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Menschen wie Götter

Menschen wie Götter

Titel: Menschen wie Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Snegow
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einen vagen Gedanken an der Grenze der Möglichkeiten des Dechiffriergeräts hätte er es sich erlaubt, uns einen Vorwurf zu machen. Aber er gesellte sich jetzt nur noch zu dem Drachen. Der war nicht auf Arania gewesen und konnte die Katastrophe nicht mit verschuldet haben.
    „Alles geht gut, Vagabund“, sagte ich.
    „Zu gut, um gut zu sein“, erwiderte der Drachen.
    „Mir ist das unverständlich, nicht gut, weil es zu gut ist. Verstehst du das, Mizar?“ Ich streichelte den Hund. „Zwar hat dein Lehrer den Kurs Integralrechnung mit dir nun nicht beendet, aber er versicherte stets, daß du mit der Logik besser zupacken könntest als mit den Zähnen und daß du außerdem Talent zu einem echten Realisten hättest. Wir Menschen haben Angst vor Phantomen, du ignorierst sie verächtlich, denn sie gleichen nur den Lebenden, ohne die Wärme und den Geruch eines lebenden Körpers zu haben, nicht wahr? Widerlege den Drachen, Mizar!
    Vagabund ist dem Skeptizismus verfallen.“
    „Alle meine Gedanken gelten Lussin. Nach eurer Art vermag ich nicht mehr zu urteilen“, knurrte Mizar traurig.
    „Lieber Admiral, grundlos greifen Sie unseren verehrten Freund Vagabund an. Seine Argumentation verdient beachtet zu werden. Unser scharfsinniger Freund denkt sich in die Grausamen Götter hinein, die es vielleicht gar nicht gibt, und erwägt, wie er an ihrer Stelle handeln würde, obwohl sie, ich wiederhole es, möglicherweise gar nicht handeln. Und es erweist sich, daß ihre Inaktivität in diesem konkreten Falle stärkste Aktivität ist. Er würde das säubernde Sternenflugzeug auf keinen Fall sofort angreifen, sondern es sich zunächst einmal genau ansehen und klären, welche Ziele und welche physischen Möglichkeiten es hat.“
    Ich entgegnete: „Sie urteilen, als wären die Grausamen Götter eine Realität. Aber das muß erst bewiesen werden. Der Glaube der Aranen bezeugt nicht viel.
    Sie glaubten an die Existenz der Mutter Blitzspeicherin. Als wir einen automatischen Entlader aufstellten, war es mit der unheilvollen Mutter aus und vorbei.
    Sie war nur eine Fiktion gewesen, nicht einmal ein Trugbild. Die Menschen, du weißt das nicht, Vagabund, glaubten, mächtige höhere Wesen bevölkerten die Erde: Zeus, Jehova, Wotan, Odin, Ormuzd, Christus, Allah, Vitzliputzli, Baal, Wischnu, Krischna. Sie sahen sie, hielten Zwiesprache mit ihnen, empfingen von ihnen strenge Belehrungen und wertvolle Hinweise, richteten nach ihren Befehlen das Leben aus, doch es gab sie nicht. Sie waren weniger real als unsere Phantome, die doch wenigstens ein stoffliches Element an sich haben. Die Götter jedoch waren Wörter, Traum, Phantasie! Und ich sage dir, Vagabund, das war bei weitem nicht die phantastischste der menschlichen Phantasien.“ So entspann sich eins der üblichen Gespräche über die Grausamen Herrscher der Untergehenden Welten. Auf allen Sternenflugzeugen wurden analoge Unterhaltungen geführt.
    Romero und ich gingen in den Observationssaal.
    Die „Rammbock“ ließ sich vortrefflich beobachten.
    Elegant war ihr ungestümer Flug im gelben Staub, der den Dreifachstern umhüllte, der von ihr geschaffene saubere Raum glich einem Tunnel, der sich bewegte und unaufhörlich erweiterte. Romero bemerkte als erster, daß mit der „Rammbock“ etwas nicht stimmte, die Schiffsmaschine meldete es eine Sekunde später.
    Das Sternenflugzeug warf sich plötzlich hin und her, einer Eidechse ähnlich, der man den Kopf abgerissen hat - der Körper windet sich noch krampfhaft, scheint voller Energie. Dann erstarb es. Die Annihilatoren hörten auf, Staub zu schöpfen, die sich erweiternden Kreise verwandelten sich in eine tote Keplersche Ellipse. Das war kein mächtiges kosmisches Schiff mehr, das die Struktur des Raums beliebig veränderte. Das war ein Gefangener des Raums, ein Asteroid, ein lebloses kosmisches Stück Materie, ein winziger Planet, urteilt man nach den Maßstäben des Kosmos.
    Oleg rief mich zu sich. Auf der „Rammbock“ streikten nicht nur die Annihilatoren, sondern auch die Nachrichtengeräte. Sie reagierten nicht auf die Rufzeichen. Dennoch setzte ihr denkendes Zentrum die Arbeit fort, ihre Schiffsmaschine generierte schwache Signale, die jedoch so chaotisch waren, daß sie nicht entschlüsselt werden konnten.
    „Wir müssen einen Schlepper hinschicken“, sagte Oleg düster. „Aber wie kommen wir in die ,Rammbock’ hinein? Äußerlich wirkt sie unbeschädigt, man wird Löcher in den Rumpf schneiden müssen, falls wir das Tor

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