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Meines Bruders Moerderin

Meines Bruders Moerderin

Titel: Meines Bruders Moerderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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den schmalen Lippen fast sein ganzes Gesicht verdeckte. Ein weißer Anzug mit auffallend weiten Hosen, weiß-graue Budapester Schuhe und ein silbergraues Seidenhemd mit einer silbergrauen Krawatte aus dem gleichen Material. Seine Nägel waren sorgsam poliert, am linken Zeigefinger trug er einen Ring mit einem daumennagelgroßen Smaragd. Nicht gerade der tägliche Durchschnittsklient von Llimona 5. »Darf ich reinkommen?« Ein angedeutetes Lächeln. Pia ging voraus ins Büro und bot ihm den Stuhl neben ihrem Schreibtisch an. Janet oder Dagmar hätten die bequemen Sessel gewählt, aber Pia fühlte sich immer noch wohler, wenn wie in ihrem Büro im Polizeipräsidium zwischen ihr und einem Fremden ein Tisch stand.
    »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Mein Name ist Jonathan Smith. Ich habe Sie im Internet gefunden. Unter www.llimona5.com. Lauter Frauen, richtig?«
    »Stimmt.«
    Er schaute zur Wand hinter Pias Tisch, wo die gerahmte Lizenz hing. »Und Sie sind Pia Cortés-Casares?«
    »Richtig.« Pia wusste nicht recht, wie sie den Kerl einordnen sollte. Der Reichtum war nicht vorgespielt, der Name jedoch falsch, so viel war klar. Das allein allerdings war nicht besonders ungewöhnlich. Viele Menschen scheuten sich, zu einem Privatdetektiv zu gehen. Der Mann war auch nicht dunkel gebräunt, wie Pia zuerst geglaubt hatte, er stammte aus einem südlichen Land. Einem arabischen? Sie lächelte aufmunternd. Er lächelte zurück.
    »Sie waren viele Jahre bei der Kriminalpolizei. Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie die Chefin sind?«
    »Vielleicht kommen wir weiter, wenn Sie mir sagen, worum es geht.«
    »Ich wüsste zuerst gern mehr. Vor allem, wie es um die Diskretion bestellt ist.«
    »Hören Sie, Señor Smith, Sie haben unsere Website gelesen, Sie haben sich über uns erkundigt. Sie wissen, dass wir in der Machostadt Barcelona die einzige rein weibliche Privatdetektei sind. Und das genau ist der Grund, der Sie zu uns geführt hat.«
    »Sie haben mich durchschaut.« Diesmal war das Lächeln echt.
    »Kann ich Ihnen etwas anbieten? Kaffee? Tee?«
    »Danke, nein. Ich will es kurz machen: Ich vertrete einen, sagen wir, sehr hoch gestellten Herrn, der nicht genannt werden möchte. Wir sind nur auf der Durchreise, zwei Tage. Wir bewohnen Suiten im Claris, und die Damen würden gern shoppen gehen.«
    »Wie viele Damen?«
    »Sieben.«
    »Es geht um Personenschutz? Sie suchen Bodyguards?«
    »Ortskundige Begleiterinnen. Englischkenntnisse wären von Nutzen.«
    »Waffen?«
    »Barcelona ist eine Großstadt mit hoher Kriminalitätsrate. Wir erwarten höchste Sicherheit. Wie sind Ihre Preise?«
    »Zweihundertsechzig die Stunde. Plus Spesen. Ich denke, zwei Body... Begleitpersonen genügen.«
    »Sie haben eine Waffe und einen Waffenschein?«
    »Ja. Und ich würde den Einsatz auch leiten.« Pia verschwieg, dass sie von den Frauen die Einzige mit Waffenschein war. »Gibt es bestimmte Kleidervorschriften?«
    »Nein, natürlich nicht. Einfach nur eine gewisse internationale Eleganz. Keine engen Hosen, keine Miniröcke.«
    »Natürlich. Selbstverständlich.« Pia war nahe dran, den Auftrag abzulehnen, als dieser Señor Smith ihr einen bereits ausgefüllten Scheck über den Tisch schob. Die arabischen Zeichen der Unterschrift konnte sie nicht entziffern, aber die Zahl war deutlich zu erkennen. Diezmil. Zehntausend. Eine Zehn, ein Punkt und drei Nullen. Euro. Pia berührte den Scheck nicht. Sie sah auf das Datum. Quinze de setiembre. Der fünfzehnte September war erst in drei Tagen. Sie blickte hoch.
    »Sorry.« Ein winziges Lächeln. »Wir haben den Scheck vordatiert. Das ist kein Misstrauensvotum, nur eine kleine Vorsichtsmaßnahme. Sie machen Ihren Job, diskret und zu unserer Zufriedenheit, und wir entlohnen Sie großzügig. Sehr großzügig. Zu unseren Bedingungen. Einverstanden?«
    Pia nahm den Scheck und stand auf. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Der Typ war Gold, und sie nahm es, oder sie hatte sich geirrt, und musste ihr Lehrgeld zurückzahlen. Vermutlich kam er aus einem der Staaten, in denen einem bei Fehlverhalten Hände oder Kopf abgehackt wurden. Pia lächelte. »Sie können sich auf uns verlassen.«
    »Kommen Sie morgen um zehn Uhr zum Hotel.« Der Mann wandte sich zur Tür. »Und lassen Sie hier auch mal einen Lift einbauen!«
    Pia schloss die Tür und parkte den Scheck im Safe. Einen Lift einbauen. Aber gern, Señor Neffe vom Scheich von Oman oder Saudi-Arabien oder so ähnlich. Auch einen Lift, hatte er gesagt, er kannte also

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