst mal nicht, wohin. Wie einer von denen, die aus dem Radler-Kiosk torkeln und erst mal die Himmelsrichtungen abzählen, weil sie vergessen haben, wie viele es gibt.
    Der Regen prasselte auf mich drauf. Ich wischte mir übers Gesicht und hielt nach dem Isarwehr Ausschau.
    Dann rannte ich los.
    Und während ich rannte und mir der Regen ins Gesicht schlug, dachte ich, dass ich bestimmt der erste Mensch seit

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