Menschen wie Götter
stürzten sie sich in den sicheren Tod, um zu versuchen, von denjenigen die Vernichtung abzuwenden, die auf dem Planeten geblieben waren.
Äußerste Erregung ergriff mich, als ich die todbringenden Punkte auf uns zukommen sah. „Olga, greif an!“ rief ich. „Zu früh!“ antwortete sie. „Zu früh, Eli!“
„Greif an!“ flehte ich, von Angst gepackt. „Begreif doch, sie überholen die eigenen Gravitationsschläge! Jede Sekunde des Zögerns bedeutet neue Überlastungswellen, die dann über uns hereinbrechen!“
„Die Gravitatoren schwächen sie ab!“ sagte sie unbeirrt. „Ich darf nicht zu früh angreifen, weil ich den Planeten auf der Achse behalten will. Der Planet versperrt mir den Ausgang in die Freiheit, nicht die Schiffe.“
Die galaktischen Kreuzer des Gegners nahmen Gestalt an. Sie waren Stunden Lichtweges entfernt, Sekunden unseres rasenden kosmischen Laufs. Und in diesem Augenblick schaltete Olga die Kampfannihilatoren ein. Sofort zerflossen die Körper auf den Raumwellenbildschirmen zu Nebel, wirbelten auf, verschmolzen zu einem funkelnden Fleck. Als wir hindurchjagten, erblickten wir in der Optik zehn hell aufflammende und sogleich verlöschende Sterne. Die Flottille des Feindes existierte nicht mehr.
Jetzt sahen wir in der Optik nur den langsam größer werdenden, zum Untergang verdammten Goldenen Planeten, der, wie die Geräte zeigten, verzweifelt Schwerefelder zu seinem Schutz generierte Dann brachen wir in den Streifen der Gravitationssalven ein, welche die vernichteten Kreuzer abgefeuert hatten, und es erwies sich, daß unsere Gravitatoren nicht imstande waren, sie abzuwehren. Ich wurde zusammengepreßt, stöhnte, neben mir stöhnte Oshima, Leonid fluchte. Diese erste Welle war die schwächste, die Kreuzer hatten sie vor ihrer Vernichtung ausgestoßen, als ihre Geschütze offenbar nur noch vermindert leistungsfähig waren. Bestimmt hatten die Verderber gewußt, daß ihre Schläge schwächer wurden, und bei ihrem Weiterflug lediglich ein Ziel verfolgt den frontalen Zusammenstoß, die gegenseitige Vernichtung.
Dagegen war die zweite Überlastungszone so gewaltig, daß mir der Atem fehlte, um zu stöhnen Ich wurde gequetscht, rasender Schmerz zerriß mir die Körperzellen. Neben mir röchelte Leonid am Boden, er hatte das Bewußtsein verloren, vielleicht war er schon tot. Nur Olga, die sich an die Sessellehne klammerte, gelang es, ihre Kräfte zusammenzuhalten. Sie wußte, daß sie bei klarem Verstand bleiben mußte, und sie blieb es.
„Olga!“ sagte ich heiser und versuchte mich aufzurichten. „Olga, der dritte Schlag ... !“
„Halte aus, Eli!“ rief sie keuchend. „Haltet aus, Freunde! Gleich vernichten wir sie!“
Die dritte Überlastungswelle brach in dem Moment auf uns herein, als ich den verfluchten Goldenen Planeten zerfallen sah. Eine riesige Scheibe flammte im Überlichtbereich auf und zersprang. Fetzen wurden zu Nebel. Doch in der Optik erblickten wir eine gigantische Explosion, eine Flammensäule, die aus dem Innern des Planeten aufschoß.
Olga hatte genau gerechnet, erbarmungslos hatte sie den Schlag geführt. Alles war im Bruchteil einer Sekunde zu Ende. Der entsetzliche Planet, der uns mit seinen ungeheuren Gravitationsmechanismen den Ausgang aus dem Sternhaufen versperrt hatte, war nicht mehr. An seiner Stelle gähnte ein neues Loch im All, ein Durchbruch im kosmischen Raum. Bevor mir die dritte Gravitationswelle, die zu spät herangeflogen war, als daß sie die Verderber hätte retten können, das Bewußtsein raubte, sah ich als letztes den Drohenden, der weit zur Seite fortgetragen worden war und sich wieder in einen rötlichen Punkt verwandelt hatte, sah ich den klaren Himmel, an dem ferne Sterne leuchteten, die prächtige Milchstraße - die gigantische Weite des Universums.
Aus dem Sternengefängnis, das uns beinahe zum Grab geworden wäre, waren wir in die Freiheit ausgebrochen, in den Kosmos.
Dritter Teil
- Die Erde -
1
„Eli!“ rief mich eine Stimme. „Eli! Eli!“
Ich wollte antworten, wollte sagen, daß ich lebe.
Vielleicht bin ich erblindet, ansonsten ist alles in Ordnung, wollte ich der Stimme zurufen. Ich stehe gleich auf, ruft nicht so verzweifelt, ich ertrage es nicht! Laßt mich, bat ich schweigend.
Damals schien mir, meine Gedanken wären klar.
Da ich jetzt die Aufzeichnungen meiner Gehirnstrahlungen durchsehe, erkenne ich, daß mein Verstand kaum flackerte, nur dunstiges Glimmen formlosen Fieberwahns erhellte ihn.
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