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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Reece für ihn ein Gott. Reece hatte ihn schon im Grundstudium unterrichtet und bis zum Abschluss seiner Promotion genau im Auge behalten. Dann hatte Reece ihn zur Mitarbeit an diesem Projekt eingeladen; eine Chance, die man unmöglich ausschlagen konnte – und eine Ehre obendrein.
    Reece äußerte seine Meinung auch sonst sehr deutlich und mit großem Nachdruck, aber jetzt lag noch etwas anderes in seiner Stimme. Eine Gekränktheit, eine Empörung, die Danny neu waren.
    «Und wie hätten Sie darauf reagiert?» Der zweite Mann, dessen Stimme er nicht zuordnen konnte, klang ebenso aufgebracht.
    «Auch nicht anders», antwortete Reece entschieden.
    «Denken Sie doch wenigstens mal darüber nach. Überlegen Sie nur, was wir gemeinsam auf die Beine stellen könnten. Was wir erreichen könnten.»
    Aber Reece ließ sich nicht besänftigen. «Ich kann Ihnen bei so etwas nicht helfen. Da mache ich nicht mit.»
    «Dom, bitte   –»
    «Nein.»
    «Überlegen Sie doch nur, was wir   –»
    «Nein. Auf gar keinen Fall. Das können Sie vergessen.» Die Worte klangen endgültig.
    Für einige angespannte Sekunden herrschte bleierne Stille hinter der Tür, dann war wieder der andere zu hören: «Ich wünschte, Sie hätten das nicht gesagt.»
    «Was zum Teufel soll das heißen?»
    Keine Antwort.
    «Was ist mit den anderen?» Reece klang beunruhigt. «Sie haben doch noch nicht mit dem Team gesprochen, oder?» Eine Feststellung, keine Frage.
    «Nein.»
    «Und wann gedachten Sie es in die revidierte Zielsetzung einzuweihen?»
    «Hatte ich noch nicht entschieden. Ich wollte zuerst Ihre Antwort hören. Ich hatte gehofft, dass Sie mir dabei helfen würden, die anderen dafür zu gewinnen. Sie davon zu überzeugen, mitzumachen.»
    «Tja, daraus wird nichts», entgegnete Reece zornig, «im Gegenteil, ich werde ihnen raten, sich schleunigst von hier abzusetzen.»
    «Das kann ich nicht zulassen, Dom.»
    Reeces Stimme schien zu gefrieren. «Was soll das heißen, Sie können das nicht zulassen?»
    Bedeutungsvolle Stille. Danny konnte förmlich hören, wie Reece fieberhaft überlegte.
    «Was wollen Sie damit sagen? Sie haben doch nicht vor   …» Reece verstummte. Als er weitersprach, klang er entsetzt. «Herr im Himmel. Haben Sie denn völlig den Verstand verloren?»
    Die Erregung in seiner Stimme ließ Danny erstarren.
    Er hörte Reece sagen: «Sie verfluchter Mistkerl!» Hörte Schritte auf sich zukommen. Hörte den zweiten Mann rufen: «Dom, nicht» und dann eine dritte raue Stimme sagen: «Lassen Sie das bleiben, Reece.» Maddox, das war Maddox! Maddox, der die Security des Projekts leitete. Maddox mit dem versteinerten Gesicht und dem kahlrasierten Schädel, an dem nur eine sternförmige Narbe prangte, wo einmal ein Ohr gewesen war. Maddox, den seine ebenso gruseligen Männer «Bullet» nannten, das Geschoss. Der Typ war ihm vom ersten Moment an unheimlich gewesen. Danny hörte noch ein wütendes «Zum Teufel mit Ihnen!», als die Tür aufschwang und Reece ihn verblüfft anstarrte. Aus dem Zelt drang ein unverkennbares metallisches Doppelratschen, ein Geräusch, das er aus hundert Kinofilmen kannte, aber noch nie im echten Leben gehört hatte. Der zweite Mann, der ebenso lange mit Reece gestritten hatte, drehte sich zu Bullet herum und brüllte genau in dem Augenblick «Nein», als ein gedämpftes, hohles Husten hinter Reece aufhallte, einmal, zweimal, und der Wissenschaftler mit schmerzverzerrtem Gesicht in Danny hineintaumelte.
    Instinktiv wich Danny zurück, versuchte aber trotzdem, Reece aufzufangen. Unter seinen Händen klebte es warm. Eine dicke, rote Flüssigkeit ergoss sich über seine Arme und Kleidung.
    Er schaffte es nicht, ihn zu halten. Mit einem dumpfen Aufprall fiel Reece zu Boden, und Danny sah den zweiten Mann starr vor Entsetzen neben Bullet im Zelt stehen. Maddoxhielt eine Pistole in der Hand. Die Mündung zeigte direkt auf Danny.
    Er warf sich zur Seite, Schüsse peitschten durch die Luft, und dann machte er nur noch, dass er wegkam, rannte, so schnell er konnte, los.
    Er hatte vielleicht fünfzehn Meter hinter sich gebracht, als er es wagte, nach hinten zu sehen. Maddox kam gerade aus dem Zelt, das Funkgerät in der einen Hand, die Pistole in der anderen, und sein Blick heftete sich an ihn wie eine Laser-Zielsuchautomatik. Danny rannte schneller. Sein Herz raste, als er das provisorische Lager durchquerte, wo einige kleinere Zelte für die Handvoll Wissenschaftler standen, die mit ihm für das Projekt rekrutiert

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